Casita Simon: Das Kehlbalken-, Sparren- und Pfettendach

Es freut mich sehr, euch wieder auf der Baustelle der Casita Simon begrüßen zu dürfen. Seit dem letzten Beitrag vergangene Woche sind wir ein unfassbar großes Stück weitergekommen. Auf den aktuellen Fotos sind die Umrisse des kleinen Häuschens nun fast vollständig zu erkennen. Was ist passiert? Tja, eine ganze Menge!

Zu Beginn vertrödelte ich mir noch ein wenig die Zeit mit diversen Vorbereitungen für die Wände. Damit diese später ordentlich verankert sind, habe ich im Abstand von 40cm Löcher in die Bodenplatte gebohrt und ebenfalls rund 40cm lange Bewehrungseisen reingeprügelt bzw. reingeklebt. Und damit mir später nicht die Feuchtigkeit die Wände hochzieht, schmierte ich noch eine dicke Schicht flüssigen Asphalt drum herum.

Mehr oder weniger hatte ich somit alles vorbereitet für die Installation der ersten Wandelemente. Und das keinen Tag zu früh, denn der LKW mit den Materialien aus Santiago war soeben gekommen. Die Styroporteile sind nicht schwer und eigentlich hätte ich sie mit dem Hänger selber abholen können, doch dazu wären aufgrund der schieren Masse wohl mindestens zwei Fahrten nötig gewesen. Also lieber so.

Schließlich war dann alles fein säuberlich vor dem Lagerhaus aufgeschichtet und ich schleppte erwartungsvoll die ersten Elemente nach unten zu meiner Baustelle. Über das Konstruktionssystem M2 bzw. PCH werde ich euch in einem anderen Beitrag genauer informieren, also für den Moment gibt es nur den schnelldurchlauf.

Die ersten Elemente waren in Windeseile abgemessen, zurechtgeschnitten, installiert und verdrahtet. In nur wenigen Stunden hatten wir so auch schon die erste Wand drin. Man kann sagen es lief erwartungsgemäß. Immerhin hatten wir mit dem Konstruktionssystem schon ein wenig Erfahrung gesammelt und dank guter Planung und Vorbereitung klappte es auch recht problemlos.

Was mir allerdings seit Wochen und Monaten Kopfschmerzen bereitet hat, war die Frage wie um Himmels willen wir die bereits vorgefertigten, gigantischen Sparren mit jeweils 3 Metern Höhe und 7,8 Metern Spannweite, auf den drei Meter hohen Stahlrahmen bekommen sollen. Der Dachstuhl ist es nämlich eigentlich, von dem ich euch in diesem Beitrag berichten möchte.

In der Mittagspause vergangenen Donnerstag, meinte ich scherzhaft zu unserem Arbeiter Isais, wir würden dann am Nachmittag den ersten Sparren installieren. Er lachte und meinte ja das wäre doch einfach. Okay, Herausforderung angenommen! Die aus doppelten Stahlprofilen zusammengeschweißten Sparren sind eigentlich nur groß und sperrig und mit rund 60kg eigentlich relativ leicht.

Um die Installation zu vereinfachen, hatten Sven und ich schon vor geraumer Zeit provisorische Führungen an der Vorderkante des Stahlrahmens installiert. Der Plan war es nun, den Sparren liegend auf die Oberkante des Rahmens zu heben, ungefähr auszurichten und bis an die Führungen zu schieben. Dann müsste er eigentlich nur noch aufgerichtet werden.

Und nun glaubt es oder nicht, aber genau so haben wir es gemacht und genau so hat es wunderbar und beim ersten Versuch geklappt. Ganz ohne Mobilkran und aufwändige technische Lösungen. Ein einfaches Seil, ein bisschen Muskelkraft und wie immer ordentliche Planung und Vorbereitung waren vollkommen ausreichend.

Tja, und dann stand das Ding da oben, wackelte im Wind und wollte festgeschweißt werden. Zugleich zeichneten sich zum allerersten Mal die Umrisse meines Häuschens ab. Wie auf einer Wolke von Glück, kletterte ich auf das Gerüst, schnappte mir eine Elektrode und begann wie wild darauf los zu schweißen. Noch vor ein paar Wochen hätte ich mich nicht an diese Arbeit getraut.

Das Problem dabei waren natürlich nicht die luftigen Höhen in denen gearbeitet werden musste, sondern viel eher die Arbeit selbst. Schließlich soll der Dachstuhl später auch mal gut zusammenhalten und nicht beim ersten Sturm auseinanderfallen. Meiner wenigen Schweißerfahrung zum Trotz, legte ich nun selber Hand an. Wie sonst sollte ich es denn lernen?

Was Experten des Fachs schon beim ersten Blick sehen können, ist natürlich das ich hier nicht wirklich schweiße. Viel eher ist es eine Aneinanderreihung von vielen einzelnen Schweißpunkten. In erster Linie ist das dem nur 1,52mm dicken Material geschuldet, doch wie man eine richtige Schweißnaht macht, weiß ich ehrlich gesagt auch gar nicht.

Um die minimale Auflagefläche des Sparrens an der Kante des Rahmens zu erhöhen, schweißte ich dreieckige Stücke eines Stahlprofils in den Hohlraum zwischen Sparren und Rahmen. Auf diese Weise vergrößerte ich die Verbindungsfläche enorm, was hoffentlich zu einem stabilen Dach führen wird. Während die beiden mittleren Sparren freistehend werden, also nur an den äußeren Rändern aufliegen, bekommen die äußeren Sparren noch jeweils zwei Pfetten eingebaut.

Das Ganze wird also im Endeffekt eine Mischung aus Kehlbalken-, Sparren- und Pfettendach, wobei ich jeweils die Vorteile der verschiedenen Bauformen ausnutze. Die Kehlbalken stabilisieren genauso wie die zusätzlichen Pfetten an den äußeren Enden, während die inneren Sparren komplett ohne lästige Stützen oder Querstreben auskommen. Denn genau da soll ja später mein Schlafzimmer entstehen.

Nicht alle Verbindungen waren so sauber und gleichmäßig wie hier abgebildet, weshalb ich schon standardmäßig ein mehr oder weniger dickes Stück Bewehrungseisen zum Ausgleichen der Fugen und Ritzen einschweißte. Während sowas natürlich zuverlässig sämtliche Löcher stopft, wird die Schweißverbindung dadurch auch nochmal ein Stück stabiler.

Geschweißt werden musste dort dann selbstverständlich jeweils ober- und unterhalb des Verbindungsstücks und wenn nötig auch nochmal von der Innenseite her. Wirklich hübsch werden die Verbindungen so auch nicht, denn durch das zusätzliche Material und die vielen Schweißpunkte entsteht dabei ein recht unansehnlicher Wulst. Doch zumindest dabei kommt es nicht auf das Aussehen, doch viel mehr auf die Funktion an.

Auf diese Weise und mit der oben beschriebenen Technik, habe ich soeben den dritten Sparren angeschweißt. Und sobald erst mal der letzte installiert ist, geht es auch schon an die Schleppdächer. Ich freu mich drauf, bis bald!

2 Antworten

  1. Michael sagt:

    Nach dieser meisterlichen Leistung würde ich noch gerne wissen wie das auf spanisch heißt:
    „Das Kehlbalken-, Sparren- und Pfettendach“

    🙂 🙂 😉

    • Simon sagt:

      Kehlbalken heißt garganta, Sparre ist viga und Pfette correa. Also vermutlich techo de garganta, viga y correa. Gute Idee eigentlich, ich könnte die Titel ja ab jetzt in Spanisch machen 🙂

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