Neues von der Hostel Baustelle: Caña Blanca und ein Urinal

Zum letzten Mal in diesem Jahr begrüße ich euch auf der Hostel Baustelle, von wo es wieder mal so einiges zu berichten gibt. Viel ist passiert in den letzten Wochen, an allen Ecken und Enden ein bisschen, doch erzählen möchte ich euch heute von der Veredelung unseres Sanitärgebäudes sowie den Vorbereitungen für das Urinal.

Während bis jetzt zwei der drei Badezimmer fertiggestellt sind, fehlte der zukünftige Bereich für das Urinal noch komplett. Bis auf ein kleines Stück Beton und die sanitären Anschlüsse, war noch nicht viel davon zu sehen. Auch der Holzsteg vor dem Gebäude, über welchen man die Badezimmer und das Urinal erreichen kann, war noch recht nackig und von der geplanten Verkleidung fehlte jede Spur.

Höchste Zeit also die Arbeiten anzugehen! Als erstes kam der Mann fürs Grobe, nämlich Isais, der mir eine kleine Mauer für das Urinal baute. Das knappe dutzend Steine war blitzschnell gemauert und keinen Tag später klebten auch schon die Fliesen an der Wand. Noch ein paar Stück auf den Boden und fertig war die Urinier Ecke. Zumindest im Groben, denn das Urinal selber fehlt bisher noch.

Schon letzte Woche hatte ich ein einfaches Modell aus dem Baumarkt mitgenommen. Doch im Gegensatz zu den Toiletten, war das nötige Montagematerial natürlich nicht im Paket inkludiert und auf Lager hatten wir auch nichts Brauchbares. Für den Moment aber egal, denn mit der geplanten Verkleidung für den Steg vor dem Gebäude, gab es noch genügend andere Arbeit.

Es war bereits im Juni, als wir den Holzsteg vor dem Sanitärgebäude fertigstellt haben. In der Zwischenzeit hat Sven auch eine kleine Treppe gebaut, sodass wir mittlerweile seit einigen Wochen ohne zu klettern ins Badezimmer kommen. Der unschöne Anblick unter den Steg und das hochgesetzte Gebäude, ist allerdings geblieben.

Schon seit über einem Jahr sitzen wir auf einem regelrechten Berg von sogenanntem Caña Blanca, eine Art Schilfgras, welches wir für Verkleidungen und Dekorationen jeder Art angeschafft haben. Auch den Blick unter das Gebäude wollten wir damit versperren, doch das Material kann nicht einfach so verwendet werden.

Nach der mittlerweile ausreichend langen Trocknungszeit, musste erst von jedem einzelnen Halm die Schale entfernt werden. Es war an manchen Regentagen eine tolle Beschäftigung, sodass auch ausreichend geschältes Caña auf Lager war. Alles was noch fehlte waren geeignete Holzrahmen unter dem Steg, um die Stöckchen zu befestigen.

Also schraubte ich passgenaue Rahmen aus dünnen Kanthölzern zusammen und befestigte sie an der Unterseite des Steges. Schließlich war es soweit und ich begann mit der Kappsäge die Schilfgrashalme zurechtzuschneiden. Am Ende war die Länge egal, nur die wenigsten Stücke waren wirklich grade. Durch anlegen auf den Rahmen und drehen musste ich für jedes Stück die ideale Lage ermitteln.

War diese erstmal gefunden, bohrte ich die Löcher vor und befestigte jedes Stück mit jeweils zwei Schrauben auf dem Rahmen. Viele Stunden war ich beschäftigt mit Cañas abmessen, zurechtschneiden und anschrauben. Es war nicht gerade schnell, doch Zentimeter für Zentimeter entstand auf diese Art eine tolle Verkleidung aus Naturmaterial. Die Blicke unter den Steg gehörten so bald der Vergangenheit an, alles was noch fehlte war nun ein Sichtschutz rund um das Urinal.

Die Mauer an der Rückseite sollte noch etwas erhöht werden und für die rechte Seite plante ich eine Wand aus Cañas. Das Prinzip war dasselbe, erst baute ich die Rahmen aus Kanthölzern und befestigte dann die einzelnen Cañas. Die Rückseite war schnell erledigt, doch bei der Seitenwand kam die deutlich größere Höhe der Verkleidung zum Tragen.

Da die Cañas wie erwähnt selten wirklich gerade sind, war es an dieser Stelle ganz schön schwierig, passende Stücke zu finden ohne dabei allzu große Spalten zwischen den einzelnen Stöckchen zu produzieren. Doch Stück für Stück ging auch dieser Teil voran, bis das Meisterwerk schließlich vollendet war. Blöderweise hatten sich über Nacht bereits die ersten Termiten in den frisch geschnittenen Cañas niedergelassen, was mich zu radikalen Gegenmaßnahmen veranlasste.

Als erstes sprühte ich die komplette Verkleidung großzügig mit einem Insektizid ein, welches sämtliche aktuell dort lebenden Insekten sowie deren Eier zuverlässig abtöten sollte. Da dieses Mittel aber recht flüchtig ist und nach einigen Tagen seine Wirkung verliert, folgte eine zweite Behandlung mit einem speziellen Holzschutzmittel, welches über mehrere Jahrzehnte wirksam bleiben sollte.

Durch die Behandlung wurden die Cañas ein wenig dunkler und wirkten nicht mehr ganz so matt, doch um das letzte aus ihnen rauszuholen, opferte ich noch einen halben Liter der schönen Holzlasur und pinselte die komplette Verkleidung damit ein. Die ehemals matten, verblichenen und teilweise grauen Cañas, erstrahlten nun in kräftigen, frischen Brauntönen. Sehr schön!

Und damit das auch für möglichst lange Zeit so bleibt, folgte als krönender Abschluss eine dicke Schicht Polyurethane. Das Kunstharz schützt vor UV-Strahlung und Feuchtigkeit genauso wie vor Schadinsekten, außerdem ist das Holz so einfacher zu reinigen und nebenbei entsteht natürlich noch eine Art Hochglanzoptik. Wunderschön!

Doch beim Anblick des Sanitärgebäudes fällt es deutlich auf: So richtig fertig ist hier noch gar nichts. Das dritte Badezimmer fehlt nach wie vor und das Urinal sollte auch noch montiert werden. Von der Farbe an der Wand und der großen Waschküche auf der Gebäuderückseite fange ich jetzt gar nicht erst an. Im Bild fallen außerdem die aus dem Boden stehenden Bewehrungseisen auf, denn wir planen noch an einem kleinen Vorbau mit Waschbecken, den wir als nächstes angehen werden.

Kommt Zeit, kommt Rat. Wir freuen uns jetzt erstmal auf ein paar arbeitsfreie Tage, denn für Weihnachten ist ein großes Festessen geplant und zu Silvester werden wir wohl wieder ein riesiges Freudenfeuer veranstalten. Mehr dazu vielleicht im nächsten Beitrag. Bis dann!

7 Antworten

  1. Peter sagt:

    Hallo Simon, ein schöner Blog, sehr informativ und interessant. Außerdem habe ich mehr gelesen als ich vorhatte, weil sehr angenehm und flüssig geschrieben. Nicht schlecht, wie Ihr diese Sache anpackt!
    Eine Frage hätte ich auch: Die Bauweise mit Stahldach/-stützen etc., wie schaut es da mit Blitzschlag aus? Ist das alles mit Blitzableiter versehen, oder macht Ihr Euch da weniger Sorgen?

    • Simon sagt:

      Hey Peter, danke für die Blumen. Blitzableiter haben unsere Gebäude bisher keine, weder der Maurer noch der Elektriker haben überhaupt meine Frage danach verstanden. Muss sagen ich habe auch noch nie einen gesehen hier. Gewitter haben wir allerdings häufiger, also wäre vielleicht keine schlechte Idee…

  2. Armin HInterauer sagt:

    Wünsche Euch ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest unter Palmen.

  3. Michael sagt:

    What ? Unter dem Steg ist es trocken ? Dann ist es unter dem Dach auch trocken … ich behaupte aber unterm Steg direkt an der Erde wird es weit feuchter sein als unter dem Dach von einem Holzhaus.

    Zudem baut man mit Dachvorsprung, dort wo es feucht ist und 6 Monate im Jahr regnet.

    😉

    Egal, sieht schön aus und kann man rasch erneuern, wie auch Holz, das Zeug wächst nach und könnte kompostiert werden, wenn es nicht voller Chemie wäre.

  4. Michael sagt:

    Sieht hübsch aus ! Es freut mich dass ihr eine Möglichkeit gefunden habt das Holz sogar nah am Boden für Jahrzehnte zu konservieren. 😉

    Die Türen sind Simon-optimiert, sehen groß und schlank aus. Hahahaha !

    • Simon sagt:

      Wir werden sehen wie lange es tatsächlich hält. Unter dem Steg ist es ja mehr oder weniger im Trockenen und die Insekten werden jetzt mal vorerst auch die Mandibeln davon lassen 🙂

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