La Buena Vida en Santa Fe: Der Jimny auf Abwegen

Eigentlich haben sich in den letzten Monaten wieder viele kleine Geschichten angesammelt, die ich euch in diesem Beitrag näherbringen wollte. Stattdessen habe ich mich verhakt beim ersten Thema, nämlich eigentlich dem unerfreulichsten. Dreimal dürft ihr raten, es geht wieder um ein Auto.

Mein kleiner Jimny leistet nach wie vor gute Dienste, neuerdings ja sogar mit Hänger. Gekauft hatte ich ihn vor knapp drei Jahren in Panama City. Während sich im deutschsprachigen Raum die KFZ-Kennzeichen mit einem Orts- bzw. Besitzwechsel ebenfalls ändern, bleiben die Nummern in Panama ein Autoleben lang dieselben.

Anstatt jährlich ein Pickerl zu lösen, muss man in Panama allerdings jedes Jahr eine neue Nummerntafel des entsprechenden Kalenderjahres am Amt abholen, an dem das Auto registriert ist. In meinem Fall war das noch in Panama City, was ich aber 2018 auf Santa Fe umschreiben habe lassen.

Die neue Nummerntafel vom Jahr 2019 hätte dann also in Santa Fe zur Abholung bereit liegen sollen. Tat sie aber nicht. Es stellte sich heraus, dass dafür noch ein paar Papiere fehlten, wozu man mich zu einem Ermittlungsbüro der Justiz nach Santiago schickte. Die Leute dort verifizierten meine Fahrgestell- sowie Motornummer und stellten schließlich die Freigabe zur Ummeldung aus.

In Santa Fe wurde mir nun versichert, dass die nächste Nummerntafel für das Jahr 2020 dann auch bestimmt dort zur Abholung liegen werde. Nun gut, aber was ist denn bis dahin? Schließlich fahre ich seit Monaten rechtswidrig mit einer längst abgelaufenen Nummerntafel durch die Gegend, was mir auch schon reichlich Ärger mit der Verkehrspolizei beschert hat.

Mit Verweis auf die laufende Ummeldung und ein bisschen Smalltalk, kam ich bisher ungeschoren davon. In Santa Fe stellte mir der Bürgermeister dann schließlich eine schriftliche Erlaubnis aus, bis Juli 2020 mit der abgelaufenen Nummerntafel das Auto zu fahren. Mit diesem Wisch samt Stempel und Unterschrift des Bürgermeisters, gibt es damit jetzt auch keinen Ärger mehr.

Auch die Polizisten kennen das Problem und winken mich schon beim rausziehen des Zettels weiter. Alles gut. So war ich auch keine Spur von beunruhigt, als uns eines schönen Tages auf dem Weg nach Santiago viele entgegenkommende Autos aufblinkten. Es war ein kühler Morgen und unter dem Schatten eines großen Baumes hatten es sich ein paar Verkehrspolizisten gemütlich gemacht.

Ich war auf direktem Weg zum Büro meiner KFZ-Versicherung, um die vor wenigen Tagen abgelaufene Polizze zu erneuern. Über Internet geht das nämlich nicht und sowas wie einen Abbuchungsauftrag kennen die hier auch nicht. Ich war also sozusagen ohne Versicherung unterwegs. Nicht nur sozusagen, nein, ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Versicherung.

Kein Problem dachte ich mir, die blöden Bullen werden eh nur wegen der Nummerntafel fragen und im besten Fall noch den Führerschein sehen wollen. Nach der Versicherungspolizze hat mich bisher nämlich noch niemals jemand gefragt. Und heute weiß ich auch warum. Der A.T.T.T. Panama (Verkehrspolizei) ist nämlich ganz schön modern und hat eine Smartphone App, mit der die Polizisten alle Fahrzeugdaten in Echtzeit checken können.

Darunter auch die Versicherung. Und wenn in der App bei Eingabe des Kennzeichens dann ein rotes Lichtchen angeht, hat der Fahrer ein Problem. In dem Fall ich. Bisher wusste ich ja nicht mal, dass die Versicherung die Daten an eine zentrale Meldestelle geben muss, denn von mir haben sie das Ablaufdatum meiner alten Polizze ganz bestimmt nicht bekommen.

Delikt #70: Fahren ohne Versicherung…

Tja, es kam wie es kommen musste. Nach ewigem rumbetteln und ausreden suchen, und obwohl ich nur ein paar Minuten von dem blöden Versicherungsbüro entfernt war, riefen die Hüter des Gesetzes schließlich den Abschleppwagen. Während der gefühlt ewigen Wartezeit, spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, Fahrerflucht zu begehen mit dem Ziel, vor Ankunft des Abschleppwagens die Polizze zu verlängern.

Die Strafen für solche Delikte sind hier sowieso sehr gering, zum Beispiel der nette Herr der damals unseren Nissan geschrottet hat – ohne Führerschein und ohne Autoversicherung – bekam dafür ganze $100 Bußgeld aufgebrummt. Da wäre doch so eine kleine Fahrerflucht vielleicht gar nicht so teuer dachte ich mir. Naja, billiger als die $150 für den Abschleppwagen wäre es ganz bestimmt gekommen.

Aber da ich nicht MacGyver bin und die Folgen davon abgesehen ziemlich unberechenbar wären (schließlich will ich auch nicht meinen Visa-Status verlieren), fuhr ich natürlich schön brav mit dem Abschleppwagen nach Santiago. Solange ich noch keine panamaische Staatsbürgerschaft habe, kann ich mir solche Faxen definitiv nicht leisten.

Der Fahrer gab mir noch netterweise eine Kokosnuss an einem Straßenstand in Santiago aus, bevor der Jimny auf dem Hof des Abschleppunternehmers eingesperrt wurde. Schön brav fuhr ich dann mit dem Taxi erst mal ans andere Ende der Stadt, wo ich im Büro der Verkehrspolizei meine Strafe zahlen wollte. Dort funktionierte allerdings das Kreditkartenterminal nicht und ich musste wieder quer durch die Stadt in ein anderes Büro. Endlich war es erledigt.

Dann ging es weiter zur Versicherung, wo ich schließlich einige Stunden später als gedacht die Versicherung verlängerte. Dann durfte ich die Rechnung fürs Abschleppen bezahlen und mit dem Jimny wieder vom Hof fahren. Ein toller Tag in Santiago.

Beim nächsten Mal, wenn es wieder heißt La Buena Vida en Santa Fe, werde ich euch unter anderem auf den neusten Stand bezüglich unserer zahlreichen Haustiere bringen. Bis dann!

4 Antworten

  1. Piero sagt:

    Alexander, in Italien sind Busspuren durch ein gelbe Linie getrennt. Veicoli
    pubblici autorizzato.
    Simon, in Panama geht die „umgehung“ solcher Probleme nicht wie in
    Italien mit conoscenza? Weil kennst du dir richtigen Leute, kannst du eigent-
    lich überall durch fahren. Oder du hast einen sehr guten grund das du es
    tust.

  2. Michael sagt:

    @Alexander: Das gibt es nicht nur in Florenz, sondern fast in jeder größeren italienischen Stadt, allerdings gibt es Schilder auf denen das steht – nur im Gewühl der Straßen und Spuren übersieht man das gerne. Das wird durch die Beruhigung der Innenstädte auch nicht besser werden. Ein aktuelles Navi gibt einen Hinweis darauf „Durchfahrtsbeschränkung“ heißt das.

  3. Alexander Holzschuster sagt:

    Da hast du aber Pech gehabt. Gibt solche Tage. Ich muss nun für meinen letzten Ausflug in die Toskana (Juni 2019) für EIN Delikt in Florenz 4x € 70,59 an die dortige Polizei überweisen. Aber nur bei Bezahlung binnen 6 Tagen. Sonst wird es empfindlich teurer.

    Offenbar gibt es dort Stadtteile, wo man nur mit Genehmigung reinfahren darf, OBWOHL dort ein Parkplatz ist, wo wir brav die Gebühren bezahlt hatten.

    Und die rechte Spur ist anscheinend nur für den Bus. Das sieht man aber nicht. Und wo man rein fährt, muss man auch wieder raus. Macht 4 Delikte für einmal rein- und rausfahren!

    Die Rechtsberatung des ÖAMTC meinte, die Italiener wissen, wie das geht…

    Na wenigstens haben wir wohl beide etwas daraus gelernt! ?

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