La Buena Vida: Simoncito von Santiago bis Calovebora
Ja, jetzt sind es nun schon fast 8 Monate, seitdem wir nicht mehr alleine waren. Seitdem wir nicht mehr in Ruhe gegessen haben. Seitdem wir nicht mehr eine Nacht durchgeschlafen haben. So viel gestritten haben wir uns auch noch nie, doch gleichzeitig waren wir noch nie so glücklich. Irgendwie schon magisch so ein Baby. Und sehr fordernd.
Im Gegensatz zu unseren vier Hunden, zwei Ziegen, sechs Hühnern und der Katze, kann man ihn auch einfach keine zwei Sekunden alleine lassen. Nicht weil es keinen sicheren, komfortablen Aufenthaltsort für ihn geben würde. Nein. Mit einer automatisch schwingenden Babykrippe, dem Kinderwagen, seinem Gitterbett oder dem Spielteppich würden dazu ausreichend Möglichkeiten bestehen.
Erinnert euch auch, dass unser Haus nur einen Raum hat. Er ist also in keinem Fall mehr als fünf Meter von Yuly oder mir entfernt. Mit Blickkontakt. Doch nein, das ist nicht genug. In manchen Fällen dauert es zwei Minuten, doch meistens eher zehn Sekunden, bevor die Schreierei losgeht. Am liebsten sitzt klein Simon nämlich rund um die Uhr auf dem Arm.
Und selbstverfreilich nicht auf dem Arm einer sitzenden Person. Die muss schon stehen. Oder noch besser, sich in Bewegung befinden. Rund um die Uhr. Action ist ihm am liebsten. So kommt es auch, dass wir ausnahmslos überall zu Dritt hinfahren. In Santa Fe ist Simoncito schon bekannter als ich und überall wo ich alleine auftauche, ist die einzige Frage nur nach ihm.



Wenn wir in die Cooperativa kommen, bleibt er oft an der Kasse bei der Verkäuferin und beobachtet wer alles rein- und rausgeht, während Yuly und ich in Ruhe einkaufen. Doch auch im Baumarkt, im Agrarshop und auf den verschiedenen Märkten ist er gerne unterwegs. Hauptsache es bewegt sich was und klein Simon ist glücklich.
Einmal im Monat geht es auch nach Santiago, wo wir den Großteil unserer Lebensmittel einkaufen. Obwohl wir bei so einem Trip gleich mal fünf bis sechs Stunden unterwegs sind, ist er dabei meistens super happy. Klar, wir sind in Bewegung. Als erstes kommt natürlich die lange Autofahrt. Im Kindersitz des Einkaufswagens geht es dann weiter, wo er sich sichtlich wohl fühlt.
Kurioserweise will er aber so überhaupt nicht seine Großeltern in deren Haus unweit von Santiago besuchen. Dort schreit er pausenlos wie am Spieß, obwohl sie doch überhaupt keine kleinen Kinder essen. Vielleicht ist es ihm zu heiß oder die Umgebung zu unbekannt? So wirklich wissen wir nicht woran es liegt, also sind die Besuche und Übernachtungen bei Opa und Oma vorerst ausgesetzt.
Autofahren gefällt ihm aber und so wagten wir auch schon mehrmals den Weg in die andere Richtung, nämlich an den Strand von Calovebora. Der ist ja in der Tat sogar näher als der Supermarkt in Santiago. Es war bereits zu Yulys Geburtstag im Juli, als Simon das erste Mal salzigen Sand zwischen den Zehen hatte.



So weit fahren müssen wir aber eigentlich nicht um ein kleines Abenteuer zu erleben. Eine halbe Stunde von zu Hause, in den Bergen von El Alto, wächst nicht nur der Kaffee, sondern da wohnt auch eine ganze besondere Kuh. Nämlich die Jersey Milchkuh von Janice, die wir einmal im Monat besuchen um Milch zu kaufen. Allein schon die hügeligen unbefestigten Straßen dahin, sind ein Abenteuer für sich.
Klein Simon wie immer mit von der Partie, kuckt dann natürlich ganz interessiert beim Melken zu. So eine Kuh ist schon ein riesiges Vieh. Da sind unsere Ziegen richtig niedlich im Vergleich. Und um noch mehr durchgeschüttelt zu werden und noch andere Stallbakterien zu sammeln, haben wir auch schon Lizzy mit ihren Pferden in El Pantano besucht. Sie hat ein kleines Mädchen, welches ein paar Monate jünger als Simon ist. Und die Kleine ist schon unterwegs auf dem Pferd. Mit Sattel und Helm natürlich.
Unserer soll jetzt erst mal laufen lernen. Und dabei ist er schon ganz fleißig am üben, krabbelt quer durchs ganze Haus und zieht sich überall hoch. Das Gitterbett aus Teakholz, welches ich vor ein paar Monaten für ihn gebaut habe, müssen wir jedenfalls schon in der Höhe anpassen. Die Matratze muss nun weiter hinunter, damit er nicht einfach über die Absperrung klettert.
Auch den Kinderwagen haben wir schon von der Liege- auf die Sitzposition umgebaut. Und obwohl unsere Straßen nicht ideal dafür sind, ist Yuly oft mit ihm im Kinderwagen unterwegs. Jetzt bald kommt ja wieder die Trockenzeit, hier auch bekannt als Sommer. Somit werden wir wieder vermehrt am Fluss sein. Um die Zeit bis dahin zu verkürzen, habe ich für klein Simon noch schnell einen Sandkasten gebaut.



Aus Teakholz natürlich. Und damit der Sand nicht sofort zum Katzenklo und Hundespielplatz wird, habe ich einen faltbaren Klappdeckel entworfen, der sich beim Öffnen in eine Sitzbank verwandelt. Naja entworfen nicht ganz. Eher in der Google Bildersuche gefunden und einfach frech kopiert. Egal, es funktioniert prächtig und Simon hat den Sandkasten auch schon eingeweiht.
Wenn wir nicht in der Zwischenzeit an einem akuten Gehörschaden oder Schlafmangel sterben, werde ich euch dieses Jahr nochmal von unseren Ziegen wie auch vom Bauprojekt Brisas Rio Onda erzählen. Ich freue mich drauf, bis dann!

