Nice People and the Historic Village
03.08.2011
Der Campingplatz in Woodenbong war zwar gratis, aber eigentlich alles andere als ein schöner Ort. Viele der Leute die wir getroffen haben, wohnten da seit Wochen oder Monaten und wir fühlten uns wie in einem Zigeunercamp. Darüber hinaus war weit und breit kein Brennholz und wir schlotterten in der Kälte, während wir kochten und aßen. Das war auch der Grund warum wir uns relativ früh zurück in den Van zogen und einen Film anschauten. Unter der Bettdecke war es wunderbar warm und gemütlich 🙂
Am nächsten Morgen hatten wir die schlechteste Dusche der Menschheitsgeschichte. Die Luft war immer noch sehr kühl, nur in der Sonne konnte man es aushalten und das Duschhäuschen war natürlich eisig kalt. Da gab es diese tollen Münzeinwurf Dinger um heißes Wasser zu bekommen und uns wurde gesagt für einen Dollar würde man rund 20 Minuten lang heißes Wasser kriegen. Genug für eine Dusche dachten wir uns, und stellten uns darunter. Keine fünf Minuten später, als ich grade die Haare voller Shampoo hatte und damit begonnen hatte meine empfindlichsten Körperteile einzuseifen, schaltete sich das Ding aus und es kam nur noch eiskaltes Wasser aus dem Duschkopf. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen dass das kein großer Spaß war…es war soooooo kalt. Wie ich wenig später hörte, erging es Veronika nicht viel besser und wir machten uns angepisst auf den Weg.
Im Laufe der Fahrt hat dann entweder jemand die Karte falsch gelesen oder jemand anders ist falsch abgebogen. Fakt ist, dass wir zwei Stunden später wieder in Woodenbong waren 😀 Wir hatten einen netten 100km Kreis gemacht, über die wohl schlechtesten und hügeligsten Straßen in ganz New South Wales. Durch diesen Rückschlag ziemlich deprimiert, habe ich mir erst mal eine Tüte Pommes Frites gegönnt. Während wir da saßen und ich gegessen habe, kamen ein paar Schulkinder auf uns zu und boten uns Cannabis an. Was ist das bloß für eine Gegend hier…
Als wir zum zweiten M al an diesem Tag Woodenbong verließen und durch einen kleinen Wald fuhren, entschlossen wir uns eine kurze Pinkelpause einzulegen. Veronika links vom Van, ich rechts vom Van. Seit mindestens 10 Minuten war kein anderes Auto gekommen, aber gerade in dem Moment als wir da beschäftigt waren, kam von beiden Richtungen je ein Auto angefahren. In dem Auto auf Veronikas Seite saßen zwei Männer, während an mir ein Kombi mit zwei Frauen darin vorbeifuhr. Was ist das bloß für ein Tag…
Wenig später passierten wir die Grenze nach Queensland und fuhren nach Warwick, wo wir noch einen kurzen Shoppingstopp einlegten und dann weiter Richtung Nordwesten fuhren. Mittlerweile war es spät geworden und wir hatten nicht mehr viel Zeit übrig, um eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Wenige Kilometer vor Toowoomba fanden wir eine kleine Rest Area wo wir uns im halbdunklen hinstellten. Natürlich gab es dort auch wieder kein Feuerholz und erneut zogen wir uns nach dem Essen schlotternd in den Van zurück. Während wir Two and a Half Men ankuckten aßen wir gemütlich die Hälfte von der 18 Stück Großpackung Donuts, die wir kurz zuvor für 3,60 anstatt 10 Dollar gekauft hatten. Unglaublich, Woolworth kurz vor Ladenschluss ist immer wieder eine Überraschung.
04.08.2011
Wir verließen den Parkplatz, der auch hier von alten Leuten mit Hunden bewohnt wird. Unglaublich, so langsam habe ich zumindest das Land gefunden in dem ich alt sein will. In Australien reisen sehr viele alte Leute mit ihrem Wohnwagen durch die Gegend und genießen ein wunderbares Leben inmitten der Natur. Manche wohnen aber einfach wochenlang auf einem Parkplatz und zapfen illegal Strom für ihren Wohnwagen ab…
Die nächste Stadt auf unserem Weg war das kleine Dalby, wo wir beim McDonalds verzweifelt versuchten, eine anständige Internetverbindung herzubekommen. Nach einer 30 minütigen Geduldsprobe brachen wir schließlich ab und fuhren ein paar Straßen weiter zum Information-Center. Dort ließen wir uns von sehr gesprächigen alten Damen den Weg zur Library erklären, wo wir dann für eine knappe Stunde online gingen. Genügend Zeit um alle Bilder hochzuladen und ein paar Probleme mit dem Blog zu beseitigen. Kurz bevor ich Sydney verlassen hatte, installierte ich ein spezielles Plugin welches die Website beschleunigen soll. Offensichtlich funktionierten dann aber bestimmte Sachen wie der Timer oben rechts und auch die Bildergalerie nicht mehr ordnungsgemäß. Ich bin sicher ihr konntet keinen Unterschied in der Ladezeit feststellen, von Australien aus war es aber wesentlich schneller und ich hätte das Plugin gerne behalten.
Am frühen Nachmittag nachdem wir alle Sachen in der Stadt erledigt hatten, machten wir uns auf den Weg zu einem netten Campingspot namens Archers Crossing, der direkt an einem Fluss etwas abseits des Highways gelegen war. Es rentiert sich fast immer, 10km oder 20km in den Bush weit weg von den großen Straßen zu fahren, um einen netten Schlafplatz zu haben.
Vom schönen Fluss angelockt, packte ich endlich mal die Angelrute, welche ich Monate zuvor aus einem Mülleimer gefischt hatte und versuchte Schwimmer, Haken und Gewichte anzubringen. Nachdem dieser Part, vermutlich nicht ganz fachmännisch, ausgeführt war, versuchte ich für eine knappe halbe Stunde einen Fisch zu fangen. Da wir keine richtigen Köder hatten, erwies sich das als aussichtlos und ich schmiss das Teil zurück in den Van. Es war ohnehin Zeit Brennholz zu sammeln und ich türmte einen riesigen Haufen neben der Feuerstelle auf. Wenig später bekamen wir Gesellschaft von einem älteren Ehepärchen mit Campervan und wir beschlossen mit ihnen gemeinsam ans Feuer zu sitzen. Nach dem Abendessen bekamen wir zwei selbstgemachte noch heiße Muffins zum Nachtisch. Ich liebe alte Leute 😀
Wir tauschten noch jede Menge Reisegeschichten am Lagerfeuer aus und zogen uns dann, als der Brennholzvorrat erschöpft war, ins Bett zurück.
05.08.2011
Am nächsten Morgen servierten die netten Leute uns Toast mit selbstgemachter Marmelade und Tee. Alles ganz auf die alte Art über dem Feuer zubereitet – es waren also keine Luxuscamper. Während ich da beim Essen saß und Jerry Tee kochte, zeichnete Heather ein Bild von mir, welches sie mir später schenkte. Ich war richtig froh als sie dann über Probleme mit ihrem Notebook sprach, denn sogleich konnte ich mich für das leckere Frühstück und das schöne Bild von mir revanchieren.
Mittlerweile war es schon 10 Uhr Vormittags und wir mussten uns schweren Herzens von unseren neuen Freunden verabschieden. Wir fuhren nur ein paar Minuten, bis wir beim Historical Village in Miles anhielten. Ich hatte schon in Neuseeland ein nachgebautes historisches Dorf besucht und war Neugierig dasselbe in Australien zu sehen. Nachdem wir knapp ein Drittel des Eintrittspreises heruntergehandelt hatten (Ja, Veronika macht sich auch mal nützlich :)) marschierten wir schließlich durch das alte Australien. Was hier als Dorf beworben wird, könnte locker eine Stadt sein. Rund dreißig authentische Gebäude, vollgestopft mit Antiquitäten und tausenden Ausstellungsstücken, warteten darauf begutachtet und fotografiert zu werden.
Mehrere Stunden lang wanderten wir durch die Stadt und machten hunderte Fotos. Man konnte wirklich alles sehen. Ein Bahnhof samt Dampflokomotive eine Bar, Supermarkt, Post, Krankenhaus bis hin zum Gefängnis war alles da. Ich hatte bereits zwei volle Akkus „verschossen“ als wir endlich am Ende waren. Zum Abschluss bekamen wir einen gratis Tee mit Keksen und einem Stück Kuchen. Die 10 Dollar (normalerweise 14 Dollar) Eintrittspreis hatten sich wirklich rentiert und ich kann jedem der da vorbeifährt nur empfehlen, sich die Zeit zu nehmen und das ganze anzusehen.
Es war schon ganz schön spät geworden und nachdem wir noch ein paar Hähnchenspieße eingekauft hatten, ging es auf zur nächsten Übernachtungsstelle. Wir suchten uns Judds Lagoon in der Nähe von Yuleba aus und waren am späten Nachmittag angekommen. Der Campingplatz war übersäht mit Müll und schaute nicht wirklich einladend aus. Das Klo schien auch schon länger nicht mehr zu funktionieren. Weil es direkt am Fluss gelegen war und die Umgebung echt hübsch war, entschlossen wir uns aber trotzdem zu bleiben. Die übliche Routine folgte. Feuerholz sammeln, die neuen Nachbarn kennenlernen und Abendessen kochen.
Hi Simon,
tolle Bilder – wenn ich aber den OP-Tisch und das „Werkzeug“ aus dem „Medical-Center“ der Historic Village sehe wird mir „mulmig“. Wie immer spannend und
auch unterhaltsam geschrieben – Kompliment für deine „Schreibdisziplin“ – go ahead 🙂
Gruß aus Dorabira, Gerhard
Ja…habe nicht viel Zeit in dem Krankenhaus verbracht 🙂
DSCF6172.JPG = Spitze ! 🙂