Neues aus dem Garten: Die erste Ananas

Nachdem ich euch die letzten Monate Großteils mit Baustellenberichten beglückt habe, wird es wieder mal Zeit für ein bisschen Abwechslung. Aus unserem Garten habe ich euch zuletzt während der Trockenzeit berichtet. Damals haben wir gerade unser neues Sprinklersystem in Betrieb genommen. Jetzt im Moment haben wir dafür allerdings so gar keinen Bedarf.

Es regnet beinahe jeden Tag für mehrere Stunden, Großteils am Nachmittag bzw. Abend. Nun ist es knapp vor 17 Uhr, ich sitze gerade in meinem Büro und tippe. Draußen vor dem Fenster ein Schauspiel. Oder besser gesagt Wasserspiel. Es ist stockdüster, der komplette Himmel gefüllt mit dunkelschwarzen Gewitterwolken. Die uns umgebenden Bergketten sind unsichtbar, verhüllt von einer dicken Schicht Nebel.

Es blitzt und donnert wie verrückt. Die Blitzeinschläge kommen immer näher. Das ganze Gebäude samt meinem Schreibtisch vibrieren bei jedem Donner. Bobby verkriecht sich unterm Tisch. Kein Wunder, der Schalldruck lässt selbst die PA-Anlage eines Heavy Metal Konzerts wie Spielzeug aussehen. Unbeschreibliche Wassermassen ergießen sich über uns. Die Dachrinnen laufen über, unsere Gehwege stehen knöcheltief unter Wasser. Das Rinnsal im Wassergraben beim Lagerhaus hat sich in einen reißenden Bach verwandelt. Der Rio Santa Maria ist binnen Minuten um rund fünf Meter angestiegen.

Ja, eine Sprinkleranlage brauchen wir momentan ganz sicher nicht. Es sind apokalyptische Szenen in Santa Fe, doch es gehört hier genauso dazu wie blauer Himmel und Sonnenschein. Wohlgemerkt zeigt das Thermometer trotz Gewittersturm angenehme 24°C. Und während uns der angelegte Gartenbereich rund um die Hostelgebäude in der Trockenzeit kaum noch Arbeit beschert hat, sieht das so natürlich ganz anders aus.

An allen Ecken und Enden wächst es wie verrückt. Und wie üblich nicht nur das, was man gerne haben möchte. Um den Dschungel zu bändigen, sind wir seit Ende Mai wieder regelmäßig im Einsatz. Dabei beschränken wir uns meistens auf das Umfeld der Hostel Gebäude. Etwa alle zwei Wochen gehe ich mit der Motorsense durch den Garten und schneide den Rasen.

Doch das reicht noch lange nicht aus. Unsere zahlreichen Bananenstauden müssen regelmäßig gepflegt werden, damit sie auch schön hübsch aussehen. Das ist schließlich der primäre Zweck des Gartenbereichs rund um das Hostel. Hübsch auszusehen. Auch die mittlerweile stattlich gewachsenen Papaya aus eigener Zucht, tragen ihren Teil dazu bei.

Am unangenehmsten fallen wie immer die Stachelpalmen auf, wo ich auch regelmäßig die abgestorbenen oder zu tiefhängenden Wedel abschlage. Obendrein müssen dutzende Büsche regelmäßig zurückgeschnitten werden, wobei wir schon seit längerem daran arbeiten, diese durch dekorativere Pflanzen zu ersetzen.

Ihr erinnert euch vielleicht an die unzähligen Stecklinge, die ich vor etwa einem Jahr in der Gärtnerei angesetzt habe. Unterschiedliche Blumen und vor allem eine bestimmte Sorte von Büschen, die verschiedenfarbige Blätter hervorbringen, standen damals im Fokus. Einige dieser Töpfchen stehen noch heute in der Gärtnerei, doch ein Großteil hat mittlerweile seinen Weg in den Garten gefunden.

Während die diversen Blümchen immer nur für einige Wochen schön anzusehen sind, behalten die bunten Büsche ihre Farbe das ganze Jahr über. Natürlich sind deren Blätter nicht so leuchtend bunt wie Blumen, doch bringen sie nette Farbakzente in den Garten. Für das tropische Flair sorgen neben den Stachelpalmen auch eine Reihe anderer Palmenarten, die wir teilweise geschenkt bekommen oder selber gezogen haben.

Nicht zu vergessen natürlich auch unsere ersten Ananaspflanzen. Oder besser gesagt die wenigen, die heute noch am Leben sind. Die Ananas hat sich bisher als eine der empfindlichsten Pflanzen herausgestellt. Während man sie aus einem Blattschopf kinderleicht selber ziehen kann, ist die Pflanze sehr empfindlich und stellt relativ große Ansprüche an ihren Standort.

Direkt vor dem Hostelgebäude haben wir wohl schon über ein Dutzend gepflanzt. Unsere diversen Haustiere finden den Geruch wohl toll, weshalb immer mal wieder eine ausgebuddelt oder zerpflückt wurde. Auch scheint es eine bestimmte Art von Schädlingen zu geben, die sich an den Wurzeln festsaugen und so über kurz oder lang die Pflanze abtöten.

Das weitaus größere Problem ist allerdings das Wasser. Die Ananas verträgt selbst kurze Perioden mit Staunässe nur sehr schlecht. Einen Tag im Wasser stehen ist genug und die komplette Pflanze stirbt ab und verfault. Was dann monate- oder sogar jahrelang prächtig gewachsen ist, geht binnen kürzester Zeit ein. Die Unmengen Wasser die momentan vom Himmel prasseln, sind da natürlich problematisch.

Einen ersten kleinen Erfolg konnten wir trotzdem verbuchen. Oder besser gesagt zwei. So viele Ananas Früchte haben wir nämlich bisher geerntet. Die Pflanze blüht nur einmal und trägt auch nur eine einzige Frucht. Vom Einpflanzen bis zur Ernte vergehen hier in Panama rund 14-16 Monate. Eine lange Zeit, in der viel passieren kann.

Die relativ kleinen Früchte die wir ernten konnten, schmeckten dafür umso süßer. Wer hat denn jemals frisch geerntete Ananas gegessen? Aus dem eigenen Garten? Ja, es war ein ganz besonderes Privileg, diese Früchte zu verspeisen. Zumal die bisherige Gartenanlage ja überhaupt nicht dazu gedacht ist, irgendwie effizient Lebensmittel zu produzieren. Es ist sozusagen ein Bonus.

Auch aus unseren unterschiedlichen Bananensorten kreieren wir ein bis zwei Mahlzeiten pro Woche. Neben vereinzelten Zitrusbäumen wächst darüber hinaus allerdings noch nicht viel Essbares auf der Finca. Wenn dann nächstes Jahr unsere Häuser so halbwegs bewohnbar sind, starten wir mit dem ersten 60m² Gewächshaus.

Die Pläne sind bereits weitgehend fertig, nur an der Umsetzung fehlt es noch. Ich freue mich schon drauf, am liebsten würde ich heute noch anfangen. Doch eines nach dem anderen. Bis dann!

2 Antworten

  1. Markus sagt:

    Ja, so geht es voran, Schrittchen für Schrittchen. Sich zumindest teilweise von der eigenen Scholle zu ernähren, ist freilich ein höchst erstrebenswertes Ziel; und genau dafür ist Panama eben prädestiniert: kein Winter, fruchtbare Böden, Wärme und reichliche Niederschläge; insbesondere Letzteres vermissen wir hier in Buntland ja sehr in den letzten Jahren. Staubende Äcker wie bei uns gibt’s bei euch wohl höchstens zu Ende der Trockenzeit.
    Wünsche wohl zu speisen…

    Liebe Grüße

    Markus

  2. Michael sagt:

    Mahlzeit ! 🙂

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