Rasta & Reggae bei Sagando
23.10.2014
Meine Cessna von Mafia nach Sansibar via Daressalam war ein wenig spät dran. Direkt vor dem Flughafen wartete dann schon das Taxi, welches mich zu meiner nächsten Destination, der Michamvi Halbinsel im Osten Sansibars, brachte. Die Fahrt dauerte ungefähr 1,5 Stunden. Zuerst bei Dämmerung durch die Stadt, dann im stockdunkeln durch die Landschaft. Die letzten 5 Minuten waren recht holprig und der Taxifahrer parkte schließlich zentimetergenau vor der Eingangstür zum Sagando Hostel bei Michamvi.
Und ich sage euch, diese zwei Schritte von der Autotür ins Sagando Hostel waren wie der Eintritt in ein Paralleluniversum. Ein nett hergerichteter Garten mit zahlreichen Sitzgelegenheiten, dezente Beleuchtung, gemütliche Reggae Musik, eine Bar dekoriert mit Bildern von Bob Marley und umgeben von Rasta Männern. Einen größeren Kontrast zum unverdorbenen Mafia könnte es gar nicht geben. Als ich da so saß kam ich mir vor als wäre ich in einem Film. Aber in einem guten Film 🙂
Mein Zimmer bzw. meine Hütte hatte hier sogar Strom und Wasser das nicht nur tropft, sondern richtig fließt. Und das Beste überhaupt: die hatten hier funktionierendes Internet. Was will man also mehr? Mädels! Und die gab es auch. Zwei junge Damen aus Holland waren kurz vor mir eingetroffen und wir drei die einzigen Gäste. Den restlichen Abend verbrachte ich dann mit gutem Essen und netter Gesellschaft bei Kerzenschein.
24.10.2014
Als ich langsam wach wurde vernahm ich die entferne Reggae Musik und fragte mich, ob die immer noch lief oder schon wieder. Direkt vor der Haustür spielte sich der gleiche Film von gestern Abend wieder ab. Es gab Früchte, Toast, frisch gepressten Saft und Reggae Musik zum Frühstück. Die Mädels waren schon auf und saßen da mit ihren Büchern am Frühstückstisch. Sie waren dabei Swahili zu lernen, weil sie im Rahmen ihres Studiums ein paar Monate als Ärztinnen in Tansania arbeiten werden.
Sie erzählten mir vom tollen Strand, den ich bisher ja noch gar nicht gesehen hatte. Auch Ali, unser Gastgeber hier bei Sagando, hatte mich gestern schon davor gewarnt. Er meinte ich würde nicht mehr weggehen wollen, wenn ich erst mal den Strand gesehen hätte. Okay, genug geredet. Gegen Mittag liefen wir dann die zwei Minuten zu besagtem Ort. Es sah aufgrund der Ebbe noch nicht nach viel aus, aber man konnte es sich durchaus vorstellen.
Wir spazierten entlang der Steinwüste ungefähr drei Mal „um die Ecke“, bis es uns irgendwann zu heiß wurde und wir uns in den Schatten setzten. Langsam aber sicher kam das Wasser wieder näher. Dabei wollten wir jetzt aber nicht grade zuschauen und zogen uns deshalb für ein Mittagessen zum Sagando Hostel zurück. Es war schön schattig im Garten mit Sand statt Gras auf dem Boden. Die Reggae Musik dudelte dahin, die Hängematte fühlte sich gut an, erst recht nachdem ich mein Ciabatta Brötchen verspeist hatte.
Am späten Nachmittag ging es dann mit Bier, Kamera und Stativ im Gepäck wieder zurück an den Strand. Der Traum vom Inselparadies hatte sich über Mittag verwirklicht. Ich möchte nicht mal versuchen das Ganze in Worte zu fassen, schaut es euch einfach nur an. Von der Steinwüste jedenfalls war nicht viel übrig geblieben. Lauwarmes, türkisblaues Wasser plätscherte an den nun nur noch schmalen Sandstrand.
Ach ja und natürlich kaum ein Mensch in Sicht. Denke wir waren für den Großteil des Tages die einzigen Mzungu dort. Die Rastas und Maasai waren mir jedenfalls 1000-mal lieber als irgendwelche Pauschaltouristen. Der Sonnenuntergang war übrigens wieder mal ganz toll hier an der Westküste der Halbinsel Michamvi. Ihr werdet es an den vielen Bildern erkennen die ich zwischen den Schwimm Sessions gemacht habe 🙂
Im Gegensatz zu Mafia Island war ich hier auch spät nach Sonnenuntergang noch unterwegs. Die beste Aktivität war Bush Television. So nennen sie es wenn man abends am Lagerfeuer sitzt und wie hypnotisiert hineinstarrt. Mit Abstand besser als Satellitenfernsehen. Gegen 22 Uhr war dann Abfahrt zu einer Beach Party in Paje, nicht weit von hier. Die Mädels hatten mich überredet mitzukommen. Mit einem Taxi mit kaputtem Licht ging es mit Hilfe des Standlichts über die sandigen Pisten.
Meine Fantasie vom großen Lagerfeuer und (selbstgemachter) Trommelmusik verflog recht schnell, als wir bei der Party ankamen. Es war wohl kein Bush Television angesagt sondern Mzungu Disco. Beim Eintritt bekamen wir sogar ein Bändchen um die Hand. Ein Disco Laser hängte unter einem dieser Nadelbäume und strahlte sein Licht in sämtliche Richtungen. Netter Effekt muss man schon sagen. Das Bier war teuer. Ein kleines Lagerfeuer an einem abschüssigen Bereich neben der Tanzfläche entdeckte ich dann doch noch.
Die Nacht verbrachte ich sodann mit etwas das ich als Bush Disco Television bezeichnen würde. Hat einen höheren Unterhaltungswert als man glauben würde. Um kurz nach 3 Uhr früh ging es dann wieder ins Selbstmordtaxi. Ja nein, den Jungs ist schon bewusst dass ihr Auto kein Licht hat. Deshalb fuhren sie auch nur 40 km/h und nicht 120 km/h wie tagsüber. Bis ich im Bett war lief schon der zweite Gebetsaufruf.
Mehr kommt bald!