Neues aus dem Garten: Roselle – von Tee bis Marmelade

Willkommen zum ersten Beitrag des Jahres 2024. Wir erinnern uns noch gut an das vergangene Jahr, wo ich euch von unserem Weihnachtschaos und dem Spanferkel erzählt habe. Dieses Mal geht es um eine kulinarische Köstlichkeit, die in Panama besonders um die Weihnachtszeit sehr beliebt ist. Und aus dem Garten kommt der Bericht deshalb, weil ich es dieses Jahr sogar selber angebaut habe. Doch beginnen wir von vorne.

Zu Besuch am Haus eines Bekannten unweit der Finca, fielen mir in einem Topf ein paar sprießende Samen auf. Da nur der Haussitter da war, wussten wir noch nicht mal wirklich was es war. Sah jedenfalls interessant aus. Schließlich gab er mir ein paar der zarten Triebe mit und sagte irgendwas von Kirschen. Zu Hause angekommen steckte ich die Dinger erstmal in Töpfe und wartete einige Wochen.

Als die Pflänzchen langsam groß genug waren um sie erkennen zu können, stellte sich schnell heraus, dass es sich dabei um Roselle handelte. Es ist eine Unterart von Hibiskus die in vielen Ländern sehr beliebt und unter tausend verschiedenen Namen bekannt ist. Agua oder Flor de Jamaica sind dabei wohl die universellsten.

In Panama wurde sie von jamaikanischen Einwanderern eingeführt und wird Saril genannt. Zur Weihnachtszeit wird daraus ein Erfrischungsgetränk mit Ingwer namens Chicha De Saril. Die Panamesen kochen dabei die frisch gepflückten Blüten bzw. Blütenkelche. Die Zubereitung als Tee bzw. Eistee ist natürlich mit frischen als auch mit getrockneten Blüten möglich. In Europa kennt man es am ehesten als Hibiskustee.

Die krautigen Pflanzen sind einjährig und werden rund 2 Meter groß, weshalb ich die wenigen Exemplare die ich hatte, direkt in eines meiner Beete vor der Terrasse einpflanzte. Dort gediehen sie auch wirklich prächtig und fühlten sich sichtlich wohl. Weder die pralle Sonne noch der starke Regen konnte ihnen etwas anhaben. Auch die Insekten hatten kein großes Interesse an den saftigen Blättern.

Die kann man übrigens auch essen und sie haben einen interessanten Geschmack. Als Ersatz für Salat oder auch zum Kochen wie Spinat bestens geeignet. Eigentlich abgesehen hatte ich es aber auf was anderes. Nach nur wenigen Monaten und rechtzeitig zu Weihnachten, verwandelten sich die grünen Büsche nämlich in ein Meer von rosaroten Blüten.

Zur Samenreife wurden die Blütenkelche dann richtig groß und fleischig und änderten ihre Farbe in ein leuchtendes Rot. Das war der richtige Moment für die Ernte. Mit einer Schere knipste ich vorsichtig die einzelnen Blüten ab. Wenn man die Äste beim Ernten nämlich nicht beschädigt, treibt der Strauch bis zu drei Monate lang immer wieder neue Blüten aus.

Im Handumdrehen hatte ich zwei große Küchenschüsseln voller roter Blüten gesammelt. Für Tee könnte man diese jetzt als Ganzes direkt verwenden oder trocknen. Ich hatte allerdings andere Pläne und wollte eine Marmelade machen. Dazu musste ich also alle nicht essbaren Bestandteile raustrennen. Man könnte jetzt mit einem Messer die Samenkapseln aus den Blüten schneiden und damit wahrscheinlich ganze Tage verbringen.

Stattdessen rupfte ich einfach die fleischigen Blütenkelche von den Samenkapseln ab und sammelte alles in getrennten Schüsseln. Weil dabei meist der hintere Teil der Blüte an der Samenkapsel verbleibt, ist die Methode nicht 100% effizient aber ein guter Kompromiss aus Schnelligkeit und Ergiebigkeit. Was folgte war eine gründliche Wäsche. Schließlich wollen wir ja nicht die Käfer und Ameisen mitessen, die sich da in den fein behaarten Blüten rumgetrieben haben.

Zusammen mit ein bisschen Wasser kochte ich die Blütenkelche erstmal für eine halbe Stunde ein. Die Masse war nun schön weichgekocht und mit dem Pürierstab entstand ein leuchtend roter homogener Brei. Ein bisschen Zucker und Gelatine und fertig war die Marmelade. Und jetzt staunt und hört, denn der süßlich säuerliche Geschmack sowie auch die Farbe erinnern tatsächlich an Kirsche.

Dabei ist Saril nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund. Grund genug noch ein zweites Rezept auszuprobieren. Weil ich die Idee mit dem Tee grundsätzlich gut finde, mir aber nicht jedes Mal wegen einem Glas Saft den Aufwand antun will, wäre ein Sirup ganz nützlich. Die Vorgehensweise war dabei identisch zur Marmelade, nur ein bisschen weniger Zucker und ohne Gelatine.

Für den extrasauren Geschmack gab ich noch einen Schuss Essig dazu. Abgefüllt in eine 2 Liter Glasflasche ist der Sirup nun in meinem Kühlschrank und ich kann mir in wenigen Sekunden ein frisches Agua de Saril zubereiten. Sehr schön und perfekt passend zur beginnenden Trockenzeit. Dieses Jahr soll es nochmal sehr trocken werden und wir sind schon mitten in den Vorbereitungen.

Die Schläuche sind alle aus dem Lager zurück und schon überall im Garten verteilt. So schön grün wie auf den Bildern wird es nicht bleiben, doch spätestens zu Beginn der Regenzeit im Mai kommt dann auch das großflächige Grün zurück. Irgendwie schon schade, wenn immer alles austrocknet, doch ich finde die Abwechslung aus nass und trocken eigentlich ganz gut.

Perfekter blauer Himmel und das monatelang. So werden wir demnächst sicher wieder einige Trips zum Fluss bzw. zum Meer unternehmen. Möge das neue Jahr uns und euch allen eine tolle Zeit bescheren. Ich freu mich drauf, bis zum nächsten Mal!

5 Antworten

  1. Michael sagt:

    „die krautigen Pflanzen sind einjährig“ nein, die sind mehrjährig in Panama.

  2. Frank sagt:

    Ein frohes Neues! Immer wieder schön, deine Beiträge zu lesen.
    Der Link in meiner Email für diesen Beitrag hat nicht funktioniert

  3. Brigitte sagt:

    Ein gutes neues Jahr, Gesundheit, viel Freude und Abenteuer wuensch ich Euch!
    Danke fuer den ‚leckeren‘ Beitrag! Die knallrote Farbe ist echt cool!

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