Das Schweigen der Palmen

Juni 2017

Während wir in den ersten Tagen mehr oder weniger nur mit dem Umzug beschäftigt waren, geht es jetzt langsam ans eigentliche Projekt. Unsere 4 Hektar Wildnis haben sich in den letzten Wochen enorm verändert. Durch den regelmäßigen Regen ist das Grünzeug nahezu explodiert. Es ist schon schwierig überhaupt das Terrain zu erkennen. Um die Straße zu planen und zu entscheiden wohin wir das Hostel bauen, muss also erstmal kräftig Unkraut geschnitten werden.

Neben den vielen Gräsern, Büschen und Sträuchern sind uns die zahlreichen Dornenpalmen besonders lästig. Diese mit enorm großen und spitzigen Dornen bestückten Palmen, tragen keine brauchbaren Früchte und vermehren sich rasant. So habe ich bei den letzten Besuchen auf dem Grundstück vorwiegend die kleinen Exemplare bis 2 Meter bekämpft. Mit der Machete funktioniert das ganz gut, man muss jedoch extrem vorsichtig sein, sich nicht die Dornen in die Finger zu jagen.

Selbst durch die Gummistiefel bohren sich die Dinger mühelos. Dazu kommt, dass die Dornenpalme anscheinend bevorzugt von stechenden Insekten bewohnt wird. Wespen, Bienen, Hornissen, Ameisen. Alles schon gesehen. Besonders blöd ist das dann, wenn man mit der Machete oder der Axt bereits ein paar Hiebe gegen den Stamm gesetzt hat, und die Insekten ohne Vorwarnung zum Angriff übergehen. Nicht so toll.

Die Stiche, natürlich bevorzugt im Gesicht, tun glücklicherweise nur kurz weh. Ganz im Gegensatz zu den Wunden, welche die gemeine Palme mit ihren Stacheln verursacht. Beim Arbeiten mit der Machete sind davon meistens die Oberseite von Daumen und Zeigefinger betroffen. Nachdem die Schmerzen tagelang nicht weggingen, habe ich mir kürzlich mehrere bis zu 6mm lange Stachelspitzen aus dem Zeigefinger operiert. Seitdem lautet unser Motto eigentlich: Nur eine tote, oder brennende, oder vertrocknete, oder abgehackte Palme, ist eine gute Palme 🙂

Neben diesen zugegebenermaßen nicht sehr produktiven Aktionen, arbeiten wir aber auch schon am ersten wichtigen Bauwerk. In Panama sind Stromanschlüsse und Stromzähler grundsätzlich an öffentlich zugänglichen Orten anzubringen, da jeden Monat ein Mitarbeiter der Stromgesellschaft vorbeikommt, den aktuellen Stand erfasst sowie die Rechnung für den Vormonat hinterlässt. Also ein smarter Stromzähler sozusagen.

Da wir auf unserem Grundstück aber eigentlich keine öffentlichen Straßen haben wollen, müssen die Stromanschlüsse am Grundstücksrand vor dem Zufahrtstor platziert werden. Der Anschlussinhaber baut dazu üblicherweise eine kleine Mauer mit Dach irgendwo an die Grundstücksgrenze. Da wir insgesamt fünf Anschlüsse brauchen werden, fiel die dafür notwendige Mauer dann auch gar nicht mehr so klein aus.

Aber was unter normalen Umständen wenige Stunden dauert, nimmt hier gleich ein paar Tage in Anspruch. Denn so ganz ohne irgendwas mitten in der Wildnis sind selbst einfache Arbeiten kompliziert. Werkzeuge und Baustoffe sowieso, ja sogar das Wasser zum Beton an mischen, muss mühsam herangekarrt werden. Abstellmöglichkeiten gibt es noch keine, eine Steckdose und ein Wasserhahn fehlen bisher. Das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen finde ich.

Soviel erstmal zum Grundstück. Auch im Miethaus geht es stetig voran. Mit den Nachbaren vertragen wir uns prima und Louis hat schon den ein oder anderen Spielkameraden gefunden. In der Umgebung wachsen Zitronen, Orangen, Bananen, Kokosnüsse, Kürbis, Sternfrucht und vieles mehr. An den Straßen wuchern die Mandarinenbäume teilweise wie Unkraut. Da lohnt es sich schon mal kurz stehenzubleiben und einen Eimer voll mitzunehmen. Rund um unser Haus gibt es auch mehrere Zitronengrasbüsche. Ein paar dieser Halme in kochendes Wasser gelegt ergibt einen wunderbaren Tee.

Und der Tee muss natürlich in der Hängematte genossen werden. Schmeckt auch prima als Eistee oder mit ein wenig Zucker und Hochprozentigem als Cocktail angerührt. Tja, das Leben ist gut hier. Die Arbeiten im Haushalt teilen wir uns weitestgehend. Zu Essen hatten wir die letzten zwei Wochen eigentlich keine zwei Mal dasselbe. Es ist sehr abwechslungsreich mit dem ganzen Obst und Gemüse hier. Die Sachen haben auch einen viel besseren Geschmack als wir das von Europa kennen. Fleisch gibt es nur selten.

So, und das war es auch schon wieder. Weiter geht’s hoffentlich bald mit dem nächsten Beitrag!

3 Antworten

  1. Andrea Krieger-Angerer sagt:

    Kommt auf die mauer auch ein Dach?

  2. Michael Hinterauer sagt:

    Ey, coole Mauer, sieht perfekt aus !

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