Casita Simon: Die künstlerische Holzküche

Zum fünften Mal in Folge, heiße ich euch auf der Baustelle der Casita Simon willkommen. Von einer Baustelle kann man eigentlich schon nicht mehr sprechen, momentan ist es eher eine Schreinerei. Das Herzstück des Hauses, nämlich die Holzküche samt Tresen ist mittlerweile in groben Zügen fertiggestellt. Und das nicht bloß irgendwie und von irgendwem, sondern von einem waschechten Künstler. Doch beginnen wir von vorne.

Dass mich immer wieder interessante Menschen kontaktieren und es einige davon sogar bis nach Santa Fe schaffen, ist ja eigentlich nichts Neues mehr. So auch der liebe Michael, mit dem ich bereits einige Monate via WhatsApp in Kontakt war. Nachdem KLM dann mehrmals den Flug verschoben hatte, landete er schließlich Ende Februar in Panama City, wo er noch für ein paar Tage einige Dinge zu erledigen hatte.

In einem unserer Telefongespräche hatte er mir damals versprochen, sich um meine Küche zu kümmern bzw. diese halt zu bauen. Das hatte ich natürlich nicht vergessen. Als ich ihn also Anfang März in Santiago abholte, war ich mit dem Jimny samt Hänger unterwegs. Das kleine Auto hatte ganz schön zu schnaufen, als wir auf dem Rückweg den mit Kanthölzern aller Art beladenen Hänger, den Berg nach Santa Fe hochziehen mussten.

Auf der Finca angekommen, lernten wir den erfahrenen Künstler erst mal alle kennen. Er ist schon auf der ganzen Welt herumgekommen, hat unter anderem Engelsstatuen gemeißelt und Holzfiguren geschnitzt. Für seinen nächsten Lebensabschnitt sucht der gebürtige Deutsche nun nach einer neuen Heimat, die er wohl bei uns gefunden hat. Aber nur zum Urlauben war Michael ja nicht gekommen, weshalb es auch bald an die Arbeit ging.

Als erstes machten wir die letzten Quadratmeter der Fugenmasse rund um den Eingang fertig. Nun war die Bahn frei und wir begannen mit der groben Planung der Küche. Entgegen meiner Vorstellungen, erklärte mir Michael, dass ich hier unbedingt einen Bartresen brauchte. Also mussten wir zuerst die Mauer ein wenig erhöhen, da ich diese ursprünglich für die Küchenarbeitsplatte und nicht für einen Bartresen geplant hatte.

In die Erhöhung bauten wir einige Stücke von einem Plastikrohr ein, was wohl auf die künstlerische Ader von Michael zurückzuführen ist. Als der Beton trocken war, ging es auch schon wie wild ans abmessen und Holz schneiden. In atemberaubendem Tempo entstand so erstmal der Bartresen. Weiter ging es mit dem Rahmen und der Küchenarbeitsplatte, die wir aus einzelnen Brettern zusammenzimmerten.

Bisher war alles recht einfach umzusetzen und wir waren mit Kreissäge, Stichsäge und Schleifmaschine zu Gange. Und dann kam die Überraschung. Zumindest für mich. Michael schnappte sich die Flex mit der Fächerscheibe, die ja eigentlich für Stahl gedacht war. Damit ließ sich mit dem entsprechenden Können und der nötigen Erfahrung aber auch hervorragend Holz bearbeiten.

Es sah kinderleicht aus, wie Michael wunderschöne Kurven und Rundungen in das Holz fräste. Erst bekam der Bartresen eine künstlerische Note und dann die vordere Ecke der Arbeitsplatte. Was fehlte waren noch die Aussparungen für die Küchenspüle, was er auch im Handumdrehen erledigt hatte. Ja und dann war sie eigentlich fertig. Schön, meinetwegen künstlerisch, doch schon sehr rustikal diese Küche.

Das Holz vom Baumarkt hatte etliche Schrammen, war wie immer verzogen und zwischen den einzelnen Brettern waren große Ritzen. Für eine Küchenarbeitsfläche, welche eigentlich einfach zu reinigen sein sollte, war das natürlich alles andere als ideal. Daran musste man also etwas ändern. Und anstatt mich nun dankbar zu zeigen, dass der nette Michael seine wenigen Urlaubstage für meine Küche geopfert hat, tat ich meinen Unmut kund. Ja so bin ich halt.

Doch das Jammern half und die Lösung war auch recht einfach. Wir schraubten alles nochmal auseinander und jagten die Bretter durch die Hobelmaschine. Sämtliche Schrammen und Unebenheiten auf der Oberfläche wurden dadurch entfernt. Mit einem Haufen schrauben fixierten wir das Holz erneut auf seinem Rahmen und zogen es diesmal noch enger zueinander. Er folgte eine stundenlange Fräs- und Schleiforgie.

In die letzten verbliebenen Ritzen und Astlöcher spachtelten wir eine Acrylholzmischung. Spachteln, trocknen, schleifen. Was blieb war eine makellose, ja nahezu perfekte Arbeitsplatte. Und ein hochzufriedener Simon, denn genauso hatte ich mir das vorgestellt. Für den Unterbau, die Schränke und deren Türchen sowie für diverse Schnitzereien, hat der Michael nun natürlich keine Zeit mehr. Also werde ich alleine dort weitermachen müssen, wo er aufgehört hat.

Zur allgemeinen Belohnung unternahmen wir aber erstmal einen Männerausflug an die Karibik, wo sich Michael unbedingt noch ein paar Fotos machen wollte. Mit Reis und Hühnchen und einer Flasche Bier am Strand, ließ es sich gut aushalten. Ja, so von der Arbeit überwältigt, vergesse ich oft wie nah wir eigentlich am Meer wohnen.

Das Vergnügen war jedoch von kurzer Dauer. Michael trat sogleich seine Heimreise an und ich kümmerte mich weiter um die Küche. Da eine unversiegelte Holzoberfläche natürlich sehr anfällig ist, widmete ich mich direkt der Lackierung der Arbeitsplatte. Mit hochglänzendem Bootslack machte das Holz gleich noch viel mehr her.

Nach mehreren Schleifdurchgängen und insgesamt vier Schichten Lack, fühlt es sich nun so glatt an wie ein Spiegel. Für den Moment bin ich damit zufrieden und werde mich als nächstes dem Bodenbelag meines Schlafzimmers widmen. Wie immer freue ich mich drauf, bis bald!

Update Januar 2023: Falls sich jemand über die lustigen Smiley-Faces in den Bildern wundert: Michael hat mich gebeten, sein Gesicht nicht im Blog zu zeigen. Dieser Bitte komme ich gerne nach.

13 Antworten

  1. Michael der Künstler sagt:

    Noch 3 Monate oh man jeder Tag fühlt sich an wie ein Jahr die Sehnsucht so stark zu empfinden hatte ich bislang nur bei einer Frau lol Panama ich liebe Dich bis bald

  2. Michael der Künstler sagt:

    Piero deine Wortwahl finde ich blöd aber ansonsten ist es Geschmackssache l.g

  3. Michael der Künstler sagt:

    Dein Name ist selten und voll gut …Ich kenne die ganze Welt aber Panama ist Panama man muss es fühlen und da gewesen sein ..ich bin bald für immer dort denn Lebenszeit kann mann nicht bezahlen ..l.g

  4. Roderich sagt:

    Hallo Michael der Künstler, ich danke Dir, und was Du über Heimat schreibst, kann ich nachvollziehen. Bei mir war es Nepal, zum ersten Mal 2006, habe mich verliebt ins Land. Zurück in D wurde mein Heimweh nach Nepal immer mehr. Die nächsten Male in Nepal wie zuhause gefühlt. Dort einwandern geht aber einfach nicht.
    Und das ist einige Jahre her, da war D/Europa noch recht ok, heute ist D nur noch buggy.
    Es ist hart, wenn man erkennen muß, daß man seine Heimat verloren hat. Oder besser andersrum: die alte Heimat hat einen verloren. Aber eine neue Heimat zu finden, ist grandios in jeder Hinsicht, Arbeit wartet natürlich auch.
    Sorry fürs offtopic!!

    Wenn Du nach Panama fliegst, sag doch Bescheid, vielleicht trifft man sich mal hier oder da. Ich werde D auch verlassen, es steht noch nicht fest wohin.

    Das war Dein Satz
    „Ihr seid ne tolle Truppe für die sich der Trip gelohnt hat denn wahre Menschen gibt es nicht mehr viele.“
    der so heftig wahr ist.

    Liebe Grüße vom Roderich, der wirklich so mit Vornamen heißt (Beschwerden bitte an meine Eltern)

  5. Roderich sagt:

    Hey Simon, ich habe gerade Deine Antwort gelesen, wow, stark, Vielen Dank! Die Einladung nehme ich gerne an (bin aber vor Freude erst noch stante pede für eine Zigarette auf den Balkon). Als ob Du wußtest, daß ich seit einiger Zeit um Deine Panamaberichte kreise wie ein streunender Hund, der die Wurst riecht und nicht das Loch im Zaun findet. Ein Kumpel von mir ist im Kontakt mit dem Stefan M. (westlich von Euch). Liebäugelt ebenfalls stark mit Panama. Sobald es sich mit Corona gut machen läßt, sehr gerne! Was ihr da macht, sieht toll aus und rettet einem in der graudeutschen Diaspora oft richtig den Tag.

    Liebe Grüße vom Roderich

    p.s. ich bin wahrscheinlich zu dappig, richtig zu antworten. Das landet irgendwie im Hauptstrang und nicht bei dem Kommentar, auf den ich antworten wollte. Naja, wird schon verständlich sein.

  6. Michael der Künstler sagt:

    Hallo Herr Roderich… Danke für die netten Worte. Die Pforten nach Panama sind offen für Menschen die das freie Leben wertschätzen …in nicht ganz 6 Monaten werde ich wieder zurück nach Panama in meine eigentliche Heimat. Denn bei jeder Rückreise nach Europa wird mir immer wieder bewusst, was für einen Fehler ich immerwährend begehe lol. Sie sind zu jeder Zeit willkommen um sich von der Gemeinschaft und der natürlichen Schönheit der Umgebung zu überzeugen. Man lebt nur einmal LG von Michael

  7. Roderich sagt:

    Hallo Michael und Simon, ihr könnt Euch wahrscheinlich gar nicht vorstellen, welche Freude ihr mit diesem Beitrag Leuten gemacht habt, von deren Existenz ihr gar nicht ahnten. Zum Beispiel mir. Einfach nur toll, Eure Arbeit an der Küche, und vorher am ganzen Haus, und überhaupt in Panama.
    Deinen letzten Satz kann ich nur unterstreichen.
    Ich hoffe, Euch auch mal „in echt“ zu begegnen.
    Liebe Grüße vom Roderich

  8. Michael der Künstler sagt:

    Hallo lieber Simon
    Bald werde ich erneur ans Werk gehen denn in ein paar Monaten sehen wir uns wieder ..Einmal in Panama immer in Panama das steht fest denn es ist nun nicht mehr nur ein Traum. Die Gemeinschaft hat Seltenheitswert. Ihr seid ne tolle Truppe für die sich der Trip gelohnt hat denn wahre Menschen gibt es nicht mehr viele. Liebe Grüsse Michael

  9. Piero sagt:

    Was für eine blöde Idee mit der Bar – auch wenn das Ergebis soweit gut aussieht.

  10. Michael sagt:

    Super, wie schön Holz doch ist und was man damit alles machen kann, gell ?

  11. Brigitte sagt:

    Grossartig! Schaut super cool aus!
    Man koennte ja schon fast schade sagen, dass der Flug wegen Covid nicht gestrichen wurde, denn dann waere dank Michael vielleicht deine Kueche schon fertig 😉
    Und Mensch! Das Strandfoto ist ja fantastisch!!! Wie lange faehrst du denn zum Meer?
    Ich hoffe es gibt irgendwann mehr Meerfotos von dir!

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