Residencia Markus: Von Lehmziegeln und Kalkmörtel

Ich darf euch herzlich auf Markus’ Baustelle begrüßen, von wo ich nach fast halbjähriger Pause wieder etwas zu berichten habe. Die Baustelle ist in den letzten Monaten einige Meter gewachsen und mittlerweile kann man tatsächlich die Umrisse des Hauses erkennen. Doch beginnen wir von vorne.

Es war im vergangenen August, als Markus die Bodenplatte für sein Haus fertiggestellt hat. Als nächstes waren die Wände dran. So weit, so klar. Dazu hat Markus schon lange recherchiert und wollte sich ursprünglich Porenbeton holen, da er damit in Deutschland schon gute Erfahrungen gemacht hat. Dieser Baustoff ist in Panama allerdings sehr unüblich und eigentlich kaum erhältlich.

Über einen Händler in Mexico hätte er dann tatsächlich Porenbetonblöcke bekommen. Der Preis und vor allem die Transportkosten plus Zoll machten das Angebot dann doch ein wenig unattraktiv. Ich persönlich war von der Idee nie überzeugt. Ich denke Porenbeton ist der falsche Baustoff für das tropische Klima. Was denkt ihr?

Schließlich entschied Markus sich für klassische Lochziegel aus gebranntem Lehm. Die sind in Panama zwar immer noch unüblich, werden aber im Land hergestellt und waren leicht und kostengünstig zu bekommen. Weil der große LKW bei uns nicht um die Kurve gekommen wäre, ließ Markus sich die ersten 16 Paletten zum Nachbaren liefern. Von dort kutschierte er die Blöcke dann in kleinen Fuhren auf seine Baustelle.

Und dort standen sie dann nochmal ein paar Monate, während ich mich schon wunderte, warum sie noch kein Moos ansetzten. Markus bereitete in der Zwischenzeit die zahlreichen Durchbrüche für Wasser, Warmwasser und Abwasser vor. Die Bodenplatte wollte er damals nämlich sauber und glatt haben, ohne irgendwelche überstehenden Bauteile.

Deswegen mussten die Rohre jetzt erstmal wieder freigelegt und entsprechend verlängert werden. Eine zeitraubende Arbeit. Aber ganz allgemein macht Markus alles was er macht in einer unglaublichen Ruhe. Und da ist es auch egal ob er Zwiebeln schneidet oder ein Haus mauert. Man könnte es filmen und als Therapie Sitzung für stressgeplagte Großstadtbewohner verkaufen.

Zu Beginn des neuen Jahres, Markus war gerade von einer Amerika Reise zurückgekehrt, ging es schließlich mit frischer Motivation zurück auf die Baustelle. Und dort war mittlerweile alles vorbereitet. Neben Zement und Sand hat Markus auch Kalk besorgt, um selber einen Kalkmörtel anzumischen. Eigens dafür wurde auch eine kleine elektrische Mischmaschine angeschafft.

Im Vergleich zu ihrem großen Bruder ist sie zwar ein Spielzeug, für die Aufgabe des Mörtel Anmischens aber genau richtig. Tja es konnte also losgehen. Die wichtigste Reihe beim Mauern soll die erste sein, weshalb Markus sie auch höchstpersönlich und mit größter Sorgfalt selber gemauert hat. Stein für Stein ging es voran, wobei das jetzt vielleicht etwas zu schnell war. Doch seht selber.

Die Anti-Stress Therapiesitzung mit Markus ist ab sofort buchbar. Man kann jetzt sagen was man will, doch das Ergebnis passt. Und das ist das Wichtigste, wenn ihr mich fragt. Wobei man jetzt auch wieder sagen muss, dass die Qualität der Steine sehr zu wünschen übriglässt. Das sieht man schon beim danebenstehen, denn kaum ein Stein auf den Paletten ist ohne sichtbare Beschädigung.

Die abgeschlagenen Kanten sieht man von weitem, doch sehr viele Steine haben auch feine Risse, die erst bei näherer Betrachtung auffallen. Gab es da ein Problem beim Transport oder ist das gar normal? Beim Arbeiten mit den Steinen fällt dann noch vielmehr auf, dass deren Fertigungstoleranzen wohl sehr großzügig sind. Kaum ein Stein ist wie ein anderer. Alle irgendwie ein wenig schräg und irgendwie schwierig, die Dinger in eine gerade Linie zu bekommen.

Die erste Reihe war dann trotzdem bald fertig, was bei Markus‘ dreieckigem Grundriss gar nicht so trivial war. Hier nochmal zur Erinnerung eine virtuelle Vogelperspektive des Hauses. Quadratisch, praktisch, gut einmal anders herum. Außer das Klo ist da gar nix mit quadratisch. Umso interessanter sieht auch die Baustelle aus, wo sich Markus nach der ersten Reihe doch noch Verstärkung holte.

Und wer jetzt denkt am nächsten Tag kam ein Arbeitstrupp von fünf Panamesen die jetzt endlich mal die Bude fertigbauen, tja, der hat falsch gedacht. Aber immerhin Sven darf ihm jetzt helfen. Was ja durchaus ein gemütlicher Job für ihn ist. Schließlich befindet sich die Baustelle nur ein paar Meter von zu Hause, ganz ohne irgendwo hinzufahren.

Sven ist nämlich in den letzten Wochen Großteils am Santa Fe Paraiso beschäftigt, von wo es auch schon wieder so viele Neuigkeiten zu berichten gibt. Naja, jedenfalls war die Baustelle von Markus damit sowas wie eine Nebenbeschäftigung. Doch zwei Tage die Woche Baufortschritt ist auf jeden Fall besser als gar kein Baufortschritt.

Mittlerweile kann ich die Baustelle auch von meinem Haus aus sehen. Die rötlichen Ziegel leuchten zwischen dem grün hervor. Auch die klassische Musik passt gut dazu. Mit Stand heute sind die Mauern schon teilweise höher als Markus. Ein gutes Zeichen. Es geht voran würde ich sagen. Ich bleib dran und berichte wieder, sobald sich hier was getan hat. Bis dann!

1 Antwort

  1. Michael sagt:

    Porenbetonblöcke sind insofern super, da sie gesägt und sogar gefeilt werden können, womit man quasi jede Form daraus erstellen kann. Die Wände werden somit sehr gerade, man braucht kaum Verputz. Das einlegen von Rohren und Schläuchen ist entsprechend einfach, auch sind die Wände dann sehr schnell wieder geschlossen. Auch werden sie geklebt, d.h. Mörtelschicht ist sehr dünn. Der Isolierwert ist hoch, da man auch gegen Hitze isolieren kann und nicht nur gegen Kälte. Es gibt Leute die bauen sich eine Küche aus Porenbetonblöcken, nur die Fronten sind aus Holz + Arbeitsflächen.
    Ziegel – bei jeder Produktion gibt es Ausschuss den man auf die Seite legt, sieht so aus als ob er den gesammelten Ausschuss erhalten hat ? Oder die Fertigung ist qualitativ einfach schlecht.

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