Casita Simon: Panel Constructivo Hopsa – so entstehen meine Wände

Eine weitere Woche auf der Baustelle ist vorüber und ich hätte da so einiges zu berichten. Da mir aber immer wieder Fragen zu Bautechniken und den lokalen Gegebenheiten in Panama gestellt werden, möchte ich euch in diesem Beitrag detailliert über das von mir verwendete konstruktive System informieren.

Es trägt den sperrigen Namen „Panel Constructivo Hopsa“ (PCH), wird aber auch als M2 bezeichnet. Hopsa ist dabei die Baumarktkette, die das Produkt in Panama vertreibt. Vor Baubeginn habe ich noch an einer Online-Schulung teilgenommen, was natürlich mehr oder weniger nur eine Marketingveranstaltung war. Das Video davon könnt ihr hier abrufen (Spanischkenntnisse vorausgesetzt).

Hergestellt wird es ebenfalls in Panama, nämlich bei der Firma Ecotec. Wer es genau wissen will, kann hier ein technisches Datenblatt herunterladen. Wie man dort sehen kann, ist mit dem System vom einfachen einstöckigen Haus bis zum Wohnblock alles machbar. Aber was ist es denn eigentlich genau?

Was ist PCH und wie verwendet man es?

PCH ist ein System aus Struktur- und Umfassungswänden mit integrierter Wärmedämmung. Die Elemente bestehen aus Polystyrol- bzw. Styroporplatten und verzinkten Stahlgittern auf beiden Seiten. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen für Wände, Böden bzw. Decken und für Dächer. Nachdem die Platten einmal installiert und ausgerichtet sind, wird auf beiden Seiten eine mehr oder weniger dicke Schicht Beton bzw. Mörtel aufgetragen. Das Ergebnis ist ein strukturell viel stärkeres Baumaterial als der traditionelle Hohlblockstein, außerdem schneller und günstiger zu realisieren.

Die in Panama handelsüblichen Panels sind zwischen 5 und 10cm dick sowie 1,20m breit und 2,5-3m hoch. Je nach Größe des Bauwerks werden mehr oder weniger strukturelle Elemente benötigt. Für ein Haus meiner Größe bräuchte es eigentlich fast überhaupt keine zusätzlichen Säulen bzw. Träger. Aufgrund der besonderen Bauweise mit der Zwischenetage, dem Balkon und dem freistehenden Dachstuhl, habe ich mein Häuschen allerdings ganz bewusst sehr massiv gebaut.

U-Gitter für die Fensteröffnungen

Neben den Panels selbst gibt es eine Reihe von unterschiedlich geformten Stahlgittern, womit die diversen Übergänge verstärkt werden. Um Wandöffnungen für Fenster und Türen zu stabilisieren, verwendet man U-förmige Gitter. Sie werden an den Innenflächen der Schnittkanten installiert und mit den umliegenden Gittern verdrahtet.

Bei größeren Öffnungen werden oben einfach ein bis zwei Stück Bewehrungseisen in die Gitter eingelegt, die somit als Sturz fungieren. An den äußeren sowie inneren Ecken verwendet man Eckgitter, um die Panels sauber miteinander zu verbinden und auftretende Kräfte gleichmäßig zu verteilen.

Für meinen Fall wo es besonders viele Übergänge zwischen dem Stahlrahmen und den Styroporelementen gibt, sind außerdem flache Stahlgitter vorgesehen um die entstehenden Lücken im Gitternetz zu schließen. Diese Stellen sind besonders kritisch, da hier gerne Risse auftreten, wenn das Gitter nicht lückenlos ausgeführt ist.

Um die zahlreichen Gitterteile und Panels ordentlich zu verdrahten sind eine ganze Menge Verbindungen notwendig. Die kann man entweder manuell mit Draht machen oder ein spezielles Werkzeug mit vorgefertigten Klammern dafür verwenden. Der sogenannte Baby Graf kommt aus Frankreich, funktioniert ähnlich wie ein Heftklammerer und erleichtert die Arbeit ganz ungemein.

Um die Wandelemente im Boden zu verankern habe ich bereits im Abstand von 40cm Bewehrungseisen in die Betonplatte geprügelt. Auch rund um die Stahlrahmen habe ich einige Stücke angeschweißt. An diesen Stellen wird an den Panels das Styropor entfernt und später mit Beton aufgefüllt. Auf den Bildern könnt ihr sehen, dass ich für die Rahmenteile aus Stahl und die Styroporpanels den selben Querschnitt gewählt habe.

In diesem Fall sind es 10cm. Darüber kommt nun je nach Anforderung eine unterschiedlich dicke Schicht Mörtel, die bei meinem Häuschen auf jeder Seite 2,5cm sein wird. Man kann sich nun gut vorstellen, dass sich diese Schicht zusammen mit den Stahlgittern zu einem einzigen großen Stahlbetonteil verbindet und überaus stabile und belastbare Konstruktionen ermöglicht. Wie schon erwähnt sogar stärker als die üblichen Hohlblocksteine aus Beton.

Bauwerke aus PCH sind erdbebensicher, widerstehen hohen Windstärken und starken Einschlägen. Zum Beispiel ist einmal ein beladener Container von einem LKW auf ein PCH Haus gekippt und hat dabei lediglich ein paar Kratzer in der äußeren Betonschicht hinterlassen. An einem Haus aus klassischen Blöcken hätten sich rund um die Einschlagsstelle einzelne Blöcke gelöst und vielleicht die komplette Wand zum Einsturz gebracht.

Das Styropor in der Mitte dient in erster Linie als billiger Füllstoff, isoliert aber natürlich auch prima und vermindert die Wärme- und Schallübertragung durch die Wand. In unserer tropischen Heimat hält es also die Hitze draußen, was bis zu zwei Dritteln der Energie für Klimaanlagen einsparen soll. Klimaanlage werde ich keine haben, ein kühles Haus wäre natürlich trotzdem nett.

Für alle Umweltfaschisten sei nun gesagt, dass Styropor zu 98% aus Luft besteht, völlig ungiftig ist und keinerlei Chemikalien ausdämpft. Am Ende seiner Lebensdauer ist es noch bis zu 70% recycelbar. PCH wird im Zusammenhang mit den möglichen Energieeinsparungen und seiner langen Lebensdauer hier sogar als „tecnología verde“, also grüne Technologie, beworben. Wer sich an dem Plastik in meinen Wänden stört, möge doch bitte mal mitteleuropäische Wärmedämmungsrichtlinien studieren und sich ausrechnen, wie viele Tonnen Schaumstoff dort in einem Haus verbaut werden (müssen).

Ein weiterer großer Vorteil des Styroporkerns ist die kinderleichte Verlegung von Wasserleitungen, Anschlüssen, Kabelrohren, Lichtschaltern und Steckdosen. Das macht man natürlich vor dem Aufbringen der Betonschicht. Bewaffnet mit einem Bunsenbrenner funktioniert das denkbar einfach. Öffnungen für Türen und Fenster sind mit der Drahtzange und der Machete ebenfalls schnell gemacht.

Durch den federleichten Kern lässt sich im Vergleich zur traditionellen Bauweise auch eine Menge Gewicht einsparen, wodurch Fundamente und Träger entsprechend kleiner dimensioniert werden können. PCH wird auch gerne verwendet, um auf bereits bestehende Gebäude eine weitere Etage aufzusetzen.

Tja ihr seht schon, ich klinge langsam wie ein Vertreter vom Baumarkt. Für mich ist PCH eben das ideale System. Ich hoffe euch hiermit umfangreich informiert zu haben und verspreche, im nächsten Beitrag wieder etwas über die tatsächlichen Fortschritte auf der Baustelle zu berichten. Bis dann!

7 Antworten

  1. Andreas Nierlein sagt:

    Wieder mal wunderbar praktisch erklärt. Weiter so.

  2. Piero sagt:

    Das isch ja wie bauen mit Legoklötzchen. Ernsthaft, Als Schalldämmung
    würde ich Kork empfehlen. Und damit du nicht schwitzt im Haus, dafür gibt
    es Lufttrockner. Und der Erdbohrer, der wurde in Panama ja von Ramiro
    bereits eingeführt. Das spart dann je eine Klimaanlage denn ein Hauskraft-
    werk das von Solarzellen gespiesen wird willst du ja nicht.
    Sand- und Kalkstein sind als Wind- und Regenbremse auch ganz gut.
    Ich würde noch den örtlichen Schamanen fragen weil die sich mit der Natur
    meist gut auskennen.

    Hab mir vor einigen Tagen ein vid der casco vijejo von PC angesehen.
    Nett nett aber es gibt noch viel zu tun. Gibts dort auch gpl/lpg zum tanken?

    • Simon sagt:

      Nein eben keine Legoklötzchen sondern genau das Gegenteil 🙂 Es wird ein einziges Stück Stahlbeton am Schluss.
      Ja der Erdbohrer klingt interessant, aber irgendwas muss ich mir ja noch für mein richtiges Haus aufheben. Das wird ja erst mal die Urlaubshütte jetzt. Was soll ich denn den Schamanen fragen, falls ich einen finde? Gas verwendet man hier nur zum Kochen. Gefahren wird mit Diesel und Benzin und daran wird sich auch noch lange nichts ändern. Bei zur Zeit 50 Cent/Liter, wär das Gas wohl auch teurer? 😀

      • Piero sagt:

        Nee GPL. In Italien kostet der Liter 78ct, 1 L 95 oktan 1.58 und 1L Diesel 1.48. Diesel ausser für LKW weigere ich mich. Ausser in der Schweiz wird GPL eigentlich recht viel benutzt weil es eben billiger ist. Und weniger giftig ist, aber das interessiert nur am Rand.
        Schamanen sind doch Natur-belesene Leute. Die wissen was gute Baustoffe sind gegen dies und das. Wegen dem Erdbohrer suchst du nach Ramiro Arena, der müsste so um die 70 sein und er hat den Erdbohrer in Panama eingeführt.
        Ein Erdloch das tief genug ist und eine Zirkulationspumpe und du hast deine aircon.
        Wesentlich gesünder als diese chemisch „erfrischte“ Luft von herkömmlichen Klimaanlagen. Und Wartungsfrei! jajaja
        https://youtu.be/mOUWfrDxkb0

  3. Reino sagt:

    Na das nimmt doch langsam Formen an – übt mal schön weiter, dann gehts bei meiner Hütte noch fixer 😉
    ….ihr macht das schon….
    LG, Reino

  4. Alexander Holzschuster sagt:

    Sehr interessant. Wäre bei uns, vor allem für „Heimwerker“, bestimmt auch eine gute Alternative!

    An unserem modernen Reihenhaus ist außen bestimmt nicht weniger Styropor verklebt…

    Bin auf dein Haus schon sehr gespannt!

    GLG Alex

  5. Michael sagt:

    Ich finde auch, es ist eine tolle Lösung und stabil.

    „Panel Constructivo Hopsa“ erinnert natürlich etwas an „Hopsala“ … 🙂 … aber bei deinem Talent wird das schon klappen !

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.