Neues aus der Schreinerei: Möbel für die Plycem-Cabaña

Während ich die letzten beiden Monate hauptsächlich mit dem Bau der Cabaña beschäftigt war, gibt und gab es immer mal wieder Zwangspausen bei der Arbeit an dem kleinen Hüttchen. Wie zum Beispiel gerade jetzt, da der frische Verputz zumindest einige Wochen trocknen sollte, bevor die Farbe draufkommt. Gelegenheit für eine Pause? Fehlanzeige!

In der Zwischenzeit haben wir uns schon reichlich Gedanken zur Einrichtung des knapp 12m² großen Zimmers gemacht. Das wichtigste Möbelstück wird natürlich das Bett sein, da die meisten Leute ja in ein Hostel kommen, um dort zu übernachten. Klare Sache, dass wir da ein hübsches Bett aus Vollholz haben wollten, anstatt gepresste Sägespäne mit aufgeklebtem Plastik aus dem Möbelgeschäft.

Zuerst wollte ich noch mit dem Tischler sprechen, der damals die Möbel für mein kleines Schlafzimmer geschreinert hat. Doch dann kam mir der Gedanke, dass so ein Bett ja eigentlich aus kaum mehr als ein paar Brettern besteht, und ich das eventuell auch selber hinkriegen könnte. Gesagt, getan. Mit Material aus unserem gut ausgestatteten Lager, begann ich erstmal damit, die vier äußeren Bretter zurechtzuschneiden. Dabei orientierte ich mich an den Maßen meines Santa Fe Bettes.

Als Pfosten für die Ecken verwendete ich 90mm Kanthölzer, die ich mit unseren Werkzeugen allerdings mehr schlecht als recht bearbeiten konnte. Weder mit der Handkreissäge noch mit unserer Tischsäge, konnte ich das Material in einem Arbeitsgang durchsägen. Die Kanthölzer waren einfach zu dick und ich musste sie mehrmals drehen und von verschiedenen Seiten sägen. Dass man so nur schwer einen wirklich geraden Schnitt hinbekommt, versteht sich von selber.

Mit meinem selbstgebauten Schiebeschlitten für die Tischkreissäge, gelang es mir dann doch, die Pfosten für das Bett einigermaßen sauber zu schneiden. Die Hölzer an sich waren natürlich wieder krumm und verzogen, was ich mit unserem Hobel ein wenig ausgleichen konnte. So, da waren sie nun, die vier Bretter und vier Pfosten für die Grundstruktur des Bettes.

Das sogenannte Flitterwochenscharnier

Um die Einzelteile nun stabil miteinander zu verankern, brauchte ich spezielle Bettscharniere, die auf Spanisch etwa so viel wie „Flitterwochenscharniere“ heißen. Die Situation im Baumarkt war jedenfalls ziemlich witzig. Im nu hatte ich dann alles verschraubt und das Bett stand schon mal provisorisch in der Werkstatt. Es sah so gar nicht mal schlecht aus, doch mangels Handwerkskunst war an dem Ding rein Garnichts schön anzuschauen. Es fehlte noch an ein wenig Dekoration.

Da ich den Rahmen etwas ansehnlicher gestalten wollte, bastelte ich einige schräg angesägte Brettchen, die ich jeweils in die unteren Ecken schraubte. Wenig Arbeit, großer Effekt. Das Bett wirkt schon viel kunstvoller und deutlich wertiger. Für das Kopfteil sollten ursprünglich mehrere kleine und ein großes Brett mit Dekorationselementen verbaut werden.

Doch dann fiel mir auf, dass an dieser Stelle im Raum ja eigentlich das Fenster war, welches natürlich freibleiben sollte. Also sägte ich das dicke Brett kurzerhand in zwei kleine Stücke, und montierte diese links und rechts oben an der Rückseite des Bettes. Um die Nachttischchen für andere Sachen freizuhalten, besorgte ich im Baumarkt zwei kleine Wandlampen mit eingebautem Ein-/Ausschalter und montierte sie direkt am Bett.

Das fertige Bett!

Jetzt sieht es klasse aus und ist glaube ich auch recht praktisch. Was fehlte waren noch die eben erwähnten Nachttische, die ich natürlich ebenfalls selber bauen wollte. Aus ein paar Brettern die noch am Lager waren, schraubte ich zwei kleine rustikale Tischchen zusammen. Die Schublade in der Front besteht allerdings nur aus einer leeren Blende, die sich nicht wirklich öffnen lässt. Zu faul war ich und zu negativ waren die Erinnerungen an die letzten Schubladen, die ich erst kürzlich in der Küche verbaut hatte.

Hübsch aussehen tun die Nachttische allemal, womit der Hauptzweck auch schon erfüllt wäre. Tja, die Schreinerei hat mich gepackt und so ging es auch gleich weiter mit einem kleinen Kofferständer, den ich aus selbstgesägten Holzleisten und alten aber frisch abgehobelten Brettchen bastelte. Auch der gefiel mir am Schluss so gut, dass ich mich nicht halten konnte und auch noch ein Regal für die Cabaña bastelte.

Als auch das fertig war, wurde ich fast schon ein wenig traurig, denn Platz für weitere Möbel gibt es in der Cabaña keinen. Dafür aber davor! Für die zukünftige knapp 5m² große Holzveranda, waren doch zumindest zwei Stühle und ein Tischchen eingeplant. Wo wir zuvor eigentlich noch mit dem Gedanken spielten, ein paar Ratan Möbel anzuschaffen, wollte ich die Dinge nun natürlich selber in die Hand nehmen.

Mit dem kostenlosen Bauplan von DIY Pete als Basis, begann ich damit, eine rustikale Doppelstuhl Sitzbank zu bauen. Das Material in unserem Lager reichte gerade so aus, um das Möbelstück fertigzustellen. An manchen Stellen verwendete ich aus Materialmangel anderes Holz als eigentlich vorgesehen, doch das Ergebnis kann sich auch hier sehen lassen.

Wie bei allen Möbelstücken war die Veredelung des Holzes der größte Teil der Arbeit. Denn gemessen, geschnitten und zusammengebaut war das Zeug schnell, doch die etlichen Zwischenschritte sind sehr zeitaufwändig. Schließlich muss das Holz geschliffen werden, auch die Oberfräse kam zeitweise zum Einsatz.

Um das Pinienholz vor hungrigen Schädlingen zu bewahren, pinsele ich zuerst immer eine großzügige Schicht Pentadrin auf. Dann folgen meist zwei Schichten Lasur und nochmal zwei Schichten Klarlack, um das Holz zusätzlich vor Feuchtigkeit zu schützen und die Reinigung zu erleichtern. Mit den entsprechenden Trockenzeiten ist man da schon mal ein paar Tage beschäftigt.

Nun fehlt nur noch ein bisschen Klarlack hier und da, die Möbel für die Cabaña sind Großteils fertig. Mittlerweile ist der Verputz auch genug getrocknet, sodass ich nun damit beginnen kann, die Wände zu streichen. Auch der Vorbau mit Schleppdach und Gerüst für die Terrasse, muss noch geschweißt werden.

Vermutlich schon im nächsten Beitrag, wird die Cabaña dann in ihrer ganzen Pracht dastehen. Ich freue mich drauf, bis bald!

6 Antworten

  1. Michael sagt:

    @Piero: Gut dass dies sämtliche unserer Vorfahren nicht wussten die noch Häuser aus Holz bauten, weil es ihnen zu mühsam war die Steine heranzuschleppen und weil sie nicht wussten wie die Römer den Mörtel gemischt hatten. Die Häuser und Stadel waren 15m hoch und 40m lang und stehen heute noch. Aber hier sprechen wir von 1stöckigen Flachbauten mit Plastikdach die mehr einer Schuhschachtel ähneln als einem Haus.
    Und bei einem Erdbeben wäre ich lieber in einer Holzkonstruktion die auf dem Boden steht als in einem Gebilde aus Steinen oder Metall auf wackeligen Füßen wo es mir die Materialien auf den Kopf schüttelt oder ich unter der Decke begraben werde.

    😉

  2. Piero sagt:

    Aber du jammerst jetzt nicht weil du Möbel aus Tropenholz hast? grins Bei Schubladen
    ist es halt so dass man die auf Bretter und nicht auf Balken schraubt. Dann verzeiht sich
    das auch nicht. Wobei das verhalten von Tropenhölzern in verschiedenen Anwendungs-
    szenarien und wie man sie am besten verarbeitet schon interessant ist.
    Das graffel das die amis diesbezüglich herstellen kannst gleich wieder vergessen weil
    deren plywood homes nie für tropisches Klima und Erdbeben berechnet sind.

  3. Michael sagt:

    Ob Bett, Stuhl, Kasten oder Haus, der Unterschied ist nicht so groß wie man denkt. Wenn die Möbel gerade sind und nicht wackeln hält auch das Haus.
    Interessant wäre ein Modell zu bauen aus Holz im Maßstab 1:10 oder so ? Eile mit Weile.

  4. Michael sagt:

    Wenn man bedenkt, dass man mit Holz ganze Häuser bauen kann … 😉

    • Simon sagt:

      Ja ne, so weit bin ich immer noch nicht 🙂 Wird wohl ein klassisches Massivhaus werden…

    • Piero sagt:

      @Michael
      Dafür braucht man einen Maschinenpark mit CNC-Fräsen, kinetische Berechnungen und, ein Ingenieurstudium. Mir fält spontan dazu Erwin Thoma und seine Holz100 Häuser ein. Echt geil
      was die bauen, aber auch echt teuer.

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