Casita Simon: Der provisorische Einzug

Es ist bereits Ende Juli und mittlerweile wohne ich schon über zwei Monate in der provisorischen Casita Simon. Fast jeden Tag baue und werkle ich irgendwas herum. Die Inneneinrichtung stelle ich so Stück für Stück fertig und verwandle das leere Haus in ein echtes zu Hause. Doch beginnen wir von vorne.

Und das war wohl Mitte Mai, als ich das Internet in Betrieb genommen und meinen brandneuen Kühlschrank ich die Küche gestellt hatte. Irgendwie fand ich langsam keine Ausreden mehr, den Einzug noch weiter nach hinten zu verschieben. Klar, besser kann es immer sein, perfekt wird es nie werden. Wann war also der richtige Zeitpunkt gekommen?

Naja, jetzt! Obwohl es noch überall nach Baustelle aussah, war das Haus eigentlich soweit bewohnbar. Eines schönes morgens begann ich schließlich, meine wenigen Möbel und umso mehr Pappkartons in den Jimny zu laden. Es waren nur wenige Fahrten und schließlich hatte ich den Großteil umgeräumt. Einer der kürzesten Umzüge der Geschichte war es sowieso, schließlich liegt mein Haus nur rund 120 Meter von den Hostelgebäuden entfernt.

Das Schlafzimmer auf der Zwischenetage ist eigentlich der einzige Bereich, der mit Bett, Nachtkästchen und Kommode nun auch komplett eingerichtet ist. Ziemlich voll ist es da oben geworden. Den Platz hatte ich mir ehrlich gesagt etwas größer vorgestellt. Meine Holzmöbel die ich vor vier Jahren habe anfertigen lassen, passen jedenfalls perfekt zum Holzboden und der rustikalen hölzernen Verkleidung.

Die Aussicht direkt aus meinem Bett ist grandios. Die Glasschiebetür zum Balkon hat sich voll bezahlt gemacht. Nachts bei Vollmond sehe ich die Umrisse der Bergkette am Horizont. Die Morgensonne lässt die Vegetation in sämtlichen Grüntönen schimmern. Und am späten Nachmittag sind die Berge dann oft in Regen und Nebelwolken gehüllt.

Über meine Holztreppe gelange ich ganz leicht nach unten. Bei Zeiten muss ich hier noch ein Geländer hinzufügen, der Handlauf alleine ist wohl zu wenig. Ja und im Erdgeschoss sieht es noch ziemlich improvisiert aus. Da ich bis auf einen Kniestuhl derzeit überhaupt keine Möbel besitze, habe ich mir noch Lisas Esstisch ausgeliehen, den ich auch vorher in meinem Zimmer im Hostelgebäude stehen hatte.

Ein Baugerüst dient mir momentan als temporäres Regal. Überall stapeln sich die Umzugskartons und Kisten mit Material und Werkzeug. Arbeit gibt es an allen Ecken und Enden. Zeit und Gelegenheit dazu habe ich auch genügend. Schließlich wohne und arbeite ich jetzt auf denselben 50m². Man sollte meinen damit geht die Effizienz hoch. Doch weit gefehlt.

Während ich früher immer nur kurz zum Essen in die Hostelanlage hochlief, habe ich den Kühlschrank jetzt immer in Reichweite. Ebenso das Bett und den Computer. Um Punkt 7 Uhr aufstehen muss ich auch nicht mehr, schließlich arbeite ich nun alleine und muss keinen Arbeiter beschäftigen. Und so vergehen die Tage oft, ohne das auf der Baustelle wesentlich was vorwärtsgeht.

Es lebt sich gut in meinem Häuschen. Fast zu gut. Die hohe Decke sorgt für ein ausgezeichnetes Raumklima. Eine Klimaanlage war nie vorgesehen und sogar auf einen Ventilator kann ich komplett verzichten. Die vielen Fenster sorgen für ausreichend Luftbewegung und die warme Luft kann direkt oben am Balkon entweichen, wo die Schiebetür ohnehin Tag und Nacht offensteht.

Der Plan ist voll aufgegangen und bisher ist alles mehr oder weniger so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Auch meine Haustiere haben sich mittlerweile an ihr neues zu Hause gewöhnt und pendeln über die Finca, immer dahin wo es gerade was zu fressen gibt. Meine neuen Freiheiten genieße ich selber natürlich am meisten.

Nach vier Jahren Wohn- und Kochgemeinschaft wurde es mal Zeit, mein eigenes Ding machen zu können. Mein Bad und meine Küche putze nur ich, allerdings mache auch nur ich sie dreckig. Alles hat seinen Platz und ist perfekt organisiert. Das Kochen in meiner kleinen Küche ist eine wahre Freude. Nichts ist weiter als zwei Schritte entfernt und alles liegt dort, wo ich es zuletzt hingelegt habe.

Und da verbrachte ich in den letzten Wochen auch einen großen Teil meiner Zeit. In der Küche. Den großen Tiefkühler habe ich nicht umsonst angeschafft, sondern verfolge dabei einen ganz bestimmten Plan. Meine Mahlzeiten koche ich oft in großen Mengen, portioniere sie und lege sie schön geordnet in den Kühlschrank bzw. Tiefkühler.

So muss ich vielleicht zwei bis drei Mal pro Woche „richtig“ kochen, habe aber trotzdem jeden Tag zwei fertige Mahlzeiten. Die eingefrorene Auswahl ist groß. Schnitzel, Chicken Nuggets, Hamburger, Pizza, Gulasch, Curry, Paprika-Hackfleisch und Bolognese sind nur der Anfang. Auch vorgekochte Bohnen, Linsen, blanchiertes Gemüse, Spätzle, Leberspätzle, Knödel, Obst und Milchprodukte finden sich darin.

Ich mache fast alles selber und kaufe nur sehr wenige verarbeitete Lebensmittel. Auch Brötchen, Salzstangen, Muffins, Kuchen und Spritzgebäck produziere ich auf Vorrat. Und so bietet meine Küche mittlerweile den Speiseplan eines kleinen Restaurants und alles was ich tun muss, ist den Tiefkühler zu öffnen und den Gasofen anzuschmeißen.

Ihr seht schon warum ich momentan nicht allzu viel von der Baustelle zu berichten habe. Doch passiert ist in der Zwischenzeit natürlich auch an dieser Front jede Menge. Mehr dazu werde ich euch in einem anderen Beitrag erzählen. Bis dann!

6 Antworten

  1. SoCr sagt:

    Das Baugerüst ist doch zu tief! für dies Bedürfnis Die schmale Seite
    vom U-zugskarton reicht als breite vom Regal. Du hast ja eine
    Kreissäge eine lange Wasserwaage und 2 Schraubzwingen
    zum Bretter verschmälern. Oder du machst oben mehr Platz,.also die
    Galerie verbreitern.

  2. SoCr sagt:

    Hab vergessen, Regale kann man einfach selber machen: Einige Ziegel,
    Brett drauf, wieder einige Ziegel, wieder ein Brett drauf. So hoch du willst.
    Fertig

    • Simon sagt:

      Jo ein Regal dieser Bauart hatte ich jahrelang im Zimmer. Hier fehlt mir mehr der Platz. Es ist einfach kein Platz für Regale. Höchstens ein paar kleine Wandregale. Mal sehen wohin mit dem ganzen Mist.

  3. SoCr sagt:

    Knödel im Urwald. WoW. Casita da Simon da werden sicher
    einige Gäste zum Essen kommen. Geniess die Zeit und das
    neue Haus!

    Ähm ja,wenn die Bude zu niedrig ist vorher eine Gaube ins Dach.
    Klimaanlagen sind scheisse da bekommt man Halsweh oder
    Schnupfen.

  4. Brigitte sagt:

    Wow!!!! Dein Schlafzimmer ist noch schoener geworden als ich es mir vorgestellt hatte!!! Ich dachte immer eine Matratze auf dem Boden ist das einzige was du rein tun kannst… ich bin einfach begeistert wie harmonisch das ausschaut! Da schlaefst du bestimmt ganz gut! Und der Ausblick alleine ist Gold wert! Faellt es dir nicht schwer ueberhaupt auf zu stehen???

    Dass du ein Baeckermeister und grossartiger Koch bist hast du wirklich bewiesen und ich musste schmunzeln, denn heute habe auch ich Brot und Pizza gebacken! Brot und Broetchen sowie Salzstengel habe ich seit wir in Neuseeland waren immer selber gebacken, denn nicht nur dort, sondern auch hier in Australien kennen sie nur Toast und dieses fluffy Brot von dem man absolut nicht satt wird…

    Es freut mich riesig, dass du nun aus deinem Haeuschen ein ‚zu Hause‘ machen kannst! Es ist auch schoen zu sehen wie sich die Tiere wohl fuehlen und ich frage jetzt gar nicht erst nach, was sie zum fressen ‚finden’…

    Lieber Simon, ich wuensche dir weiterhin viel Glueck und vor allem Gesundheit!

    Ganz liebe Gruesse aus dem kalten Brissi (es hat nur 13 Grad und mein Heizer laeuft!!! )

  5. Michael sagt:

    Miamm ! Sieht gut aus, da kriegt der Simon endlich wieder Speck auf die Rippen !

    Und ansonsten: Von Zeit zu Zeit muss man sich mal vom Nichtstun erholen. 😉

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