Schwangerschaft und Geburt in Panama – Ein Erfahrungsbericht

Ja, der Titel lässt hier in der Tat keinen Raum mehr für Überraschungen. Also kurz und schmerzlos: Ich bin Vater geworden! Mein Sohn Simon Matthias wurde vor knapp sechs Wochen gesund und munter geboren. Seit fünf Wochen sind Yuly und ich hier mit ihm in der Casita Simon in Santa Fe. Wie es dazu kam und wie es uns dabei erging werde ich euch in den folgenden Zeilen erzählen.

Kapitel 1 – Die Diagnose

Naja wie es dazu kam muss ich jetzt wahrscheinlich nicht wirklich erklären, wie wir davon erfuhren war allerdings recht spannend. Alles begann so im August vergangenen Jahres, als Yuly über diverse Wehwehchen jammerte. Mehr als üblich und konstanter als üblich. Irgendwas war also faul. Erst hatten wir eventuelle Spätfolgen eines Sturzes mit dem Elektroroller in Frankreich im Verdacht.

Gefunden wurde jedoch nichts, die Wehwehchen gingen allerdings weiter. Von einem Spezialisten zum anderen, von einem Labor zum nächsten. Gefunden wurde immer noch nichts und so langsam machten wir uns Sorgen. Als wir schon an Multiorganversagen dachten und Yuly damit begann sich ihre Grabdekoration auszusuchen, kam es doch noch ganz anders.

Bei einer Ultraschalluntersuchung des Unterleibs entdeckte der gefühlt fünfzehnte Doktor dann endlich die Ursache für Yulys Unwohlsein. Es war tatsächlich ein Tumor, doch einer von der guten Sorte. Auch am korrekten Ort, denn in der Gebärmutter war der kleine Embryo genau richtig. Ja, Yuly war also schwanger! So ein ganz großer Schock war es nicht, hatten wir doch ein halbes Jahr davor mal einen falsch positiven Schwangerschaftstest.

Ein wenig waren wir also schon vorkonditioniert für den Gedanken, ein Baby zu haben. Yuly war mit der Universität so gut wie fertig und eine halbwegs vernünftige Bleibe haben wir auch. Und das Beste überhaupt: Bei all den gesundheitlichen Problemen handelte es sich in Wahrheit also „nur“ um Nebenwirkungen einer Schwangerschaft. Ja, mit dieser Diagnose konnten wir gut leben.

Kapitel 2 – Die Schwangerschaft

Von der Schwangerschaft erfahren haben wir in der 7. Schwangerschaftswoche. Und das bei einem zufälligen Doktor, der eben ursprünglich die Ursache von Yulys Unwohlsein suchen sollte. Sowas wie einen Hausarzt kennt man in Panama nicht und auch einen fixen Spezialisten hat man in der Regel nicht. Das liegt vor allem an der Struktur des Gesundheitswesens.

Hier geht man anstatt zu einem Hausarzt zu einer staatlichen Gesundheitseinrichtung, wo dann je nach Tag und Uhrzeit ein anderer Arzt Dienst hat. Wer Geld hat kann wohl auch direkt zu einem Spezialisten gehen und sich dort als Privatpatient betreuen lassen. Yuly hatte also, auch weil sie ja noch nicht allzu lange in der Gegend wohnte, weder einen Hausarzt noch einen fixen Gynäkologen.

Da überrascht es nicht, dass auch die Schwangerenvorsorge nicht so abläuft, wie man das aus Mitteleuropa gewohnt ist. Regelmäßige Arztbesuche, Laborproben und Ultraschalluntersuchungen haben wir mehr oder weniger auf eigene Faust durchgeführt. Dabei kam dann leider auch eine kleinere Komplikation zutage. Um das Risiko einer Frühgeburt zu mindern, musste der Gebärmutterhals sicherheitshalber fest verschlossen werden.

Der Arzt in Santiago wollte dazu per chirurgischem Eingriff ein paar Klammern anbringen. Nach kurzer Recherche hielt ich das aber für zu gefährlich und suchte nach einer Alternative. Tatsächlich gab es da in Panama Stadt einen Spezialisten, der für diesen Zweck Silikonringe verwendete. Nach ein paar Tagen hatte Yuly auch schon einen Termin und reiste mit ihrer Mutter in die Stadt.

Besagter Arzt hatte seine Praxis im Punta Pacifica Krankenhaus, wo Yuly auch ganz vorzüglich behandelt wurde. Der Arzt und das Krankenhaus gefielen ihr so gut, dass sie ihre Vorsorgeuntersuchungen von nun an dort machen wollte. Also reisten wir im Februar sogar einmal gemeinsam in die Hauptstadt. Schließlich musste ich mir das Krankenhaus und natürlich das Baby per Ultraschall auch mal persönlich ansehen.

Ja, dass es Yuly dort gefiel war kein Wunder. Anstatt heruntergekommener Gebäude, langer Wartezeiten, unmotiviertem Verwaltungspersonal und schlecht gelaunten Ärzten wie im öffentlichen Gesundheitssystem üblich, läuft das in der Privatklinik natürlich alles ein bisschen anders. Unser Termin beim Arzt war jedenfalls spitze, nur leider die Anreise etwas beschwerlich.

„Beschwerlich“ wäre übrigens auch das Wort welches ich wählen würde, wenn ich Yulys Schwangerschaft mit einem einzigen Wort beschreiben müsste. Mit der Schwangerschaftsübelkeit, die bei vielen Frauen, wenn überhaupt nur ein paar Wochen anhält, hatte Yuly bis zum letzten Tag zu kämpfen. Meine Mahlzeiten mit Kotzgeräuschen im Hintergrund einzunehmen, gehörte also bald zum Alltag.

Mit zunehmender Größe des Bauches wurde dessen Inhalt dann auch immer aktiver. Und das natürlich vorzugsweise dann, wenn Mama mal gerne geschlafen hätte. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen. Die Liste an Nebenwirkungen ist lange und da waren wir dann auch ziemlich froh, als sich die Schwangerschaft langsam ihrem Ende näherte.

Kapitel 3 – Die Geburt

Ja und da waren wir dann auch schon bei der Frage angelangt, wie und wo das Baby das Licht der Welt erblicken soll. Während ich eher zu einer natürlichen Geburt und dem nächstmöglichen Krankenhaus tendierte, wollte Yuly doch glatt bis nach Panama Stadt reisen und dort in der schönen Privatklinik einen Kaiserschnitt machen.

Tja, weiter auseinander hätten unsere Standpunkte gar nicht sein können. Genau so waren es auch die zwei Optionen, die einem in Panama grundsätzlich zur Verfügung stehen. Eine natürliche Geburt in einem staatlichen Krankenhaus ist überall möglich und kostet in etwa das, was man in Österreich an Parkgebühren in der Krankenhaustiefgarage bezahlen würde. Auch ohne Versicherung.

Die Geburt per Kaiserschnitt in einem der besten Krankenhäuser der Region, samt mehrtägigem Aufenthalt in der Privat-Suite, kommt zum Vergleich etwa in den Bereich eines gebrauchten Kleinwagens. Und genau vor diese Wahl stellte ich auch Yuly. Ein eigenes Auto oder einen Kaiserschnitt. Ja, den Rest der Geschichte kennt ihr.

Hier noch das Werbefilmchen des Krankenhauses, wo eben ein geplanter Kaiserschnitt beworben wird. Man muss jetzt dazu sagen, dass sich diese (eigentlich unnötigen) Kaiserschnitte in Latinamerika großer Beliebtheit erfreuen und jedes Jahr noch populärer werden. Auch Yuly erhoffte sich davon sozusagen ein schnelles und bequemes Ende dieser doch ziemlich beschwerlichen Schwangerschaft.

Auch durch einen Vorfall in Yulys Familiengeschichte bedingt, wäre der Kaiserschnitt einfach die sichere Wahl gewesen. Wer war also ich, mich dagegen zu stellen? Würde eine natürliche Geburt zwar auch gesundheitliche Vorteile bieten, im Falle von Komplikationen wäre es dann schon gut, im besten verfügbaren Krankenhaus zu sein.

Ab Freitag 21. März mietete ich also für eine Woche ein großes Apartment in Panama Stadt, wo ich nicht nur mit Yuly hinfuhr, sondern wir direkt noch ihre Mutter, einen Hund und kistenweise Gepäck mitnahmen. Den Hund deshalb, weil er so lästig ist, dass sich niemand anders um ihn kümmern kann oder will. Und Yulys Mutter natürlich als seelische Unterstützung für ihre Tochter.

An besagtem Freitag hatte Yuly dann noch eine letzte Untersuchung vor dem großen Tag. Das Wochenende verbrachten wir anschließend im Apartment, bis wir am Montag dem 24. März gegen Mittag zu zweit zum Termin ins Krankenhaus gingen. Es war ein schöner Tag mit blauem Himmel. Im Atrium in der Lobby des Krankenhauses gab es gerade Live Klaviermusik.

Wir fuhren in den fünften Stock zur Registrierung in der Entbindungsstation. Die Nervosität stieg langsam an. Schließlich wurde Yuly abgeholt um für die OP vorbereitet zu werden. Dann lief es eigentlich alles so ab wie im Werbevideo zu sehen. Erst bekam ich Krankenhausklamotten und ein Haarnetz verpasst und durfte anschließend in den Operationssaal, wo Yuly bereits am Tisch verkabelt und verzurrt war.

Arzt, Hebamme, Anästhesist und Assistenten waren bei der Arbeit, während im Hintergrund Yulys Wunschmusik, nämlich sanfte Töne von Vivaldi, dudelten. Die gleiche Musik haben wir dem Baby im Bauch auch immer vorgespielt. Wer weiß, eventuell konnte sie ein bisschen beruhigen. Das Baby oder vielleicht uns selber? Ja und dann ging alles sehr schnell.

Hinter dem Sichtschutz bekam ich nicht direkt mit was passierte, als durch die Vakuumschläuche aber jede Menge Blut gesaugt wurde, war die Situation recht klar. Und keine zwei Minuten später, nämlich um 15:51 Uhr, hörten wir das wichtigste Geräusch überhaupt. Das schrille Gekreische aus gerade eben zum ersten Mal mit Luft gefüllten kleinen Babylungen.

Heute einen Monat später würde ich das nicht mehr sagen, doch zu dem Zeitpunkt war es das schönste Geräusch der Welt. Simon Matthias wurde mit 2,80 kg und 47 cm gesund und munter geboren. Oder eigentlich herausoperiert. Ja die Operation verlief auch ohne Komplikationen und schon wenig später machten wir Schichtwechsel.

Während beim Kaiserschnitt nur der Vater in den OP durfte, stand das zweite Bett in Yulys Privatzimmer zur freien Verfügung und so konnte ihre Mutter direkt dort übernachten, während ich zurück ins Apartment fuhr. Über die nächsten Tage wechselten wir uns mit den Besuchen im Krankenhaus ab, bis wir schließlich alle für eine letzte Nacht ins Apartment übersiedelten.

Und dann mussten wir die rund 350km bis nach Santa Fe mit dem Auto zurücklegen. Und das übrigens aus Platzmangel im Jimny mit Markus‘ Auto. Vielen Dank auch nochmal dafür. Klein Simon machte das alles ziemlich problemlos mit, auch wenn er in seinem Kindersitz nicht gerade amüsiert dreinschaute.

Mittlerweile haben wir uns in der Casita auf der Finca in Santa Fe zu dritt schon gut eingelebt. Doch die Ruhe sollte nicht von langer Dauer sein. Aufgrund des Nachwuchses haben sich bereits Besucher aus Österreich angekündigt. Mehr dazu in einem der nächsten Beiträge. Bis dann!

2 Antworten

  1. Andrea sagt:

    Herzlichen Glückwunsch aus Vorarlberg. Ich wünsche euch gute Nerven.

  2. Brigitte sagt:

    Oh wow!!!! Congratulation! Such a beautiful baby boy! Ein ganz schoen kraeftiger Brocken! Alles gute und Gratulation an Yuly!

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