Sacred Turtles, Monkeys and a Homestay
19.11.2011
Wir verließen pünktlich unser Gästehaus und machten uns auf den Weg zurück zur Hauptstraße, von wo wir gestern gekommen waren. Dort gab es einen kleinen Markt und wir besorgten uns Fleisch und Gemüse, das wir am Abend in ein selbstgekochtes Essen verwandeln werden. Die hygienischen Bedingungen auf dem Markt waren nicht unbedingt hervorragend, denn zwischen einem Pferdekopf und etlichen Fleischstücken schwirrten hunderte Fliegen herum. Wenigstens kocht man das Fleisch und tötet damit sämtliche nicht erwünschte Inhalte ab.
Anschließend machten wir uns auf den Weg in eine sehr abgelegene Gegend und wir mussten vom Bus in einen Allrad Pickup umsteigen, um überhaupt die Straße benutzen zu können. Das Gebiet wird in der Regenzeit, die erst vor kurzem endete, unter Wasser gesetzt und die zahlreichen Brücken wurden beschädigt bzw. weggespült. Das führte dazu, dass wir mit dem Pickup über äußerst kriminell aussehende Brücken und durch seichte Gewässer fahren mussten.
Nach einer halben Stunde auf der Ladefläche des Pickups, kamen wir schließlich bei unserem ersten Ziel, nämlich dem Turtle Lake, an. Die dort lebenden Leute glauben, dass die Weichschalenschildkröten im See die Seelen der Verstorbenen beschützen würden. Als wir ankamen lief ein kleines Kind auf den Steg in den See hinaus, sang ein Liedchen und lockte die Schildkröten damit an die Wasseroberfläche, wo wir sie dann fütterten.
Nachdem alle Maisflocken verfüttert waren, sprangen wir wieder auf den Pickup und fuhren nochmal eine knappe Stunde über staubige Straßen und Selbstmordbrücken. Schließlich kamen wir an einem Fluss an, luden unser Gepäck und die Essens- und Getränkevorräte in kleine Boote und setzten auf die andere Seite über. Zu guter letzten schleppten wir die ganzen Sachen einige hundert Meter den Fluss entlang und kamen in einem kleinen Dorf namens Xe Champhone an, wo wir heute bei einer laotischen Familie übernachten werden.
In diesem Dorf, das auch als Monkey Forest bekannt ist, wohnen rund 2000 Leute sowie drei Gruppen von Affen. Eine im Wald, eine beim Tempel und eine weitere beim Markt. Die Einheimischen glauben daran, dass die Verstorbenen Dorfbewohner in Form eines Affen wiedergeboren werden und behandeln die Tiere deshalb mit großem Respekt. Bewaffnet mit einem Sack voller Bananen machten wir uns am Abend noch auf den Weg zum nahe gelegenen Tempel und fütterten die pelzigen Tierchen, die in großer Zahl daher gehüpft kamen.
Anschließend ging es ab zu unserem Homestay im Dorf, wo wir ein großes, auf Holzpflöcken stehendes Haus bezogen hatten. Es war eine sehr einfache Unterkunft mitten in diesem idyllischen Dorf, wo Hühner, Enten, Büffel, Schweine und Kühe mehr oder weniger frei herumliefen und es nur beschränkt Strom und Trinkwasser gab. Das Abendessen bestand aus Fleischspießen, Gemüsesuppe und Sticky Rice und den Abend vertrieben wir uns mit Karten spielen und Bier trinken. Die Nacht verbrachten wir alle in einem Holzhaus welches nur einen Raum hatte und ich bekam den mit Abstand besten Schlafplatz: mitten zwischen zwei laut Schnarchenden Reisekameraden.
20.11.2011
Nach einer ziemlich abenteuerlichen Nacht wurden wir morgens um 6 Uhr von den zahlreichen krähenden Hähnen und von irgendwelchen religiösen Lautsprecherdurchsagen geweckt. Eine knappe Stunde später packten wir dann unsere Sachen und marschierten einen anderen Weg zurück zum Fluss. Da wir jetzt keine Essensvorräte mehr mit uns führten, konnten wir durch den von hundert Affen bewohnten Wald laufen und den von allen Seiten heranspringenden Tierchen unsere letzten paar Bananen verfüttern.
Wir überquerten wieder den Fluss, setzten uns in den Pickup und fuhren als erstes zu einer altertümlichen Bibliothek, wo unter anderem eine hunderte Jahre alte Kopie des Wort Buddhas geschrieben auf Palmblättern aufbewahrt wurde. Da diese Bibliothek ein sehr heiliger Ort war, mussten unsere Mädels bunte Tücher überziehen, um die Götter nicht zu verärgern.
Anschließend ging es weiter zu den Ruinen des Wat Taleow Tempels, der 1969 inmitten des Secret War bombardiert wurde. Da damals an diesem Ort viele Menschen gestorben sind, können hier nun keine Mönche mehr leben, dafür sahen wir die zahlreichen Einschusslöcher in den Wänden des Tempels. Es ging für eine letzte Fahrt zurück auf den Pickup und wir erreichten wenig später wohlbehalten unseren Stray Bus, in dem Fall dann weiterreisten.
Der letzte Zwischenstopp an diesem Tag war im Chicken & Whiskey Village und der Name war Programm. An dutzenden Ständen gab es verschiedenste Arten von Whiskey von 0,5 Liter Flaschen bis hin zu 5 Liter Kanistern, die eher aussahen wie industrielles Reinigungsmittel. Außerdem wurde Hühnchen am Spieß und verschiedenste Arten von Fleisch am Spieß angeboten. Die Sachen sahen allesamt komisch aus, worauf mein Appetit verschwand. Ich begnügte mich mit frittierten süßen Kügelchen, die mich irgendwie an Donuts erinnerten, aber auch nicht unbedingt der Hit waren.
Einige Stunden Busfahrt später waren wir dann im kleinen Ort Tad Lo angekommen, wo wir Zimmer im Syphaserth Guesthouse bezogen. Direkt an einem Fluss gelegen und mit einem hübschen Wasserfall um die Ecke war es ein sehr friedlicher Ort, wo wir die letzten Stunden Tageslicht genossen. In der Nähe gab es auch ein Elephant Camp, wo aber leider keine Elefanten zu sehen waren. Laut den Angestellten wurden diese zum Schlafen in den Wald gebracht und würden erst morgen in der Früh wieder zurückkommen. Schade, aber konnte man nicht ändern.
Hi Simon,
wenn ich die Strassen, Brücken und „Wohnhäuser“ betrachte, dann leben wir
in Dorabira wie im Paradies.
Gruß aus Dorabira, Gerhard
Ist immer die Frage was man als Paradies betrachtet. Ich finde es auf jeden Fall toll, mal von unserer westlichen Konsumgesellschaft auszubrechen und zu sehen, wie die Menschen in anderen Teilen der Welt leben.