Setting-Up ConFest: 20.-24. Dezember
20.12.2010
Montag um 6 Uhr bimmelte der Wecker, ich packte meine sieben Sachen zusammen und nach einer kurzen Verabschiedung und großem Dankeschön an Arthur & Rita startete ich mit Hilfe meines Navis Richtung Melbourne. Um kurz nach sieben Uhr war ich an dem Haus angelangt wo Olly wohnt und ich wurde erst mal auf einen Tee eingeladen. Die komplette Küche war voll mit Kartons, gefüllt mit Obst und Gemüse. Olly hatte das ganze Zeug am Vortag aus dem Müllcontainer eines Supermarkts gefischt. Wir verstauten die Sachen im Auto und schon ging es los ins Nirgendwo.
Die ersten km durch die Stadt über die Autobahnen waren sehr stressig und nicht angenehm zu fahren, doch bald sah man keinen Menschen mehr und die Straße gehörte so gut wie uns alleine. Die enorme Weite und Einsamkeit dieses Landes ist unglaublich. Einfach großartig. Gegen Mittag erreichten wir das Eingangstor zum Festivalgelände, wo ein Funkgerät stand um sich bei den anderen zu melden. Wir taten das und eine halbe Stunde lang passiert erst mal nicht viel. Dann tauchte ein Auto am Horizont auf und wir wurden herzlich empfangen und schließlich musste ich mit CeeJay über Stock und Stein fahren um ans Ziel zu gelangen.
Wir begrüßten erst mal die anderen Freiwilligen und luden das Gemüse und die Früchte aus. Dann fuhr ich mit CeeJay querfeldein, navigiert von Olly der ja schon öfter hier war. Wir besuchten sämtliche zukünftige „Villages“, wo alle fleissig mit dem Aufbau beschäftigt waren. Viele Teile der alten Infrastruktur liegen aufgrund der extremen Regenfälle der letzten Wochen unter Wasser. So muss vieles neu gemacht werden und einige Sachen müssen auch noch aus dem Wasser gefischt werden. Ich war seeeehr überrascht das CeeJay ziemlich problemlos durch den Wald kam und wir kein einziges Mal steckenblieben. Jetzt weiss ich wenigstens zu was er alles im Stande ist 🙂
Wir wurden dann eingeteilt um einen der fire circles von Blättern und Zweigen zu befreien, was ein ziemlich anstrengender Job war. Aber in dieser prallen Sonne ist sogar rumstehen anstrengend hehe. Das schlimmste sind die ganzen Insekten hier. Die Fliegen kriechen in Nase, Mund und Augen, weil sie auf der Suche nach Wasser sind. Wenn man sich nicht ständig im Gesicht rumfummelt dauert es keine zwei Sekunden bis zehn Fliegen dort sitzen. Und wenn man beide Hände voll hat und das nicht kann…naja. Das ist etwas an das ich mich noch gewöhnen werden muss hier. Nach getaner Arbeit fuhren wir zurück zum workers kitchen, wo ich ca. hundert Meter entfernt mein Auto parken und die nächsten Tage campen werde. Bald war das Essen fertig und alle trafen sich im workers kitchen.
Es ist eine unglaubliche Atmosphäre hier. Jeder ist einfach nur nett, egal woher du kommst oder wie du aussiehst, es werden Alle mit einer Umarmung begrüßt. Echt verrückt 🙂 Nach dem Essen setzte ich mich mit zwei Franzosen und zwei Hippies an den Fluss wo wir bisschen Musik machten und Wein tranken. Um zehn Uhr verabschiedete ich mich aber und freute mich auf die erste Nacht in CeeJay, mitten im Busch. Und die Nacht war sehr gemütlich, ich hätte nicht im Entferntesten gedacht das ein Van mit einer Matratze drin so gemütlich sein kann hehe. Nur die Moskitos waren sehr nervig, das ständige gesumme um die Ohren rum macht einen verrückt. Aber irgendwann hab ich auch geschafft das zu ignorieren und bin schließlich eingeschlafen. Während ich hier sitze und das schreibe hat bereits eine Spinne begonnen ein Netz um den Laptop zu spinnen und mindestens 20 Moskitos haben mich gestochen.
21.12.2010
Aufstehen, waschen, Frühstück. Das übliche. Dann begann die Arbeit. Zuerst half ich beim nachfüllen von Gasflaschen, besser gesagte durfte ich sie von A nach B schleppen. Als das erledigte war fuhr ich mit Craig und einem der Hippies von gestern zu einem überschwemmten Village, wo einige Wochen zuvor Fahrräder deponiert wurden. Die wollte Craig aus dem Wasser fischen. Übrigens: Das Argument warum Craig zwei Leute mitnehmen wollte, war: Zur Sicherheit, weil es dort viele brown snakes geben soll. Toll oder? Wir fuhren also querfeldein durch den Wald und als wir in der Nähe des Wassers waren stiegen wir aus dem Auto und gingen ein paar Schritte bis wir merkten dass es da nicht weiterging. Wir kehrten um und da bemerkten wir, dass wir grade eben direkt an einer brown snake vorbeigelaufen waren. Also ich bin noch keine 24 Stunden hier und schon mache ich Bekanntschaft mit dem giftigsten Tier Australiens. Naja, jetzt weiss ich wenigstens wie das Vieh aussieht, obwohl man es eh kaum sehen kann wenn man durch den Wald läuft.
OK, wir gingen also anders rum und Craig konnte schließlich die Fahrräder aus dem Tümpel fischen. Wir luden sie auf den Van und fuhren wieder zurück zum Lager, und holten uns dabei einen Platten. Oder besser gesagt der Reifen war aufgerissen…wenn ich daran denke dass ich mit CeeJay die gleichen Straßen langgefahren bin muss ich ja wirklich dankbar sein das nichts passiert ist. Zumal der Van noch spezielle Offroad Reifen hat und nicht normale Straßenreifen wie meiner. Ich war zwischendurch kurz bei CeeJay und auf dem Rückweg bin ich fast über eine andere brown snkae gestolpert. Die scheinen mich wirklich zu mögen. Ok, um das ganze jetzt zu verkürzen: Den restlichen Tag verteilte ich zusammen mit dem Hippie (ich hab mir seinen Namen immer noch nicht gemerkt) mit Hilfe eines anderen Vans Material über das gesamte Gelände. Darunter waren riesige Gasflaschen, Gasöfen, Waschbecken, usw.
Andere Jobs waren Klos buddeln oder Wasserleitungen legen – da hatte ich ja noch Glück 🙂 Auf der Ladefläche des Vans hatte man auch schön viel Wind und eine gute Aussicht. Achja…der Nachthimmel ist unglaublich hier. Die Sonne geht auf der einen Seite unter und der Mond auf der anderen auf. Die Sterne sind zum Greifen nah, man könnte meinen es ist eine Lichterkette an der Decke. Leider lässt sich das schlecht fotografieren 🙂
22.12.2010
Der heutige Tag war sehr anstrengend. Ich habe zusammen mit Steffan Rohre in bereits gebuddelte Löcher verlegt und diese mit Ästen, Stroh und Erde fixiert. In die Rohre wird später das Abwasser der Spülbecken geleitet. Die Arbeit ist nicht unbedingt hart, aber die Sonne macht einen wirklich kaputt hier. Und dann noch die Millionen Mücken, Fliegen, Käfer, Heuschrecken…..
Wir haben 9 Löcher geschafft und waren ziemlich am Ende, was uns aber nicht davon abhielt eine Runde schwimmen zu gehen. Das Wasser ist aufgrund der Überflutung ziemlich dreckig und man wird nicht wirklich sauber von Baden, was wiederum ein Grund war die wunderschöne Dusche zu benutzen. Es ist mehr oder weniger ein Wasserrohr das aus der Ecke kommt, in einem Schuppen ohne Tür, aber das Wasser ist heiss und es ist ein extremer Luxus hier im Dschungel eine heisse Dusche zu haben 🙂
Mittlerweile bin ich mir sicher dass ich hier am schönsten Ort der Welt gelandet bin. Es ist toll zu sehen wie alles entsteht, und kaum vorstellbar das hier in einer Woche tausende Leute sein werden. Wir sind jetzt ca. 15-20 Leute, wobei täglich mehr eintreffen und auch einige über Weihnachten nach Hause fahren werden. Hier gibt es ca. 20 site vehicles (vom Bus bis zum Ute), etliches Werkzeug, Stromgeneratoren, Pumpen, einen Bagger und viele viele Arbeiten sind zu tun. Hot Tubes, Mud Tubes, eine Sauna, ein Dampfbad und lauter solche Sachen werden aus dem Boden gestampft. Wir bekommen drei Mal täglich zu essen, und das reichlich. Es gibt mehrere Köche, Ärzte, usw. Niemand bekommt Geld dafür, niemand ist verpflichtet etwas zu tun, es gibt keinen Boss, keine Untergebenen und trotzdem funktioniert es spitze. Stellt euch mal vor die ganze Welt wäre so….ich bin sicher es würde funktionieren.
„Imagine there is no heaven, it is easy if you try, no hell below us, above us only sky. Imagine all the people, living for today. Image there are no countries, it isn‘t hard to do, nothing to kill or die for, and no religion too. Imagine all the people, living live in peace. You may say I’m a dreamer, but I’m not the only one!!! I hope some day you’ll join us, and the world will be as one.“
Genüg geträumt für heute, mir geht es so gut wie noch nie zuvor, ich hoffe euch auch! Hört euch mal „Imagine“ von John Lennon an, dann wisst ihr in welcher Welt ich zurzeit lebe. Als letztes sei gesagt: Meine gute Laune kommt nicht von Drogen, abgesehen von ein paar Bier und ein wenig Schnaps bin ich bis jetzt absolut clean 😀 Als ich hier vor drei Tagen angekommen bin hat mir einer gesagt nun kenne ich keinen, habe keine Freunde hier, aber in einer Woche werde ich 3000 neue Freunde haben. Ich war erst etwas skeptisch, aber mittlerweile bin ich voll und ganz davon überzeugt 🙂
23.12.2010
Die Einträge werden bald kürzer werden, und die Tage länger. Meine Lust an den Laptop zu sitzen sinkt von Tag zu Tag. Ich habe keine Ahnung was ich diesmal anders gemacht habe, aber diese Nacht haben mich die Moskitos total zerstochen. Unterärme, Kniehöhlen und Handgelenke bestehen nur noch aus roten, angeschwollenen Punkten. Heute Nacht vor dem schlafen gehen werde ich das Auto zuerst mit Insektengift einsprühen, die Türen schließen und fünf Minuten warten. Auch wenn ich mich dabei selber vergifte, aber noch so eine Nacht möchte ich nicht erleben. Die Natur ist zwar schön hier, aber auch extrem grausam.
Am heutigen Tag habe ich Gestänge für die Zelte über das Gelände verteilt. Wir mussten die Zelte teilweise von den alten Standorten abbauen und woanders hinbringen. Nicht wirklich schwer, aber gefährlich. Wir haben etliche dieser Red Back Spiders an den Gestängen gesehen. Klar, so ein Gestänge ist ideal für eine Spinne um ihr Netz zu bauen. Ohne Handschuhe nicht zu empfehlen….
Zwischendurch habe ich Craig bei der Zubereitung von Lunch und Dinner geholfen. Ich bin ab jetzt der neue austrian chef, was so viel bedeutet wie österreichischer Koch. Das letzte was ich euch noch beschreiben will ist mein grade beendetes Bad im hot tube. Es ist ein ca. 2,5 x 2,5 Meter großer Pool, dessen Wasser durch einen mit Holz befeuerten Ofen gepumpt wird, und so wunderbar heiss wird. Nun stellt euch folgendes Szenario vor: Simon im hot tube, Bier in der Hand, der Sonnenuntergang zwischen den Bäumen erkennbar, der Horizont gefärbt von orange über gelb bis ins rötliche. Auf der anderen Seite geht der Mond auf, ein unbeschreibliches Farbenspiel. Und über meinem Kopf sind bereits die Sterne zu sehen, greifbar nahe am Himmel. Die nackten Frauen nicht zu vergessen, dass deren Freunde neben ihnen im Pool waren lassen wir jetzt mal weg 😀
Ein besondere Bonus bringt der Holzofen mit sich: Er qualmt. Und das soll er auch, denn der Rauch vertreibt die Moskitos. Ich glaube das war der einzige Ort auf dem ganzen Gelände der moskitofrei war. OK, nun bin ich wieder angezogen, getrocknet im Auto und müüüüde.
@Zehnacker IS&T: Der Schnaps ist spitze, die nennen ihn hier rocket fuel 😀 Ebenso die Taschenlampe, die leuchtet kilometerweit und man wird fast blind davon wenn man direkt vor sich auf den Boden leuchtet hehe. Und ich glaube ein CSV Handtuch war noch nie so weit von Österreich entfernt?! Noch mal vielen Dank für all die Sachen!
24.12.2010
Ein weiterer heißer (35° C) , abwechslungsreicher und anstrengender Tag. Am Vormittag habe ich geholfen zwei Zelte am Welcome Gate aufzubauen. Am Nachmittag waren wir schwimmen, genau an der Stelle wo letztes Jahr das Festivalgelände war. Bei der Gelegenheit haben wir ein paar Zeltplanen aus dem Wasser gezogen die noch gebraucht werden. Der Wasserpegel steigt immer noch und das soll sich auch so schnell nicht ändern. Aktuell müssen Dämme gebaut werden um zu verhindern dass die soeben errichteten Strukturen nicht erneut geflutet werden. Wir können nur hoffen dass es nicht zu hoch steigt. Nach dem schwimmen habe ich noch geholfen riesige Plastikrohre anzupinseln, für was die dann schlussendlich gebraucht werden wissen wir aber noch nicht wirklich 😀
Gestern und heute sind wieder viele neue Leute eingetroffen und wir sind jetzt ca.40 Personen. Langsam kann man sich vorstellen wie es bald aussehen wird, die meiste wichtige Infrastruktur ist errichtet. Morgen werden wir fließend Wasser in 60 Toiletten haben, welche mit Solarlichter beleuchtet sind. Auf einem der Fotos könnt ihr das französische Pärchen zusammen mit Craig vor einem der Doppelklos sehen.
Momentan sitze ich im Auto von Richard der auf dem Weg nach Swan Hill ist. Er wird dort Benzin und Bier kaufen, und ich hoffentlich eine Gelegenheit finden, diese Aufzeichnungen und einige Fotos auf den Blog zu laden. Auf dem Festivalgelände gibt es nur an bestimmten Spots Handyempfang, und das nur am frühen Morgen wenn es noch nicht so heiß ist. In ein paar Tagen werden wir aber Equipment haben um eine Satellitenverbindung aufzubauen und Internet für alle Besucher zur Verfügung stellen. Ihr dürft drei Mal raten wer dafür ausgesucht wurde das zu tun 😀
Happy Xmas! See Ya!
Na denn, frohe Weihnachten !!
Hi Simon,
tolle „Berichterstattung“ – spannend und sehr informativ – mach weiter so. Wenn ich die vielen Spinnen sehen wird mir Angst und Bang, dann bin ich mit meinen drei „Klapperschlangen“ zu Hause wieder zufrieden 🙂
Gib acht, es gibt „giftige Spinnen“ die haben nur 2 (zwei) Beine ………..
So long, Gerhard