Neues von der Hostel Baustelle: Der Badezimmer Vorbau

Erneut mit deutlicher Verspätung folgt der nun zweite Beitrag des Jahres. In den letzten Wochen waren wir wie immer hochmotiviert und beschäftigt mit den unterschiedlichsten Projekten. Heute möchte ich euch von unserem Badezimmer Vorbau erzählen, den wir in Rekordzeit vom ersten Entwurf zur Realität gemacht haben.

Da wir für die ganze Anlage nur drei Badezimmer mit Duschen und Toiletten vorgesehen haben, die maximale Kapazität an Gästen aber natürlich deutlich drüber liegt, wollten wir im Prinzip nur zwei zusätzliche Waschbecken zum Zähneputzen, Rasieren und Schminken bereitstellen, damit die Badezimmer nicht unnötig belegt werden.

Der digitale Entwurf

Was daraus geworden ist erinnert nun eher an ein Luxus Resort, doch beginnen wir von vorne. Der erste digitale Entwurf beinhaltete eine kleine Holzkonstruktion mit versetzt angeordneten Waschbecken und Spiegeln. Was natürlich fehlte war ein ordentliches Dach, denn der Waschbereich sollte auch bei Regen verwendet werden können.

Nach einigem hin- und her entschieden wir uns für eine Stahlkonstruktion mit Betonsäulen in Kombination mit einigen Wellbetondachelementen. Wenigstens das Dach sollte langlebig sein, beim Rest der Konstruktion wollten wir aber einige Experimente wagen. Glücklicherweise konnten wir das Auto eines Bekannten ausleihen, um mit dem Hänger die nötigen Materialien aus Santiago heranzukarren.

Die Betonsäulen machten wir nach alter Manier wie auch schon beim Schleppdach für das Küchengebäude mit Hilfe von dicken Plastikrohren. Im ersten Schritt wird der Fuß samt Bewehrung ebenerdig einbetoniert und einen Tag getrocknet. Dann stülpen wir einfach das der Länge nach aufgeschnittene Plastikrohr über die aus dem Boden ragende Bewehrung, verschließen das Ganze ordentlich mit Draht und füllen es mit Beton.

Klingt wie immer einfacher als es ist, doch mit der Erfahrung der vergangenen Jahre wurden die drei Säulen wunderschön und kerzengerade. Schon wenig später ging es los mit dem Dachstuhl schweißen, saubermachen und lackieren. In Rekordzeit waren die fünf Wellbetonelemente befestigt und fertig war das Dach.

Noch bevor sich die letzte Schraube in den Stahl bohrte, sägte und schraubte ich schon am Holzrahmen für die Unterkonstruktion des Waschtisches. Da man natürlich kein Holz direkt in den Boden stecken kann, schweißte mir Sven ein paar Stahlfüße, welche ich an der Unterseite des Rahmens befestigte. Im nu war das Teil eingegraben und die Löcher mit Beton gefüllt. Und während die graue Masse trocknete, blieb noch ein wenig Zeit für die Infrastruktur.

Denn natürlich mussten wir zum bzw. vom Vorbau nun auch Wasser-, Strom- sowie Abwasserleitungen verlegen und verbinden. Glücklicherweise lag mal kein allzu großer Felsen zwischen den Waschbecken und der Kläranlage, was diesen Job ungemein einfacher gestaltete. Am nächsten Tag kam dann die längst vorbereitete Sperrholzplatte auf den Holzrahmen und ich begann die Arbeit an dem dreieckigen Aufbau.

Im Gegensatz zum digitalen Entwurf, haben wir in Realität auch die Vorderkanten an der Tischplatte ausgespart, was die ganze Konstruktion noch einmal deutlich interessanter macht. Und aufwändiger zu bauen. Dank guter Planung und Vorbereitung waren die Holzteile aber schnell zusammengebaut und ich konnte es kaum erwarten zu sehen, wie denn unsere exklusiven Designerwaschbecken auf dem lackierten Holz aussehen.

Anscheinend ist die Farbe „Café“ in Panama nicht sehr beliebt, denn die hübschen Waschbecken waren in dieser Farbe von normalerweise $75 auf lächerliche $15 reduziert. Eine Gelegenheit die wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Aufgrund des besonderen Waschbeckens mussten nun auch besondere Wasserhähne her, denn die Höhe des Beckens erforderte einen Hahn der an der Wand montiert wird, anstatt wie üblich auf der Tischplatte.

Und schon beim ersten Testaufbau sah die Kombination aus Holz, aufgesetztem Designer-Waschbecken und verchromtem Wasserhahn einfach umwerfend aus. Das Ganze funktional zu machen war allerdings wieder einmal nicht so einfach. Die Situation in Panama ist halt grundsätzlich anders als in Europa und die entsprechenden Probleme sind vielschichtig.

Es gibt keine richtigen Standards im Land, metrisches und imperialistisches System werden munter gemischt. Gewichte, Maße, Durchmesser, Gewinde, Rohre, Schrauben, Schläuche. Alles irgendwie anders und zusammenpassen tut davon Garnichts. Dazu kommt noch das natürlich der Großteil solcher Produkte importiert wird und das aus aller Herren Länder, wo mitunter auch die unterschiedlichsten Standards gelten.

Kurzum: die dämlichen Wasserhähne und Waschbecken kosteten jede Menge Zeit und Ärger, doch mit Einfallsreichtum und ein wenig Improvisation bauten wir von der Waschbeckenbefestigung bis zum Gegengewinde zum Festziehen der Wasserhähne alles irgendwie selber. Die Steckdose und Beleuchtung waren da wesentlich einfacher umzusetzen. Neben einer Lampe am Vorbau verlegte ich auch noch zusätzliche Kabel für eine Leuchte am Weg zum Badezimmer.

Und dann wurde es Zeit für den nächsten Arbeitsschritt, denn unsere Gäste sollten ja nicht im Schlamm vor dem Waschbecken stehen. Die winzige Bodenplatte hatten wir an einem gemütlichen Vormittag fertig abgesteckt, eingeschalt und gegossen. Und schon stand ich wieder mit der Säge bereit. Da die Caña-Verkleidung um das Badezimmergebäude so hübsch geworden ist, wollte ich nämlich auch die Waschstation zu großen Teilen damit gestalten.

Den dreieckigen Holzrahmen um die Waschbecken hatte ich in Windeseile mit Caña eingedeckt und schon konnten auch die Spiegel an die Wand. Die Optik ist bereits beeindruckend, doch um das Kunstwerk zu vollenden fehlt es noch an allen Ecken und Enden. Einen Bodenbelag wird es noch brauchen und sobald dieser gemacht ist, kann ich auch um den unteren Rahmen eine Verkleidung schrauben.

Der Zugang muss außerdem noch nivelliert werden und so einige Schubkarrenladungen Tosca werden wir herankarren müssen. Ihr seht schon, wie immer ist das Arbeitspensum noch lange nicht ausgeschöpft. Von den anderen Baustellen ganz zu schweigen. Und wie immer freuen wir uns drauf. Bis bald zum nächsten Beitrag!

9 Antworten

  1. Martina sagt:

    Das sieht alles mega aus was ihr da auf die Beine stellt!!!

  2. Michael sagt:

    Warum meine Antwort nicht unter deiner Antwort steht weiß ich nicht, ich klicke auf alle Fälle auf Antworten.

  3. Michael sagt:

    Na ja, wenn du selbst dem Wunderwerk der Handwerkskunst einen ganzen Beitrag widmest?
    Bei mir löst alles was nicht Stein, Beton oder Stahl im Urwald ist, automatisch eine kleine Begeisterung aus.

  4. Markus sagt:

    Es ist echt ein Wahnsinn, was ihr da macht. Planen, Material kaufen, machen. Hier in D würde man erst mal zusammentragen, bei wem man alles untertänigst um Erlaubnis fragen müsste, ob man das überhaupt darf. Tu felix Panama!

    • Simon sagt:

      Machen statt reden ist hier die Devise. Naja was echte Freiheit bedeutet erfährt man halt nicht in Europa. Wir sind hier nun seit fast drei Jahren am Werk und haben Straßen gebaut, Brunnen gebohrt, die ganze Finca verkabelt, hunderte Meter Leitungen verlegt, vier Gebäude und mehrere Unterstände gebaut und vieles mehr. Was denkst du wie oft jemand hier war und gefragt hat ob wir dafür eine Erlaubnis, Konzession oder Zulassungen haben? Ob wir denn schon alles richtig machen nach Auflage und Vorgaben Anderer? Pustekuchen! Und genau deshalb liebe ich Panama. Du tust was du willst und man lässt dich einfach in Ruhe.

  5. Michael sagt:

    Ein wahres Kunstwerk !

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