Ayers Rock & Olgas

18.08.2011

In der Früh wehte ein eisig kalter Wind auf dem Hügel und es fiel mir sehr schwer aus dem Bett zu kriechen. Veronika war schon dabei heißes Wasser zu kochen und schließlich lockte mich ein Becher Suppe aus dem Van. Aufgrund des starken Windes packten wir dann eilig unsere Sachen zusammen und wollten uns in das warme Auto setzen, als wir zwischen den Büschen etwas großes Haariges herumschnüffeln sahen. Erst dachte ich es wären noch andere Leute hier und das wäre deren Hund, aber nach einigen Sekunden war mir klar dass wir soeben einen Dingo entdeckt hatten.

Er wagte sich teilweise ziemlich nahe an uns heran und sah für einen wilden Hund sehr gepflegt und sauber aus. Demonstrativ setzte er sich auf den sandigen Boden und begann damit, sich zwischen den Beinen zu lecken. Schließlich winkten wir dem Dingo zu und fuhren langsam vom Parkplatz. Auf dem Rückweg nach Alice Springs stoppten wir noch bei einem der vielen riesigen Warnschilder, die überall im Northern Territory herumstehen. Sie weisen auf das Verbot von Alkohol und Pornographie mit Maximalstrafen von bis zu 74.800 Dollar hin. Ich begann mich zu fragen, was die Aborigine Männer dann den ganzen Tag lang machen…

Buschfeuer bei Alice Springs

Wenig später waren wir wieder in Alice Springs angelangt, erfuhren beim Information Center das der Highway nach Süden wieder geöffnet wurde und nahmen eine heiße Dusche bei den öffentlichen Toiletten nebenan. Ich ging noch für 30 Minuten in die Bibliothek um meine Blogeinträge zu veröffentlichen und meine E-Mails abzurufen. Das hätte ich besser nicht tun sollen, denn unter den vielen uninteressanten Mails versteckte sich eine sehr traurige Nachricht. Die Leute die es betrifft werden wissen was ich meine.
Nach einem weiteren Zwischenstopp zum Shopping, verließen wir schließlich Alice Springs und fuhren an riesigen abgebrannten Flächen vorbei Richtung Süden. Hinter dem nächsten Hügel verbarg sich dann die Ursache für die Straßensperre der vergangenen Tage. Es handelte sich nicht nur um ein Feuer, über den ganzen Horizont verteilt stiegen kleinere und größere Rauchwolken auf und vernebelten den Himmel. An mehreren Stellen fraß sich das Feuer auch bis zum Highway vor und wir konnten die Flammen direkt an Straßenrand lodern sehen. Ich weiß nicht ob es sich hierbei um ein nach australischen Verhältnissen großes Feuer handelt, aber auf uns wirkte es auf jeden Fall riesig.

Gute 50 Kilometer später hielten wir dann auf einer Rest Area direkt am Highway, wo wir CeeJay parkten und uns in die Sonne setzten. Wir trafen einen verrückten Franzosen, der mit dem Fahrrad unterwegs von Darwin nach Adelaide war, was eine unglaubliche Strecke von rund 3.000 Kilometern ist. Ich habe schon zu Veronika gesagt, ich würde vermutlich 20 Kilometer südlich von Darwin vom Fahrrad fallen…

 

19.08.2011

Als ich aus dem Bett kroch, war Veronika schon lange munter und saß bei den Nachbaren zum Tee trinken. Der verrückte Franzose mit dem Fahrrad hatte sich wohl ein bisschen verplant bzw. gar nicht geplant und bettelte darum, dass wir ihn mitnehmen. Schließlich verließen wir den Parkplatz zu dritt und mit einem Fahrrad hinten drin.

Fahrrad und CeeJay

Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit hatten wir den Lasseter Highway erreicht, der uns bis zu den Toren des National Parks führen wird. Nach unserer Lunchpause waren es laut Karte immer noch mehr als 100km bis zum roten Felsen, als wir hinter den Hügeln plötzlich einen riesigen roten Felsen auftauchen sahen. Natürlich hielten wir ihn für Uluru und freuten uns, ihn schon in Sichtweite zu haben. Als er aber nach einer weiteren halben Stunde Fahrzeit nicht größer wurde sondern wieder komplett aus unserer Sicht verschwunden war, erfuhren wir aus einer der Informationsbroschüren, dass es sich dabei um den Mount Conner handelt, der gerne mit dem Ayers Rock (Uluru) verwechselt wird.

Kurz bevor wir die Tore zum National Park passierten und unsere 25 Dollar Eintrittsgeld bezahlten, tauchte der echte Uluru am Horizont auf. Das Ticket gilt für drei Tage und so haben wir uns entschlossen, schon heute zu bezahlen und den Sonnenuntergang zu betrachten. Wir fuhren direkt zu dem Sunset View Point wenige Kilometer hinter den Toren des Parks. Da es erst kurz nach vier Uhr war, befanden sich auf dem Parkplatz so gut wie keine anderen Leute und wir konnten uns an einen der besten Plätze stellen.

Dort standen und saßen wir dann mehr oder weniger drei Stunden lang herum und betrachteten den riesigen roten Felsen während er stetig seine Farbe änderte. Zum Sonnenuntergang waren leider die paar weißen Wolken am Himmel verschwunden, was zu etwas langweiligen Bildern führte. Ich hätte mir einen etwas spektakuläreren Sonnenuntergang gewünscht. Apropos spektakulär: Während dem Sonnenuntergang kreisten mehrere Helikopter und ein kleines Flugzeug über dem National Park. Wer ein wenig Kleingeld übrig hat kann das Spektakel also auch aus der Luft betrachten. Im stockdunklen verließen wir dann schließlich den National Park, dessen Tore um 7:30 Uhr dichtmachten. In direkter Nähe befindet sich das Ayers Rock Resort, wo sich Luxushotels und Souvenirshops aneinanderreihen. Dort gibt es auch einen kostenpflichtigen Campingplatz, auf dem wir selbstverständlich nicht übernachtet haben. Wir zogen uns zu einer rund 30km entfernten Rest Area zurück, wo wir kostenlos zwischen Sanddünen und hunderten umherspringenden Mäusen übernachteten.

 

20.08.2011

Natürlich wollten wir (eigentlich nicht alle) nicht nur den Sonnenuntergang, sondern auch den Sonnenaufgang beim großen roten Felsen sehen. Das führte dazu, dass wir mitten in der Nacht als es noch wirklich eisig kalt war, aufstehen und losfahren mussten, um zur rechten Zeit am Sunrise Viewing Point zu sein.

Schließlich erreichten wir den National Park, wo wir noch einige Kilometer weiter fahren mussten um dorthin zu gelangen. Nun stellt euch vor ihr Fahrt im stockdunkeln über eine kurvige Straße im National Park, es kommt ein Kreisverkehr und auf dem Schild steht so was wie „Talinguru Nyakunytjaku“. Auf einer winzigen Tafel direkt an der Einfahrt stand das ganze freundlicherweise auch auf Englisch, sodass auch Nicht-Aborigines wussten, dass es sich hierbei um den Sonnenaufgangsaussichtspunkt handelt. Bei allem Respekt zu den Ureinwohnern, diesem heiligen Felsen und so weiter, aber das geht zu weit! Man kann den Leuten um 6 Uhr morgens nicht solche Wörter zumuten…
Wenige Minuten später fanden wir uns zwischen tausend Leuten wieder, die sich alle durch die kleinen Wege zu den Aussichtspunkten quetschten. Dann sahen wir mehr oder weniger das gleiche wie beim Sonnenuntergang, nur in Rückwärts. Der Felsen änderte seine Farbe von schwarz auf rot anstatt von rot auf schwarz. Toll, und für das bin ich um 5.30 Uhr morgens aufgestanden?!

Uluru von Nahe

Egal, die beiden enthusiastischen Wanderer Veronika und Hicham (der verrückte Fahrradfahrer) wollten anschließend den knapp 11 Kilometer langen Base Walk rund um den Ayers Rock machen. Das ich da nicht mitspiele war wohl von Anfang an klar und ich kam nur für die ersten 2 Kilometer mit, bevor ich wieder umkehrte und zurück zum Auto ging. Es gab wesentlich mehr zu tun als den ganzen Tag rumzulaufen und so schaute ich mir zuerst das Cultural Centre an, wo ich viele interessante Dinge über die Ureinwohner und das Leben in der Wüste erfuhr. Leider war in dem ganzen Komplex das Fotografieren verboten.

Anschließend machte ich mich auf den Weg zum Sanddünenaussichtspunkt, der ab 4 Uhr Nachmittags nur noch für Busse geöffnet ist. Ich war da gegen Mittag als kein einziger anderer Mensch zu sehen war. Gemütlich spazierte ich entlang der Sanddünen und machte einige Fotos der etwas anderen Art von Uluru. Da ich der einzige Mensch und somit auch das einzige Ziel war, krochen mir die Fliegen in Augen, Mund und Nase, während ich versuchte die Kamera still zu halten um ein Foto zu machen.

Da schon einige Zeit vergangen war, kehrte ich zurück zum ausgemachten Treffpunkt, wo ich Veronika und Hicham abholen sollte. Es war der Parkplatz östlich vom Ayers Rock, wo sich auch der extrem steile Wanderweg auf die Spitze des Monolithen befand. Am Vormittag war er noch wegen starken Windes gesperrt, doch nun konnte ich vom Auto aus die Leute betrachten die sich da raufquälten. Ich spielte für einige Zeit mit dem Gedanken auch ein paar Meter rauf zu klettern, beschloss dann aber es nicht zu tun. Schließlich handelt es sich hierbei um einen heiligen Felsen und man sollte ihn nicht besteigen. Es sind bereits 35 Menschen umgekommen während sie es versuchten – ein Zeichen der Götter?

Uluru von Nahe

Wenig später waren dann auch die beiden Wanderer zurückgekehrt und wir machten uns langsam auf den Weg zur Sandy Way Rest Area, wo wir auch schon die letzte Nacht verbracht hatten. Es blieb noch genügend Zeit um Holz zu sammeln bevor es dunkel wurde und wir hatten ein schönes heißes Lagerfeuer, in dem wir ein leckeres Essen kochten. Später bekamen wir noch Besuch von der internationalen Reisegruppe, die wir schon einige Tage zuvor im MacDonnell National Park getroffen hatten. Schließlich waren wir eine Gruppe von mehr als 10 Leuten mit drei Fahrzeugen und drei Zelten. Auch Hicham schläft übrigens in einem Zelt, denn mit drei Leuten in CeeJay zu schlafen wäre ziemlich unbequem. Wir verbrachten noch einige Stunden am Lagerfeuer, tauschten Geschichten aus und vernichteten die letzten Alkoholvorräte, bevor wir hundemüde ins Bett bzw. Zelt gingen.

 

21.08.2011

Nicht ganz so früh am Morgen zuvor, verließen wir an diesem Tag die Rest Area und fuhren zum dritten und letzten Mal durch die Tore beim Uluru-Kata Tjuta National Park. Während die meisten von euch wahrscheinlich wissen, dass der Ayers Rock auch unter dem Namen Uluru bekannt ist, werdet ihr mit „Kata Tjuta“ nicht viel anfangen können. Es handelt sich dabei um 36 verwitterte rote Felsbrocken, die auch Olgas genannt werden und einige Kilometer westlich vom Ayers Rock zu finden sind.

The Olgas

Und auch dort standen einige Wanderwege und Aussichtspunkte zur Auswahl. Während Veronika und Hicham wieder auf einem vierstündigen Walk unterwegs waren, sah ich mir die Umgebung und den Aussichtspunkt im Valley of the Winds an. Ich hatte sogar etwas Zeit um mein Tagebuch zu führen, denn das muss ja auch mal irgendwann nachgeholt werden. Gemütlich im Schatten geparkt, saß ich im Auto und tippe am Computer, quatschte mit ein paar anderen Backpackern und wartete auf die Rückkehr der Wanderer. Viel später als vereinbart kamen die beiden dann von ihrer Wanderung zurück und wir sagten den ganzen roten Felsen im National Park goodbye.

Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum rund 250km entfernten Watarrka National Park, den wir uns vor der Rückkehr nach Alice Springs auch noch ansehen wollten. Ich steuerte CeeJay also wie so oft durch das Outback, als ich plötzlich ziemlich ungewöhnliche Tiere am Straßenrand auftauchen sah. Augenblicklich stoppte ich im roten Sand an der Seite der Straße und zückte meine Kamera, denn wir hatten tatsächlich eine Herde wilder Kamele entdeckt. Was für ein glücklicher Zufall, denn die Tiere waren, nachdem sie uns ziemlich doof angekuckt hatten, sogleich wieder zwischen dem Gestrüpp verschwunden.

Eigentlich hatte ich geplant noch heute bis zum National Park zu fahren, doch die verspätete Rückkehr der beiden anderen hatte mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da es bereits gefährlich dunkel wurde und sogar einige Kängurus direkt vor uns über die Straße gehüpft waren, stoppte ich bei einer Rest Area in der Mitte vom Nirgendwo. Nichtsahnend was für ein Horror mich am nächsten Tag erwarten würde, ging ich dann nach dem Abendessen ziemlich früh ins Bett.

 

 

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