La Buena Vida en Santa Fe: Sí a la vida, no a la Minería!

Bild: EFE

In Panama brennen die Straßen. Seit Wochen sind zehntausende Leute im ganzen Land auf den Beinen. Sie marschieren, singen, schwingen Fahnen und blockieren Hauptverbindungsstraßen in allen Provinzen. Sie skandieren Sprüche wie „Panama ist mehr Wert ohne Bergbau!“ oder „Die Heimat steht nicht zum Verkauf!“.

Was war Stein des Anstoßes? Wir alle haben schon diese Geschichten gehört. Westliche Firmen fallen in ärmere Länder ein, korrumpieren die Regierung und bedienen sich an den üppigen Rohstoffvorkommen. Umweltschutzaspekte genauso wie die Rechte der indigenen Bevölkerung werden dabei mit Füßen getreten. Die Rohstoffe ebenso wie die Milliardengewinne gehen ins Ausland, der lokalen Bevölkerung bleiben oft nur enorme Umweltschäden und hohe Gesundheitsrisiken.

So geschehen in unzähligen Fällen in den verschiedensten Ländern. Ihr kennt das ja, das sind die sogenannten „westlichen Werte“ oder besser gesagt Mehrwerte. Während man sich zu Hause der lächerlichen CO2-Propaganda verschreibt, den Moralapostel spielt und sich auf die Straßen klebt, zerstört und verseucht man munter weit entfernte Länder. Die doppelte Moral der sogenannten Wertegemeinschaft stört mich schon lange und war mit ein Grund für mich, diesem System den Rücken zu kehren.

Ganz so einfach erklärt ist die Situation hier allerdings nicht. Grund des Anstoßes war die Unterzeichnung eines Gesetzes, welches einem kanadischen Bergbauunternehmen erlaubt, für die nächsten 40 Jahre im Regenwald im Norden des Landes Kupfer und andere Mineralien abzubauen. Die Geschichte des Bergbaus geht in Panama jedoch schon Jahrzehnte zurück.

Wie ein Krebsgeschwür frisst sich die Mine in den Regenwald (Bild: Google Earth)

Genau genommen musste nämlich ein existierender Vertrag aus dem Jahre 1997 neuverhandelt werden. Der oberste Gerichtshof Panamas hatte ihn im Dezember 2017 für verfassungswidrig erklärt. Der Vertrag würde nicht den größten Nutzen für den Staat sicherstellen und dem sozialen Wohl sowie dem öffentlichen Interesse diametral gegenüberstehen. Früher nannte man sowas Kolonialismus.

Die Neuverhandlung hat nun fast sechs Jahre gedauert und zugegebenermaßen sind die neuen Vertragskonditionen deutlich zum Vorteil für Panama und die Panamesen ausgefallen. Der Bergbau trägt hier mit fast 5% zum Bruttoinlandsprodukt bei und schafft 40.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze. Die Verhandlungen waren allerdings intransparent und gegen den Widerstand von Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten.

Die Menschen sind der Ansicht, dass der neue Vertrag dem kanadischen Bergbauunternehmen zu viele Vorteile und Befugnisse auf einer Fläche von fast 13.000 Hektar einräumt. Dabei geht es nicht nur um die großflächige Zerstörung einzigartiger Ökosysteme, sondern auch um den massiven Wasserverbrauch und die gigantischen Mengen an hochgiftigen Neben- und Abfallprodukten der Mine, welche Flüsse und Grundwasser nachhaltig verseuchen.

Dass Panama dieses Jahr in vielen Landesteilen unter einer Dürre leidet, verschärft die Situation zusätzlich. Das Land ist abhängig von seinem Wasserreservoir zur Versorgung der Bevölkerung, Landwirtschaft und nicht zuletzt dem wirtschaftlich so wichtigen Panama Kanal. Und nun sollen Jahr für Jahr Milliarden Liter Wasser in einer Mine verseucht werden?

Erschwerend kommt die allgemeine Stimmung im Lande hinzu. Die Zustimmungsraten der Regierung sind zuletzt auf historische Tiefs gefallen, Korruption und Misswirtschaft greifen um sich. Und da hat der Kongress am 20. Oktober mit Billigung des neuen Bergbauvertrags eine gigantische Lawine losgetreten. Die Ablehnung in der Bevölkerung ist so groß, es sind die größten Proteste seit dem Kampf gegen die Militärdiktatur Ende der 80er Jahre.

In einer selbst für Panama ungewöhnlichen Dimension schlossen sich täglich zehntausende von Bürgern an, mit Straßenblockaden in der Hauptstadt und den Provinzen, Streiks von Lehrern, Ärzten, Bauarbeitern, Transportunternehmen und Gewerkschaften. Der Unterricht an den öffentlichen Schulen wurde seitdem ausgesetzt.

Das ganze Land steht still und ist gleichzeitig auf den Beinen. Seit nunmehr 11 Tagen gibt es kein durchkommen auf den Straßen. Besonders im Ballungsgebiet gehen bereits die Lebensmittelvorräte zur Neige. Auf den Feldern und den in langen Kolonnen stehenden LKWs verschimmelt die Ernte. Der wirtschaftliche Schaden ist bereits enorm, doch auch das Gesundheitssystem droht langsam zusammenzubrechen, denn in den Krankenhäusern fehlt es an Medikamenten und Verbrauchsmaterialien.

In seiner mittlerweile dritten Botschaft an die Nation während der Proteste, kündigte Präsident Cortizo am vergangenen Sonntagabend an, eine Volksbefragung einzuberufen. So soll die Bevölkerung am 17. Dezember entscheiden, ob der Vertrag aufgehoben werden soll oder nicht. Die Panamesen akzeptierten das jedoch nicht und fordern nach wie vor die sofortige Aufhebung des Vertrags.

So einfach soll das jedoch nicht sein, warnen Anwälte und Rechtsexperten. Bei Annullierung des Vertrags würde sich das Land milliardenschweren Klagen vor internationalen Gerichten aussetzen. Sogar das „Investment Grate“ Rating Panamas könnte dadurch abgestuft werden. Klar, das Imperium hat vorgesorgt und wie üblich alle Daumenschrauben angezogen, um seine Interessen gegen den Willen und die Rechte der lokalen Bevölkerung durchzusetzen.

Die Panamesen zeigen sich davon allerdings unbeeindruckt. Unbeirrt ziehen sie Tag und Nacht, bei Regen und Sonne pausenlos durch die Straßen und kämpfen für ein Panama ohne Bergbau. Für mich ist das ein besonderes Schauspiel. Obwohl der Westen sich bei allem was er macht so überlegen fühlt, lassen die Panamesen sich nicht so einfach instrumentalisieren um anderer Leute Kriege anzuheizen oder gegen einen natürlichen Klimawandel zu demonstrieren.

Proteste in Santa Fe, Veraguas

Nein. Sie demonstrieren für ihr Land, für ihre Zukunft und für ihre Rechte. Stolz schwingen sie dabei die panamesische Flagge, singen die Nationalhymne und erheben sich in ungekannter Einigkeit gegen die Regierung. Und das nicht nur für zwei Stunden an einem sonnigen Sonntagnachmittag, sondern durchgehend seit 11 Tagen und Nächten. Kein Ende in Sicht.

Die Leidensfähigkeit fasziniert mich. Die Entschlossenheit der Bevölkerung, hier und jetzt dem ganzen ein Ende zu setzen, ist ungebrochen und wird jeden Tag nur noch stärker. In der Großstadt gibt es dabei immer mal wieder gewalttätige Auseinandersetzungen und Festnahmen. Das Protestzentrum in unserer Gegend ist Santiago, wo Demonstranten aus der ganzen Provinz angereist sind.

In Santa Fe ist das alles wie üblich ein wenig beschaulicher. Doch auch hier ist seit Tagen die Brücke gesperrt. Es gibt keine Busse und selbst die Taxifahrer waren heute im Streik. Die Panamesen bleiben hart, auch wenn sie sich dabei ins eigene Fleisch schneiden. Lieber ein paar Wochen leiden als weitere 40 Jahre Zerstörung und Ausbeutung zuzulassen.

Ich stehe dabei an ihrer Seite und bin dankbar für den Einsatz und die Opfer die sie für ihr Land erbringen. Schließlich ist es unser aller Heimat. Noch gibt es Lebensmittel in der Cooperativa, wie lange die Situation andauern wird ist momentan nicht absehbar.

Yuly und ich haben derweil zu Hause genug zu tun. Ich halte euch auf dem laufenden, bis zum nächsten Mal!

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