Neues von der Baustelle: Ringanker und Tarnfarbe

Es ist Mitte bzw. Ende Dezember in Panama, und wie überall anders laufen die Leute in dieser Zeit Amok. Wir haben auf der Baustelle nicht viel von Weihnachten mitbekommen, doch den ein oder anderen Amoklauf gab es auch bei uns. So zum Beispiel an dem Tag, an dem unser Betonmischer einfach ums Verrecken nicht anspringen wollte.

Sven zog immer und immer wieder an diesem dämlichen Seilzugstarter, doch der kleine Motor setzte sich einfach nicht in Bewegung. Svens Kopf wurde immer roter, die Reiserei am Seil immer aggressiver, doch der Motor lief immer noch nicht. Naja, das Gelächter war am Ende umso größer, als sich schließlich herausstellte, dass er kurz zuvor Diesel statt Benzin in den Tank gekippt hatte.

Regenbogen auf der Finca

Viel verloren war nicht, und kaputt sowieso nicht. Einen Tag später lief der Betonmischer mit Benzin im Tank wunderbar wie am ersten Tag. Und wir haben nun eine Geschichte mehr, um Sven aufzuziehen. Tja, Spaß darf nicht zu kurz kommen. Ein wenig Arbeit zwischendurch schadet aber auch nicht. Nach den anfänglichen rapiden Fortschritten, hat sich das Tempo beim Bau des Lagerhauses nämlich etwas verlangsamt.

Das kann natürlich auch an den vielen Feiertagen oder dem nach wie vor regnerischen Wetter liegen. Der Maurer macht – sofern er denn arbeitet – aber einen guten Job. Nur leider halt nicht immer. Das Wochenende wird gerne mal verlängert oder vorgezogen. Alles hat eben Vor- und Nachteile. Ein Maurer in Österreich würde für den Tageslohn hier jedenfalls keine halbe Stunde arbeiten.

Was die Verlässlichkeit angeht ist also bestimmt Raum zur Verbesserung, beim Ressourcensparen und Improvisieren sind sie allerdings Weltmeister. Die Betonschalungen zum Beispiel bauen wir aus einfachen Brettern, die zusammengestückelt und von Nägeln und Draht gehalten werden. Wiederverwendet werden da jetzt nicht nur die Bretter, doch auch jeder einzelne Nagel wird nach dem Ziehen wieder gerade geklopft und für den nächsten Gebrauch vorbereitet.

Das Gerüst wird improvisiert aus Mauersteinen und U-Profilen gebaut. Das Arbeitsinspektorat hätte wahrlich eine Freude mit uns. Mittlerweile ist der Ringanker des Lagerhauses fertiggestellt und es werden die letzten Reihen aufgemauert. Wenn das Wetter und der Maurer mitspielen, bekommen wir vielleicht noch diese Woche die U-Profile fürs Dach auf die Mauern.

Das Dach und die Bodenplatte werden wohl bis nächstes Jahr warten müssen. Ich denke bis Ende Januar sollten wir dann soweit sein, um die ersten Materialien und Werkzeuge ins Lagerhaus zu bringen. Ja und dann wird es auch gar nicht mehr lange dauern, bis die nächste Baustelle startet. Aber das ist dann ein anderes Thema. Hier möchte ich jetzt erstmal von der Infrastruktur-Trasse erzählen, bei der ich in den letzten Wochen noch große Fortschritte gemacht habe.

Knapp 40 Stützen sind einbetoniert und ungefähr 180 Meter der Trasse fertiggestellt. Der Großteil der Rohre ist verlegt und nur noch an den Randbereichen Richtung Fluss bzw. Brunnen fehlen einige Meter. Das verteilen, zusammenstecken und kleben der Rohre war eigentlich eine tolle Arbeit für mich. Doch nicht mal das geht ohne Folgen, denn von den Daumen über die Unter- und Oberarme bis in die Brust hatte ich Muskelkater.

Ja, allzu viele PVC Rohre habe ich in meinem Leben noch nicht geklebt. Und gleich danach kam dann das anmalen, was sich als nicht weniger anstrengend herausstellte. Die drei Rohre deckend von allen Seiten zu bemalen, war auch nicht gerade einfach, aber ein Spaß für die ganze Familie. Die Farbe erfüllt dabei einen doppelten Zweck, denn neben dem netten Tarneffekt schützt sie auch die drei Rohre vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung.

Drei Rohre übrigens deshalb, weil eines davon für Trinkwasser, eines für Flusswasser zur Bewässerung und ein weiteres als Leerrohr für diverse Kabel wie Netzwerk, Telefon, Steuerungstechnik, uvm. verwendet werden soll. Die bis zu 15 Stromkabel, welche der Trasse entlang verlaufen werden, sind XLPE isoliert und zusammen genommen sicherlich so dick wie ein Oberschenkel. Sie sollen als Bündel verlegt werden und auf an den Stützen angebrachten U-Profilen aufliegen.

Bis die Kabel vom Schiff abgeladen, durch den Zoll und schließlich irgendwann auf unserem Hänger sind, werden aber noch ein paar Tage vergehen. Bis dahin beschäftige ich mich mit den Vorbereitungen. Entlang der Trasse möchte ich mehrere kleine Infrastruktur Hüttchen bauen, in denen Steckdosen, Wasserhähne und ein Schaltschrank für die Technik untergebracht werden sollen.

Schaltschrank wird verkabelt

Irgendwann kann damit dann Internet an die Häuser verteilt werden. Auch mindestens eine Pumpstation zur Bewässerung während der Trockenzeit muss noch errichtet werden. Vom Wassertank fange ich jetzt gar nicht an, und auch der Brunnen selber muss noch gemacht werden. Ihr seht schon, die Arbeit wird uns nicht so schnell ausgehen.

Ich freue mich drauf, bis zum nächsten Mal!

1 Antwort

  1. Michael Hinterauer sagt:

    Ja, da geht was weiter auf panamesisch … 🙂 … guten Rutsch, liebe Leute !

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