Casita Simon: Von Stahlrohren und Messfehlern

Nachdem ich euch Mitte März vom Baubeginn an meinem kleinen Häuschen, der Casita Simon, erzählt habe, gibt es mittlerweile wieder viel zu berichten. Nicht zuletzt aufgrund der Grippe-Quarantäne sind die Fortschritte überschaubar, doch die Umrisse des Häuschens sind bereits recht gut zu erkennen.

Alles begann natürlich erst mal mit dem genauen Abstecken der Außenkanten, wofür ich ein einfaches Schnurgerüst bauen wollte. Also erst mal zur Cooperativa ein paar Kanthölzer, Bretter und Schnur gekauft. Dann alles zugeschnitten, die Pflöcke angespitzt und ab damit auf den Hänger. Als ich dann Rückwärts die steile Kurve zu meiner Baustelle runterfahren wollte, schaffte ich es doch tatsächlich, den Hänger samt Jimny im Graben festzufahren.

Also Hänger abgeladen, abgekuppelt und im nu war der Jimny auch schon wieder frei und ich konnte mich der eigentlichen Arbeit widmen. Für das Schnurgerüst brauchte ich an jeder Ecke drei Pflöcke in der Erde mit zwei daran festgeschraubten Brettern, das Ganze ungefähr im 90° Winkel. Die Höhe der Bretter war in meinem Fall gleichzeitig die spätere Bodenhöhe.

Mit einer Schnurwasserwaage übertrugen wir die Höhe von der einen Seite auf die andere, womit der tatsächliche Höhenunterschied im Gelände erstmals richtig sichtbar wurde. Auf die 8,5 Meter Länge sind moderate 40cm auszugleichen. Doch im Moment ging es mehr darum die Winkel rechteckig zu kriegen bzw. die Schnur halt einfach an der richtigen Stelle am Brett festzumachen.

Einfacher gesagt als getan, doch nach gefühlten 50 Mal nachmessen und umstecken hatten wir es vollbracht. Alle Abstände sowie die Diagonalen waren in etwa gleich, die Winkel sahen nach ziemlich genau 90° aus. Vielleicht nicht perfekt, doch gut genug wie ich finde. Isais machte sich schon mal daran die ersten Löcher auszuheben, während ich mich um die Stahlrohre kümmerte.

Um später richtig im Boden verankert zu sein, können die 10x10cm Rohre nicht einfach so in den Beton, sondern brauchen ein paar Füße wie wir es hier nennen. Im Prinzip sind das nur ein paar dicke Furniereisen, die wir in unterschiedlichen Winkeln anbringen und so für eine ausreichende Verankerung sorgen. Sven schweißte mir dazu ein paar Halterungen an den Rohren fest, wo später in der Baugrube die Eisen befestigt werden können.

Die Rohre auf die richtige Länge zugeschnitten, mussten wir dann erstmal den Berg bis an meine Baustelle runtertragen. Einer der zugeschnittenen Eckpfeiler mit 6mm Materialstärke wiegt locker mal 65kg, doch die Dinger runterzutragen war noch die kleinere Herausforderung. Schließlich mussten wir die Pfosten senkrecht aufstellen und millimetergenau Ausrichten, bevor es ans Füße anbringen und einbetonieren gehen konnte.

Mit der Hebelwirkung des in der Luft pendelnden Stahls ist nicht zu spaßen und ich wurde einmal beinahe von einem der Rohre erschlagen. Dazu muss man auch sagen, dass wir die Rohre natürlich nicht direkt auf den Matsch gestellt haben, sondern immer noch einen großen Stein zwischen Rohr und Erde gelegt haben. Der Balanceakt gelang so natürlich noch viel einfacher.

Naja, war ein Pfosten erstmal an die ungefähr richtige Stelle gehievt, befestigten wir ihn provisorisch mit zahlreichen Holzstücken und dann ging es mit dem Hammer an die Feinausrichtung. Im Vergleich zum Mauern ist es so natürlich ungleich schwerer, wirklich präzise zu arbeiten. Doch all der Hindernisse und Erschwernisse zum Trotz, schafften wir es pro Tag zwei Pfosten fertig einzubetonieren.

Die Anzahl der Pfosten habe ich zwischenzeitlich von 14 auf 12 reduziert, in Realität statt auf dem Computerschirm sehen die 12 nämlich schon ziemlich überdimensioniert aus für das kleine Häuschen. Stark ist gut, stärker ist besser, doch übertreiben müssen wir es ja nicht. Außerdem konnten wir so einen Tag früher damit anfangen, die ersten Querverbindungen zwischen den Pfosten einzuschweißen.

Die Höhe der späteren Zwischenetage wo sich das Schlafzimmer und ein Balkon befinden werden, änderte ich auch noch von 2,50 Meter auf 2,40 Meter, was für ein wenig mehr zusätzliche Deckenfreiheit sorgen sollte. Alles nochmal nachgemessen und angezeichnet, schnitt ich den ersten Querbalken zurecht, den Sven sogleich anschweißte.

Mit einigen Unterbrechungen – schließlich haben wir ja nicht nur eine aktive Baustelle – ging es dann Stück für Stück weiter. Irgendwann als sich der Kreis ums Haus langsam zu schließen begann, kamen mir die Höhen doch ein wenig seltsam vor und ich begann nachzumessen. Nachzuvollziehen war es nicht mehr, doch aufgrund irgendeines Messfehlers wurden die Höhenmaße vom Schnurgerüst auf den Stahlrahmen nicht korrekt übertragen.

Bei Nacht und mit Hilfe meines Kreuzlinienlasers, stellte ich Abweichungen von bis zu 12cm zwischen den einzelnen Pfosten fest. Also die Höhenmarkierungen auf den fest einbetonierten Pfosten, welche eigentlich die spätere Bodenhöhe angeben sollten, waren nicht identisch. Da wir aber von diesen fehlerhaften Markierungen aus nach oben gemessen hatten, war schlussendlich kein einziges Stahlrohr dort, wo es eigentlich sein sollte.

Nach viel Aufregung und ein bisschen um planen, stellte sich das aber als relativ kleines Problem heraus. Schließlich waren die Rahmenteile jeweils auf einer Höhe, wenn auch nicht exakt dort wo sie sein sollten. Aber solange alles gerade ist halten sich die Probleme in Grenzen. Wir mussten schließlich einige Pfosten zusätzlich verlängern und eine fehlerhafte Querverbindung austauschen, doch der Aufwand dafür war recht überschaubar. Glück gehabt.

Die Zwischenetage ist jetzt um weitere 8cm niedriger als ursprünglich geplant, außerdem sind die Außenmaße rund 1cm zu breit und 2cm zu lang geworden, was angesichts der Umstände aber in Ordnung ist. Mitarbeiter eines Vermessungsbüros werden hier niemals auftauchen, ganz abgesehen davon, dass ich noch nicht einmal eine Baugenehmigung habe.

Die bekommt man üblicherweise erst dann, wenn die Umrisse des Gebäudes klar erkennbar sind. Also eigentlich jetzt. Das Amt ist aufgrund der Grippe aber geschlossen, Materiallieferungen nur sehr eingeschränkt möglich. Für den Moment haben wir aber noch genügend Arbeit und Material auf Lager. Als nächstes werden wir uns dem Dachstuhl widmen. Mehr dazu im nächsten Beitrag!

7 Antworten

  1. Michael sagt:

    @Piero: bin gespannt ob meine Antwort nun mal dort erscheint wo sie erscheinen sollte, denn ja, ich klicke direkt auf „Antworten“ bei Pieros Post von 2:12 Uhr.

    Du verwechselst das mit einem Streifenfundament oder Punktfundament und das hat mit amerikanisch nichts zu tun und macht man in Verbindung mit einem Rahmen.

    Letztlich macht man einen Rahmen den man dort draufstellt und ausrichtet, wenn man so will oder wenn man 14 Säulen macht, dann eben mit entsprechender Messtechnik, aber das so zu machen Im Dschungel mit Wasserwaage und Meterstab ist eine Heldentat, zudem ohne Rahmen in ca. 50cm Höhe ! 😉
    Und dann wird zwischendrin die Bodenplatte ausgegossen, umgekehrt wäre einfacher, aber was soll’s – mit dem Kopf durch die Wand geht auch, man braucht keine Türe, so lange man jung und stark ist und man es nicht eilig hat.

  2. Piero sagt:

    Na so lange die Bude nachher nicht schaukelt oder (bei starkem Regen) abrutscht ist doch alles okay.
    Aber Du hast wohl etwas niedrig geplant. Trotzdem bewundere ich euern Enthusiasmus.

    • Simon sagt:

      Das hast du falsch verstanden, nur die Empore befindet sich auf 2,40m Höhe. Die Raumhöhe sollte am Schluss ca. 5,4m betragen. Enthusiasmus? Naja, wir sind nicht ausgewandert um aufzugeben 🙂

  3. Michael sagt:

    Seltsam, dass man in anderen Ländern zuerst den Boden ausrichtet, dann die Bodenplatte gießt und ausgleicht und dann erst die Wände und Träger aufstellt die man darauf viel zu kompliziert und wackelig einfach nur andübelt und das mit Plastikdübeln ! Man stelle sich das mal vor, zum Glück sieht man danach nichts mehr davon und die Leute wiegen sich in Sicherheit.

    Eure Methode ist viel einfacher, 14 Säulen im Boden jeweils einzeln zu verankern und auszurichten in Höhe, Neigung, in der Flucht auf völlig unebenem Gelände ist ein regelrechtes Kinderspiel und die Abweichung von nur 12 cm eine Spitzenleistung.

    😉

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