6 Monate in Panama: Ein paar Gedanken

Mehr als ein halbes Jahr ist es nun her, seit ich meine Koffer gepackt und mich aus Österreich verabschiedet habe. Höchste Zeit ein wenig darüber nachzudenken. War es denn die richtige Entscheidung oder habe ich langsam schon die Nase voll? Läuft alles den Erwartungen entsprechend oder werde ich eher bald wieder zurück nach Hause wollen?

Tja, was soll ich sagen. Wie finde ich Panama in einem Wort? Absolut und einfach nur: Geil! Und diese Worte schreibe ich hier im Dezember 2017, während ich barfuß und in kurzen Hosen in der Hängematte liege und die Aussicht auf die umliegenden Berge genieße. Ja, Vorteile hat das Leben in Panama auf jeden Fall so einige. Genauso wie Nachteile, aber jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten.

Der Start alleine in einem fremden Land am anderen Ende der Welt, war gemeinsam mit Sven, Lisa und Louis auch recht einfach muss ich sagen. Natürlich gab es dabei Höhen und Tiefen und ganz sicher auch Momente, wo wir uns wünschten, lieber alleine oder ganz wo anders zu sein. Das gehört aber alles mit dazu denke ich. Vor einiger Zeit hatte mir jemand die Frage gestellt, ob ich mich denn schon gut eingelebt hätte. Ja, ich würde sagen die Panamesen und auch die Deutschen haben sich mittlerweile recht gut an mich gewöhnt.

Die Orientierung in Panama fiel uns bisher ganz leicht, auch wenn es nicht immer den Anschein macht. Es ist oft sehr schwierig die richtigen Anlaufstellen zu finden oder überhaupt mal zu wissen, wo und womit man anfangen soll. Wie soll oder kann man Menschen finden, denen man vertrauen kann? Die einem wirklich helfen? Wollen und können! Nicht nur ein paar Dollar abstauben? Tja, das ist wohl in jedem Land der Welt schwer zu beantworten.

Den ein oder anderen Missgriff haben wir sicher gemacht, doch habe ich das Gefühl, dass wir uns durchaus mit ein paar Leuten umgeben, die es gut mit uns meinen. Aber es sind nicht nur die Menschen, sondern auch der Markt an sich, der uns total unbekannt ist. Hier in Santa Fe liegt das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen bei rund 150 Dollar im Monat. Da sind die Anforderungen an Lebensmittel, Werkzeuge, Baumaterialien und Dienstleistungen natürlich komplett anders als in Mitteleuropa.

Ein tolles Beispiel ist der Gebrauchtwarenmarkt in Panama. Seien es nun Pickups oder Winkelschleifer, an Wert verlieren die Sachen hier nur langsam. Müll gibt es eigentlich nicht, denn alles kann und wird noch irgendwie verwendet oder verwertet. Nicht zuletzt ist auch die Herangehensweise an die verschiedenen Dinge oft anders, als man es eigentlich erwarten würde. Improvisation ist hier Normalität, fahrlässige Zweckentfremdung genauso. Hauptsache es funktioniert irgendwie, wenn auch nicht besonders gut oder besonders lange.

Die kulturellen Unterschiede sind tendenziell eher gering. Im Alltag gibt es trotzdem viele Stolperfallen. Kurzum: Alles ist anders. Irgendwie einleuchtend, oder? Anders kann aber viel sein. Anders schlecht? Anders gut? Ich würde sagen es ist gut. Überwiegend. So von außen betrachtet. Denn um überhaupt mal in der Lage zu sein, Teil der panamaischen Gesellschaft zu werden, muss als erstes Mal die Sprache sitzen.

Im spanischen Alltag komme ich mittlerweile gut zurecht. Es sind halt die Alltagssituationen, die ich mit meinen Sprachkenntnissen abdecken kann. Um überhaupt mal andere Zeiten als die Gegenwart zu lernen, hatte ich bisher aber recht wenig Motivation. Eine nette Spanischlehrerein habe ich bis jetzt halt auch noch nicht gefunden. Ich denke nächstes Jahr sollte dafür mehr Zeit da sein.

Meinen Lebensunterhalt verdiene ich derzeit mit durchschnittlich 30 Minuten Arbeit am Tag. Über das Internet betreue ich nämlich diverse Kunden im IT-Bereich. Mehr zu arbeiten wäre sicher möglich, doch eigentlich nicht notwendig. Also Arbeit für Geld. Arbeiten auf und für die Finca tue ich wesentlich mehr, doch dabei schaffe ich ja etwas für mich. Und hoffentlich etwas Bleibendes, das mir in Zukunft noch viel zurückgeben wird.

Meiner Gesundheit hat der Umzug übrigens auch gutgetan. Anstatt den ganzen Tag im Büro zu verbringen und bestenfalls mal zwischendurch den elektrischen Tisch hochzufahren, bin ich nun jeden Tag den ganzen Tag draußen unterwegs und mache Sachen. Abgenommen habe ich auf jeden Fall ein paar Kilo. Tja, im Büro gab es eben auch mal einen Kuchen und dann später noch ein Brötchen und dann war es schon Zeit fürs Mittagessen. Ganz so viel fressen tue ich heute nicht mehr.

Dazu bin ich aber auch nicht nach Panama gekommen. Ich finde es krass, was wir in diesen wenigen Monaten schon alles gemacht und erledigt haben. Doch erst ein Bruchteil der Arbeit ist erledigt und ein Bruchteil des Ärgers ausgestanden. Das auch noch weit hinter meinem ambitionierten Zeitplan, aber trotzdem ist es bisher recht problemlos, zügig und harmonisch verlaufen.

Ich freue mich auf mehr davon. Für den Moment würde ich sagen, gehe ich den Panamesen noch ein bisschen länger auf die Eier. Im nächsten Bericht erfahrt ihr, wie genau ich das vorhabe 🙂

6 Antworten

  1. Karlheinz sagt:

    Servus Simon,
    Toll was ihr da in 6 Monaten auf die Beine
    gebracht habt.Es freut mich dass Du gesund und munter bist.Ich bin nach wie vor gefangen in diesem immergleichen Trott.
    Machst gut!
    Bin gespannt wies weitergeht.
    LG
    Karlheinz

  2. Armin Hinterauer sagt:

    Eine Spanischlehrerin wird sich wohl finden lassen. Ist sicherlich das kleinste Problem……..
    Ansonsten seit ihr ja auf einem guten Weg. Weiter so und alles Gute.

  3. Armin Hinterauer sagt:

    Euch Panamesen wünsche ich ein frohes und friedliches Weihnachtsfest „unter Palmen“ und eine guten Rutsch ins Neue Jahr. Weiter so. Ich denke ihr seit auf dem richtigen Weg. !!!

  4. Gerhard Huber sagt:

    Es freut mich, dass du dich in deiner Wahlheimat wohlfühlst und du schon gut „angekommen“ bist. Jedes Land hat seine Vorteile und genau diese soll man besonders bewerten. Ich bin mir sicher, dass 99% der „Panamesen“ froh wären in der Gegenwart soviel Deutsch zu sprechen, wie du mittlerweile Spanisch sprichst ?

    Schöne Weihnachten ?

    Gerhard

  5. Andrea Krieger-Angerer sagt:

    Ich wünsche dir schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

  6. Michael Hinterauer sagt:

    Eile mit Weile, man wandert ja nicht aus um mehr Stress zu haben … und wenn man es getan hat, dann ist doch nichts mehr wirklich eilig ?

    „Um überhaupt mal andere Zeiten als die Gegenwart zu lernen, hatte ich bisher aber recht wenig Motivation.“
    Wie wär’s mit Zukunft ? 😉

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