Neues von der Hostel Baustelle: Schleppdach mit Hindernissen

Schon länger gab es keine Berichte mehr zum Baufortschritt an unserem Hostel, was ich mit diesem Beitrag ändern möchte. In den vergangenen Wochen waren wir fleissig damit beschäftigt, die Arbeiten an den verschiedenen Gebäuden voranzutreiben. Der Fokus lag auf dem Küchengebäude, wo wir uns um die Überdachung für die geplante Terrasse kümmerten.

Das Gebäude ist das erste, welches wir komplett in Eigenregie errichtet haben. Während wir am Lagerhaus und den Hostelzimmern noch die Unterstützung lokaler Handwerker in Anspruch genommen haben, waren die dabei gesammelten Erfahrungen ausreichend, um von nun an alleine weiterzumachen. Und dabei lassen wir auch noch unsere eigenen Stilelemente mit einfließen.

Wobei es ehrlich gesagt eher Zufall war. Das überaus hübsche und absolut einzigartige Design des Dachstuhls unseres Küchengebäudes, entstand nämlich in Teamarbeit. Ich war wie so oft mit der Kostenplanung beschäftigt, während Sven mir vorrechnete wie lange es noch dauern würde und wie viele Materialien wir noch brauchen würden, um die Dachschräge über dem Ringanker aufzumauern.

Offener Dachstuhl am Küchengebäude

Da aus statischen Gründen jedoch nur einige Punkte wirklich nötig waren, erschien mir die Wand überflüssig. Wir suchten also nach Möglichkeiten das einfacher zu gestalten und kamen auf das offene Design, welches wir schließlich auch umgesetzt haben. On-the-fly sozusagen. Man könnte auch sagen agiles Projektmanagement hahaha.

Das Ergebnis ist ein schöner offener Dachstuhl, wo Wind und Licht durchkommen und für eine tolle Atmosphäre vor der Küche sorgen. Die rund 40m² große Terrasse, welche daran anschließen soll, haben wir im Vorfeld nur grob geplant. Aufgrund der umherliegenden Felsen, wie auch den großen Bodenunebenheiten in diesem Bereich, waren unsere Möglichkeiten allerdings begrenzt.

Die Dachkonstruktion auf dieselbe Art und Weise weiterzuführen, wäre uns zwar am liebsten gewesen, war aufgrund der zu niedrigen Höhe allerdings nicht möglich. Das letzte was wir wollten war natürlich, das wunderschöne grüne Bergpanorama zu beschneiden. Um für später einmal insgesamt 14 Gäste ausreichend trockenen Platz zu haben, mussten wir außerdem großzügige Dachüberstände einplanen.

Bewehrung für die erste Säule

Als nach viel messen, rechnen und kalkulieren die genauen Umrisse klar waren, ging es als erstes an das Buddeln der Löcher für die insgesamt fünf Betonsäulen, auf denen der Dachstuhl ruhen sollte. Die Terrasse besteht aus zwei, flächenmäßig etwa gleich großen Teilen, die wir allerdings in einer L-Form anordnen werden. Dort wo die Löcher für die Säulen hin sollten bzw. eigentlich mussten, waren zumindest in einigen Fällen wieder mal große Felsbrocken im Weg.

Mit zwei langen Stahlrohren und der Hebelwirkung, waren diese allerdings nach wenigen Minuten zur Seite gerollt. Und los konnte es gehen mit der ersten Säule. Dazu betonierte Sven im ersten Schritt die fertige Bewehrung in den Boden, während die eigentliche Säule im zweiten Arbeitsgang gegossen wurde. Dazu verwendete er ein der Länge nach aufgeschnittenes PVC-Rohr, welches über die Bewehrung gestülpt, mit Drähten fixiert und schließlich mit Beton gefüllt wurde.

Auf diese Art entstand jeden Tag eine neue Säule. Während die erste noch ziemlich ramponiert rauskam und teilweise große Löcher hatte, wurde das Ergebnis Säule für Säule besser. Ja, mit gesiebtem Sand und ein wenig Fett in der Schalung, sehen sie fast schon professionell aus. Der Verputz wird es sowieso richten und für die Statik spielt das Aussehen ja sowieso keine Rolle.

Die nächste Herausforderung war es, die drei Hauptträger des Schleppdachs am bestehenden Gebäude zu verankern. Dazu standen jeweils zwei Eisenstangen aus den bestehenden Säulen, an die nun irgendwie die rechteckigen Stahlrohre angebracht werden mussten, auf denen der Dachstuhl ruhen sollte. Sven verbrachte einige Zeit in der Werkstatt und entwickelte eine ausgeklügelte Halterung.

Verankerung des Schleppdachs

Aus Stahlplatten, gebogenem Blech und Gewindestangen, baute er sozusagen drei passgenaue Metallschuhe, welche an der bestehenden Struktur fixiert wurden und somit stabile und vor allem schweißbare Ankerpunkte, für das Schleppdach darstellten. Sehr schön. Und als die fünf Säulen sowie drei Hauptträger erst einmal miteinander verbunden waren, ging es schon wieder in Richtung Routine.

Im nächsten Schritt verbauten wir die gewohnten Metallprofile, die in Panama analog zu Dachsparren verwendet werden. Der Einfachheit halber malten wir sie noch am Boden in der Werkstatt braun an, um später nicht stundenlang mit der Leiter und dem Gerüst, unter dem fertigen Dach rumturnen zu müssen. Nach einigen Tagen hatten wir rund 120 Meter Stahlprofile verbaut und alles war fertig für das eigentliche Dach.

Insgesamt 54 Wellbetonelemente, die wir kurz vorher noch mit dem Hänger aus Santiago geholt hatten, sollten nun auf dem Rahmen verschraubt werden. Aufgrund immer wieder einsetzender Regenfälle, zog sich das allerdings ganz schön lange. Ein paar Tage und einige coole Drohnen Fotos später, war das L-förmige Dach dann fertig. Die braunen Stahlprofile in Kombination mit den orangefarbenen Unterseiten der Wellbetonelemente, sehen wirklich super aus!

Die ganze Konstruktion ist trotz großen Herausforderungen ein voller Erfolg geworden. Weiter geht es jetzt in aller Ruhe mit der Bodenplatte, denn dank des Dachs können wir nun bei jedem Wetter weitermachen. Wie immer freuen wir uns drauf. Bis bald!

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