COVID-19 in Panama: Lagebericht Ende März 2020

Ich bin überzeugt ihr alle habt in den letzten Tagen und Wochen schon mal beiläufig von einem neuartigen Virus gehört, welchen man mitunter mit einem wässrigen Bier aus Mexico verwechseln könnte. Da es in den Medien darüber bisher kaum Berichterstattung gibt, wollte ich euch hier mal auf den neusten Stand bringen.

Nein, Scherz beiseite. Leider ist es auch in Panama mittlerweile ein allesbeherrschendes Thema und aufgrund zahlreicher Nachfragen möchte ich euch die Entwicklung in Panama aus unserer Sicht schildern. Es war noch am 11. Februar, als ich, natürlich bestens informiert über die Vorgänge im chinesischen Wuhan, einen leeren Sixpack des besagten wässrigen Biers im Straßengraben an der Einfahrt zur Finca entdeckte.

Corona Virus in Panama angekommen

Humorvoll wie ich bin, setzte ich natürlich ein Bild davon samt dem Kommentar „Corona Virus in Panama angekommen“ in meinen WhatsApp Status. Heute ist das gar nicht mehr so lustig. Als dann vor genau drei Wochen am 9. März nämlich tatsächlich der erste COVID-19 Fall in Panama bekannt wurde, ging der Wahnsinn los. Bereits zwei Tage später, ab Mittwoch den 11. März wurden sämtliche Schulen des Landes auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Am 12. März, mittlerweile gab es 14 Infizierte, rief der Präsident den Notstand (estado de emergencia) aus. Erste Behörden (Führerscheinstelle, Migrationsamt, etc.) stellten ihre Dienste ein. Die Umweltbehörde sperrte sämtliche Nationalparks des Landes. Erste Supermärkte begannen die Grundnahrungsmittel zu rationieren.

Zwei Tage später, am 14. März, war die Flucht aus den Städten bereits in vollem Gange. Erste Anwohner begannen damit, Straßensperren zu errichten um „die Infizierten“ aus der Stadt daran zu hindern, die Seuche aufs Land zu tragen. Unter anderem gab es solche Vorfälle in San Carlos und Viguí, doch wir hörten auch von Indianern die nördlich von Santa Fe die Straße Richtung Karibik blockiert hatten.

Am darauffolgenden Tag, mittlerweile 55 Corona Patienten, verkündete der Präsident einen Einreisestopp für alle Ausländer ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Außerdem wurde der Zugang zu öffentlichen Orten wie Stränden, Flüssen, Schwimmbäder und Freibäder verboten. Das ganze Land wurde in dieser Zeit intensiv angehalten nur bei dringend benötigten Erledigungen das Haus zu verlassen.

Auch die Kulturschaffenden reagierten schnell und über Social Media verbreiteten sich rasch Musikvideos zum Thema Corona Virus. Auch die Krankenhäuser bzw. deren Personal war sich nicht zu schade, mit allerhand Aktionen die Leute zum daheimbleiben zu bewegen. Freilich waren das bis dahin alles nur freundliche Aufforderungen, denen man nachkommen konnte oder eben nicht.

Quelle: Youtube

So griffen lokale Behörden und Unternehmen auch zu eigenen Maßnahmen. In Santa Fe wurden Dekrete erlassen welche die Öffnungszeiten bestimmter Geschäfte einschränkten. Die lokale Organisation der Busfahrer stellte den kompletten Betrieb auf der Strecke Santa Fe – Santiago ein. Die Abschottung begann. Die Situation war dramatisch, denn einerseits sollte eigentlich jeder der hier Land und Haus besitzt, auch nicht daran gehindert werden dahin zu kommen. Andererseits wollte man natürlich die Einwohner von Santa Fe und besonders die älteren Menschen vor potentiellen Überträgern des Virus schützen.

Eine Reaktion auf nationaler Ebene ließ nicht lange auf sich warten. Am 20 März, mittlerweile waren es knapp 140 Corona Fälle in Panama, ordnete der Präsident per Dekret die Schließung aller Geschäfte und Unternehmen an. Ausnahmen gab es nur wenige, zum Beispiel Supermärkte, Tankstellen, Apotheken und Banken. Doch auch Baumärkte durften zu dieser Zeit noch Lieferungen von Baumaterial durchführen.

Quelle: Twitter

Zwischenzeitlich wurden erste nationale Ausgangssperren erlassen. Erst galt diese nur von 21 Uhr bis 5 Uhr morgens. Bald darauf wurde sie erweitert von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens. Alle Flughäfen im Land wurden für internationale Passagierflüge geschlossen. Abgesehen von Evakuierungsflügen gab es jetzt auch keinen Weg mehr nach draußen. Erste Fälle von Coronavirus wurden mittlerweile auch aus unserer Provinz gemeldet.

Man begann damit an neuralgischen Punkten Straßenkontrollen einzurichten, um die ungewollten Wanderbewegungen von den Städten ins Land zu verhindern. Auch zwischen Santa Fe und Santiago gibt es bis heute eine solche Kontrolle. Durchgelassen wird nur wer im Dorf bekannt ist und gute Gründe für seinen Bewegungsdrang nennen kann. Ausländer haben es da schon mal ungleich schwerer, Touristen waren spätestens ab dann so richtig im Arsch.

Schließlich folgte am 23. März das Unvermeidliche. Bei mittlerweile 345 Corona Fällen in Panama, rief der Präsident die „totale Quarantäne“ und weitgehende Ausgangssperre aus. Alle nicht lebensnotwendigen Betriebe wurden geschlossen. Ja sogar die allseits beliebte Lotterie ausgesetzt. Alkoholkonsum und -Verkauf wurden verboten. Alle müssen zu Hause bleiben und dürfen nur für die nötigsten Besorgungen auf die Straße. Damit sich dabei nicht zu viele Leute begegnen, gibt es je nach Endnummer des Ausweises verschiedene Zeitfenster, in denen man seine Erledigungen machen darf.

Quelle: Twitter

Da meine Passnummer auf 7 endet, darf ich also zwischen 6:30 und 8:30 Uhr einkaufen fahren. Wie schön, dass ich Frühaufsteher bin. Kontrolliert oder gar sanktioniert wurde das hier am Land allerdings kaum bis gar nicht, lediglich in den dichter besiedelten Gebieten finden flächendeckende Kontrollen statt. Die Bundespolizei wird seit einigen Tagen von der Marine und dem Grenzschutz bei der Durchsetzung der Maßnahmen unterstützt.

In unserem Umfeld gehen die Meinungen darüber klar auseinander. Fest steht, dass die Panamesen zu großen Teilen hinter den Maßnahmen stehen. Noch. Heute, es ist der 30. März, mittlerweile sind es über 1.000 Corona Fälle in Panama, wurde schließlich die „absolute Quarantäne“ ausgerufen. Ja wie will man denn die „totale Quarantäne“ noch verschärfen, fragt sich da so mancher Beobachter.

Klar, vom 1. bis zum 15. April dürfen Männchen und Weibchen nur noch an getrennten Tagen auf die Straße, wobei die bereits bestehende zeitliche Einschränkung erhalten bleibt. Sprich von meinen 14 Stunden Auslauf pro Woche, sind auf einmal nur noch 6 Stunden übrig. Genaugenommen Dienstag, Donnerstag und Samstag zwischen 6:30 und 8:30 Uhr. Die Sache verkommt so langsam zu einem Treppenwitz.

Die Lage für uns hier ist eigentlich trotzdem noch paradiesisch, denn auf unseren fast 30.000m² samt Privatstrand am Fluss, lässt es sich doch prima aushalten. Ausreichend Lebensmittel und Baumaterialien für die nächsten Wochen haben wir sowieso gebunkert. Also werden wir weder hungern noch vor Langeweile sterben. Die Finca verlassen habe ich früher auch nur ein bis zwei Mal pro Woche, alles was langsam fehlt sind die Leckereien aus dem Supermarkt in Santiago.

Knackige Bratwürste oder feinen Brotaufstrich hat die Cooperativa in Santa Fe nämlich nicht im Sortiment. Dafür allerdings seit einigen Tagen einen kostenlosen Lieferservice für Lebensmittel Bestellungen ab 20 Dollar. Via WhatsApp natürlich. So einige Innovationen dürfen uns durchaus auch nach der Krise erhalten bleiben.

Für den Moment sieht es allerdings düster aus. Weltweit geht gerade ein Gespenst um, das Gespenst der Angst. Ich kann nur sagen fürchtet euch nicht, haltet die Ohren steif und bleibt positiv. Bis zum nächsten Mal!

7 Antworten

  1. Thomas Bart sagt:

    Das Geheimnis, dass dieser Wahnsinn weltweit funktioniert, ist, dass man die nackte Angst in viele Menschen hineinprojizieren konnte mit diesem Virus. Ich möchte mich jetzt nicht zum Ursprung desselben äußern, gleichwohl war auch ich zuerst erstaunt über die Radikalität der Maßnahmen in Panama. Wie Simon sagt, schau’n mer mal, was danach rauskommt bei dieser Geschichte. Wenn man auch sehr pessimistisch sein kann bezüglich der kursierenden Vorschläge, besonders denjenigen eines Herrn Gates (7 Milliarden Menschen impfen & ID2020-chippen), so glaube ich zutiefst (ja ich bin selber erstaunt über meinen Glauben), dass am Ende das Gute siegen wird. Die die das noch können, rufe ich auf zum Gebet dafür.

  2. Peter sagt:

    Erstaunlich. Wer hätte das gedacht, dass man in Panama in Windeseile viel schärfere Maßnahmen verhängt als in D?
    Eine Frage hätte ich noch: Wenn Männlein und Weiblein nur an bestimmten Tagen „Ausgang“ haben, wie ist das dann mit Transen? Dürfen die immer raus…oder gar nicht? ; )

    Ein Scherz, der aber in D schon Ernst geworden ist. Hier müssen sie in Stellenangeboten jetzt immer anfügen: (m,w,d), wobei „d“ für divers steht. Total irre.

    Egal, der Spuk ist eh bald vorbei.

    • Peter sagt:

      „Egal, der Spuk ist eh bald vorbei.“ Falls das mißverständlich war: Damit meine ich, dass die Aufdeckung von etwas viel Größerem unmittelbar bevorsteht.

    • Simon sagt:

      Achja die Transen…diese Frage wurde doch tatsächlich von der Regierung direkt beantwortet bei Ankündigung der Maßnahmen. Es gilt was im Ausweis steht. Ein „d“ für Degeneriertes gibt es hier übrigens nicht. In der Schule lernen die Kinder auch, dass eine Familie aus Vater, Mutter und Kind besteht. Hier ist die Welt halt noch in Ordnung.

  3. Reino sagt:

    Ja mein Guter 🙂 so sieht das leider aus in diesen Tagen!!
    Insoweit bin ich noch im Vorteil – meine Chef; also ich; schreibt mir jeden „Arbeitsstellennachweis“ den ich brauche *lol* und so bin ich eigentlich genau so unterwegs wie vor den „Ausgangsbeschränkungen“.

    Natürlich ist das Mist, v.a. ist der Nürnberger Flughafen ja b.a.W. quasi geschlosssen, wer weis wann ich „den nächsten Anlauf zünden kann“ :-(:-(:-(
    bis dahin müssen wir alles Geplante echt telefonisch oder digital erledigen

    VLG + bleibt gesund!!

  4. Tanja Rieger sagt:

    Bleibt gesund ?? liabs Grüasle Tanja mit Familie

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