Casa de Sven: Die verspätete Bodenplatte

Lang ist es her, seit ich zuletzt über die Fortschritte auf der Baustelle von Sven und Lisa berichtet habe. Seit letztem Sommer ist das Haus schon ein paar Meter gewachsen und natürlich begann alles mit dem Fundament. Im letzten Bericht vom Juli 2020 beschrieb ich, wie Sven das knapp 50 Meter lange Streifenfundament fertiggestellt und erste Vorbereitungen für den Guss der Bodenplatte getroffen hat.

Als nächstes kam eine dicke Plastikfolie auf den Boden, damit sich der Schlamm später nicht mit dem flüssigen Beton vermischt. Und anstatt so wie ich fertige Bewehrungsmatten zu kaufen, verbaute Sven erstmal einige hundert Meter Bewehrungseisen. Das Ergebnis waren wie so oft blutige Finger. Und eine gigantische Stahlmatte. Und die Baustelle war soweit fertig zum Betonieren. Bei 125m² und einer 10cm dicken Bodenplatte, braucht man nach Adam Riese ungefähr 12,5m³ Beton.

Das entspricht rund 125 der 42,5kg Zementsäcke. Mit nur einer Mischmaschine wäre das definitiv eine Herausforderung. Und da Sven aus einem unerfindlichen Grund der Meinung war, man müsse die Platte unbedingt in einem Stück gießen, brauchten wir Abhilfe. Abgesehen von zahlreichen Arbeitskräften organisierte er also eine zweite Mischmaschine.

Über 100 Sack Zement wurden am Vorabend auf der Baustelle deponiert, sodass am nächsten Morgen in aller Früh direkt die Arbeit beginnen konnte. So der Plan. Doch da war noch die Sache mit dem Wasser. Ein stinknormaler Gartenschlauch samt 1.000 Liter Puffertank – so wie wir ihn bisher auf jeder Baustelle verwendet haben – reichte nicht aus.

Sven zapfte die Hauptleitung an und installierte einen Rohrdurchmesser, mit dem man binnen einer Stunde locker unseren 10.000 Liter Wasservorrat hätte ablassen können. Wie viele Hektoliter Wasser zwei Betonmischmaschinen wohl verbrauchen können? Bald werden wir es sehen. Sven war ohnehin schon seit Tagen nervös wie ein aufgescheuchtes Hühnchen. Nichts wurde dem Zufall überlassen und nichts sollte schiefgehen.

Und schließlich war der große Tag endlich gekommen. Die größte Bodenplatte die wir in unseren vier Jahren in Panama bisher gemacht haben. Es war 6 Uhr morgens und Sven war schon auf den Beinen. Von den Arbeitern bisher keine Spur. Auch um 7 Uhr war niemand zu sehen. Die bestellte zweite Betontrommel nicht in Sicht. Die Nervosität schlug langsam in Gereiztheit um.

Um 7:30 Uhr tauchte schließlich der erste Arbeitertrupp auf. Von der zweiten Betontrommel immer noch keine Spur. Wie sich herausstellte, stand diese noch im Dorf im Garten des bis dahin unwissenden Besitzers. Doch dieser war schnell geweckt und die Trommel auf die Finca gefahren. Mittlerweile war es schon deutlich nach 8 Uhr. Beide Betontrommeln standen bereit, doch vom zweiten Arbeitertrupp fehlte immer noch jede Spur.

Sven schon dem Nervenzusammenbruch nahe, wollte die ganze Aktion doch glatt absagen. Doch um kurz vor 9 Uhr kamen die Männer schließlich angestiefelt. Nach einigen bösen Blicken ging es direkt auf die Baustelle. Besser spät als nie. Das erlösende Getöse von zwei parallellaufenden Betonmischtrommeln schallte über die Finca. Insgesamt zwölf Mann waren pausenlos bei der Arbeit.

Rund 5.400 Schaufeln Betonkies und Sand mussten von Hand in die Mischer geschaufelt werden. Der fertige Beton wurde dann in Schubkarren gefüllt, auf der Plastikfolie verteilt und glattgestrichen. Klingt nicht einfach und war es auch nicht. Trotzdem war kurz nach Mittag bereits über die Hälfte geschafft. Analog zum Kinderkriegen könnte man sagen: Die Schultern waren bereits raus.

Doch das Wetter versuchte uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Pünktlich am frühen Nachmittag setzten teilweise heftige Regenschauer ein. Für die Arbeiter eine willkommene Erfrischung, für die Arbeit selber eher weniger gut. Die Baustelle verwandelte sich im Handumdrehen in eine einzige Schlammpfütze. Auch auf dem frischen Beton bildeten sich große Wasserpfützen.

Allen Widrigkeiten zum Trotz gingen die Arbeiten weiter. Und wenig später klarte der Himmel auch schon wieder auf. Irgendwann am späten Nachmittag schoben sie schließlich die letzte Schubkarrenladung Beton auf die Baustelle. Das Werk war vollbracht. Endlich fertig! Fix und fertig um genau zu sein. Doch auf der After-Work Party mit einem Dutzend betonverschmierter Panamesen, wurde sogleich neue Energie getankt.

Am Tag darauf, der Schädel brummte noch etwas, ging es dann zur Baustellenbesichtigung. Ähnlich wie damals bei der Bodenplatte meines Häuschens, war auch Svens Platte ein wenig rau geworden. Die Ursache dafür waren wohl Probleme beim Abziehen so wie auch der einsetzende Regen. Mit dem Ergebnis waren wir den Umständen entsprechend trotzdem zufrieden. Auch für die nächste größere Platte hatten wir ein wenig dazugelernt.

Und wie so oft war nach der Arbeit vor der Arbeit. Nachdem Sven dann erstmal einige Reihen auf die neue Bodenplatte auf gemauert hatte, ging es auch schon an die nächste Drecksarbeit. Was folgte waren die Streifenfundamente für die Terrasse. Diese zieht sich, ähnlich wie bei meinem Häuschen, der ganzen Hauslänge entlang und um die Ecke. Die Arbeitsschritte waren nahezu identisch mit denen des Hausfundaments.

Erst den Graben ausheben, Bewehrungseisen verlegen und einbetonieren. Dann auf mauern auf die gewünschte Höhe. Was fehlte waren wieder einige Kubikmeter Erde zum Auffüllen. Und dieses Mal war tatsächlich zu wenig Platz für großes Gerät. Mit Schaufel, Schubkarre und Stampfer ging es also an die Arbeit. Tag für Tag. Doch auch hier zeichnet sich ein Ende ab.

Doch mehr dazu in einem anderen Beitrag. Bis dann!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.