Was war. Was wird. Das Ende der Friendly Nations Visa
Willkommen zurück auf der Finca, von wo ich euch heute leider schlechte Nachrichten überbringen muss. Ohne Vorwarnung kommen sie allerdings nicht, habe ich euch doch bereits Ende letzten Jahres über bevorstehende Änderungen der Visagesetze in Panama informiert. Am 7. Mai war es schließlich soweit und der Präsident hat ein neues Dekret zur Regelung der Einwanderung unterzeichnet.
Die jüngere Visum Geschichte
Dazu kann ein wenig Geschichte nicht schaden. Die folgende Erzählung kommt frei aus meinem Kopf heraus, basierend auf Erzählungen und Sachen die ich irgendwann mal irgendwo gelesen habe. Bereits 2008 hat Panama bewiesen, wie schnell hier auf globale Veränderungen reagiert wird. Kurze Zeit nach Ausbruch der Finanzkrise, wurden die Hürden für die permanente Aufenthaltsgenehmigung erheblich nach oben geschraubt. Man wollte nicht massenweise „Flüchtlinge“ anziehen.
Alle zu diesem Zeitpunkt verbliebenen Visaklassen waren an umfangreiche Bedingungen und hohe Investitionen geknüpft. Erst 2012 änderte sich das wieder. Damals wurden die sogenannten „Friendly Nations Visa“ neu eingeführt. Mir und vielen anderen Auswanderern, bereitete diese Visaklasse einen unkomplizierten und günstigen Weg zur dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung in Panama. Wie das im Detail funktioniert hat, könnt ihr in meinem damaligen Erfahrungsbericht nachlesen.
Die nächsten größeren Änderungen gab es dann Anfang 2016, als gleich mehrere Hintertüren geschlossen wurden. Für viele in Panama wohnhafte Ausländer, war eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung de facto nämlich gar nicht nötig. Mit einem einfachen Trick, der auch in Südostasien prächtig funktioniert, konnte man sich nämlich zum Dauertouristen machen.
Das Touristenvisum galt und gilt auch heute noch für bis zu 180 Tage, je nach Staatsbürgerschaft des Besuchers. Um es zu erneuern, musste man lediglich kurz aus- und wieder einreisen. Damit waren weitere 180 Tage Aufenthalt in Panama gesichert. In der Praxis hat sich da rum eine ganze Industrie aufgebaut.
Man musste lediglich alle paar Monate einen Mittelsmann bezahlen. Diesem händigte man den eigenen Reisepass aus. Er fuhr damit zur Grenze nach Costa Rica, ließ ihn auf beiden Seiten abstempeln und ermöglichte seinem Inhaber weitere 180 Tage in Panama ohne selber einen Finger zu rühren. Tja, mit ein paar grünen Scheinen geht alles. Natürlich war das auch kein Geheimnis. Die betreffenden Personen konnten in aller Regel keine Aufenthaltsgenehmigung erwerben, weil sie in irgendeiner Form Dreck am Stecken hatten.
Wir erinnern uns, Panama ist nicht Deutschland und importiert deshalb keine Drogenhändler und Vergewaltiger. Ohne ein sauberes Vorstrafenregister geht hier gar nichts. Besonders im Großraum Boquete gab es damals viele US-Amerikaner, denen das FBI zwar kein sauberes Leumundszeugnis ausstellen konnte, die mittels des oben beschriebenen Tricks aber trotzdem dauerhaft in Panama lebten.
Dem FBI war das nur recht, schließlich wusste man wo sich das Gesindel aufhält und dass es dort keinen Schaden anrichten kann. Die panamaische Regierung duldete das ganze offensichtlich eine Zeit lang, schließlich brachten die Gringos auch ihre grünen Scheine mit. Eben bis genau Anfang 2016. Das Gesetz wurde dann so verändert, dass man mindestens 30 Tage im Ausland sein muss, um erneut nach Panama einreisen zu dürfen. Damit hatte das Spiel ein Ende. Und ganz viele Villen rund um Boquete standen plötzlich zum Verkauf. Was uns zum heutigen Tag bringt.
Änderung der Anforderungen für das Friendly Nations Visa
Während die Änderungen in 2016 keine Auswirkungen auf seriöse Auswanderer hatten, kommt es diesmal knüppeldick. Die panamaische Regierung hat an einigen Änderungen des Gesetzes über das Visum für befreundete Nationen gearbeitet. Diese Änderungen wurden nun durch das Exekutivdekret Nr. 197 vom 7. Mai 2021 erlassen, welches gestern veröffentlicht wurde.
Das Wichtigste dabei ist, dass dieses Dekret erst 90 Kalendertage nach seiner Veröffentlichung in Kraft tritt. Das bedeutet, dass diese neuen Anforderungen erst am 20. August 2021 in Kraft treten werden. Wer bisher mit dem Gedanken gespielt hat, vielleicht eines Tages mal nach Panama auszuwandern, muss jetzt tätig werden.
Damit meine ich natürlich nicht eine überstürzte Auswanderung. Bis zum oben genannten Datum, können noch unter dem alten Gesetz Anträge für die permanente Aufenthaltsgenehmigung eingereicht werden. Dazu ist lediglich ein 14-tägiger Aufenthalt in Panama notwendig.
Und hier nun die wichtigsten Änderungen des neuen Dekrets im Detail:
- Der erste Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung wird nur noch eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung für 2 Jahre beinhalten. Nach Ablauf der 2 Jahre muss man einen zweiten Antrag für die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung stellen. Der Prozess wird dadurch erheblich teurer und mindestens 3 Jahre dauern.
- Methoden um die wirtschaftliche Tätigkeit in Panama nachzuweisen:
- Für Arbeitszwecke:
- Man benötigt einen unterzeichneten Arbeitsvertrag mit einem panamaischen Unternehmen, welches die Verantwortung für die Übernahme der Rückführungskosten des Arbeitnehmers übernimmt. Das Unternehmen muss ordentlich registriert sein und eine Betriebserlaubnis haben.
- Der Antragsteller muss einen vom Arbeitsministerium ausgestellten Beschluss über die Arbeitserlaubnis vorlegen, damit die Einwanderungsbehörde die Aufenthaltsgenehmigung erteilen kann.
- Das bedeutet, dass der Antragsteller zuerst die Aufenthaltsgenehmigung bei der Einwanderungsbehörde beantragen muss, dann zum Arbeitsministerium gehen muss, um die Arbeitserlaubnis zu beantragen und dann, sobald er den Beschluss zur Genehmigung seiner Arbeitserlaubnis erhalten hat, diesen Beschluss bei der Einwanderungsbehörde vorlegen muss, damit seine Aufenthaltsgenehmigung genehmigt wird.
- Für Immobilieninvestitionen:
- Der Antragsteller muss ein öffentliches Registerzertifikat vorlegen, aus dem hervorgeht, dass er auf seinen eigenen Namen Eigentümer einer Immobilie ist, die im öffentlichen Register von Panama mit einem Wert von mindestens $200.000,- oder mehr eingetragen ist.
Tja, was soll man dazu sagen. Beide Methoden sind kompliziert und teuer. Und das Schlimmste daran: Egal wie, man bekommt vorerst nur eine temporäre Erlaubnis für 2 Jahre. Erst mit dem zweiten Antrag wird definitiv entschieden. Das bedeutet sehr viel Unsicherheit, wenn ihr mich fragt. Mein Titel hier ist damit klar übertrieben. Es ist nicht das Ende der Friendly Nations Visa, sondern nur das Ende der Friendly Nations Visa so wie wir sie kennen.
Und was sind die Alternativen?
Natürlich ist das Friendly Nations Visa nicht der einzige Weg, um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu ergattern. Für Pensionisten stehen die Türen weiterhin offen. Weiters gibt es ein Investorenvisa und ein Wiederaufforstungsvisa. Alternativ kann man auch einen panamaischen Staatsbürger heiraten oder ein Kind mit ihm bekommen. Einfach, schnell oder günstig ist allerdings anders.
Ich kann nur erneut betonen: Wer jetzt oder vielleicht mal später eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für Panama möchte, sollte diese bis spätestens 20. August 2021 beantragen. Der ganze Prozess kostet je nach Ausgangslage $3.500-4.500 und erfordert mindestens einen 14-tägigen Aufenthalt in Panama. Bei Fragen bin ich jederzeit über das Kontaktformular erreichbar.